Hurra wir kapitulieren!
deutsche Zweig der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte für den besseren Weg, Karikaturisten und Journalisten zur Zurückhaltung zu ermahnen.
Das ist so irre, dass man es für einen Witz von Harald Schmidt halten könnte, wenn nicht sogar er, der weder Polen noch Frauen, noch Homosexuelle mit seinem Spott verschont, auch der Meinung wäre: »Wir müssen deeskalieren«, und, wie Kofi Annan es empfiehlt, »hineintreten in das Gespräch«.
Auch das PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland, die genau wissen müssten, wohin Appeasement führt, mag kein Risiko eingehen. Es verurteilt »aufs Schärfste die gewalttätigen Ausschreitungen aufgeputschter Massen in verschiedenen Teilen der Welt«, erinnert aber zugleich daran, »dass Freiheit auch freiwillig geübte Zurückhaltung einschließt«, und ruft dazu auf, »den kritischen Dialog statt der vorsätzlichen Provokation zu suchen« - jedem das Seine eben.
Schöner und diplomatischer hätte es auch Altkanzler Schröder nicht sagen können. Zu Besuch beim Dschiddah-Wirtschaftsforum in Saudi-Arabien bezeichnete er die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen als »großen Fehler« und rief die Europäer zu »größerem Verständnis für die Gefühle der Muslime« auf. Schröder war so damit beschäftigt, Verständnis für die verletzten Gefühle der Moslems einzufordern, dass er nicht dazu kam, seine Gastgeber zu bitten, auf den hübschen Brauch der freitagnachmittäglichen öffentlichen Hinrichtungen und Handamputationen zu verzichten, um die Gefühle der Gegner der körperlichen Züchtigung, die es sicher auch in Saudi-Arabien gibt, nicht zu verletzen.
Während Schröder in Saudi-Arabien Verständnis für die Gefühle der Muslime einforderte, sorgte der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter für Deeskalation in der Etappe. Er gab »Spiegel online« ein Interview, in der er unter anderem sagte: »Der Westen sollte alle Provokationen unterlassen, die Gefühle von Erniedrigung und Demütigung hervorrufen. Wir sollten die kulturelle Identität der islamischen Länder mehr achten ... Für die Muslime ist wichtig, als ebenbürtig anerkannt und gewürdigt zu werden.« Was die islamischen Völker brauchten, wäre »eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe«.
Welche Provokationen der Westen unterlassen sollte und wie eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe konkret aussehen könnte, sagte Richter nicht. Er blieb, wie es so seine Art ist, im Allgemeingültigen stecken. Sollen, um auf gleiche Augenhöhe zu kommen, eigene Abteile für Frauen in Bussen eingerichtet werden, wie das in Saudi-Arabien der Brauch ist? Soll das Heiratsalter für Mädchen auf elf Jahre gesenkt werden, wie es im Iran der Fall ist? Soll für Ehebruch die Todesstrafe durch Steinigen eingeführt werden, wie es die Scharia verlangt? Was könnte der Westen noch unternehmen, um seinen Respekt vor der kulturellen Identität der islamischen Länder zu bekunden? Oder würde es reichen, Horst-Eberhard Richter von Fall zu Fall darüber entscheiden zu lassen, ob der Tatbestand der Provokation erfüllt ist, zum Beispiel dann, wenn in Herne ein Wet-T-Shirt-Contest stattfindet, durch den sich gläubige Moslems in Hyderabad erniedrigt und gedemütigt fühlen könnten?
Peter Scholl-Latour, Islam-, Orient- und Benimm-Experte, behauptete in der »Bild«, »jegliche Darstellung des Propheten Mohammed« sei »von Anfang an im Islam sehr rigoros verboten worden«, was zwar nicht stimmt, aber auch nicht von jedem »Bild«-Leser sofort überprüft werden kann. Scholl-Latour äußerte Verständnis für die Reaktionen der beleidigten Moslems (»Wer den Propheten Mohammed in einer Karikatur lächerlich macht..., fordert die Moslems extrem heraus«) und kam dann auf seine Sensibilität zu sprechen: »Und als gläubiger Katholik sage ich: Wenn man im Fernsehen oder in der Zeitung die christliche Religion derart verhohnepipelt, schockiert mich das auch zutiefst.«
Auch Franz Josef Wagner fühlte sich dem beleidigten Propheten schon zu Lebzeiten solidarisch verbunden: »Wenn wir sterben, wollen wir Weiterreisen. Als Christ, als Muslim, als Buddhist - ich will Weiterreisen und nicht verlacht werden wie Mohammed.« (Als Jude bin ich Franz Josef Wagner sehr dankbar, dass er mich auf seinen postmortalen Exkursionen nicht dabei haben will.)
Das »Neue Deutschland«, traditionell der Idee einer Erziehungsdiktatur verpflichtet, gab einem Anfall von Schadenfreude nach: »Wie wir gelernt haben, besitzen die Dänen
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