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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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einfachen wie genialen Trick an, auf den er selbst gekommen (und deshalb sehr stolz) war: Er sammelte 7 d-Gelder von anderen Firmen ein, die gleichfalls das brennende Bedürfnis empfanden, im Boom der deutschen Nachkriegswirtschaft ›Gewinne wegzudrücken‹, wie der Fachausdruck lautete. Er kassierte von nahezu zweihundert Firmen. Unter diesen befanden sich viele Werke, bei denen er auch Riesenpakete von Aktien besaß. Die meisten der zweihundert Firmen, die er solcherart zu ihrer grenzenlosen Erleichterung erleichterte, erzeugten Güter, die sie dann später mit Jakob-Formann-Schiffen nach Übersee, insbesondere nach Nord-, Mittel- und Südamerika verfrachteten. Und daran verdiente Jakob Formann zum drittenmal!
    Eine solche Hasenpfote hingegen gab es nur einmal auf der großen, weiten Welt!

19
    Die Außenstelle Seefahrt des Bundesverkehrsministeriums in Hamburg wurde geleitet von einem Staatssekretär. Der ließ Jakob monatelang ohne Antwort auf seine Bitte um eine Audienz. Dann erhielt Jakob endlich einen Termin für ein Gespräch mit dem Herrn Staatssekretär Bredendorff: Hamburg, Mittwoch, der 29. Oktober 1956, 17 Uhr präzise. Der Herr Staatssekretär habe an diesem Abend noch nach den USA zu fliegen … Es ist jetzt – Blick auf die Uhr! – 14 Uhr 42, und Jakob verläßt mit seinen zwei Begleiterinnen soeben das HÔTEL DES CINQ CONTINENTS in Paris. Das Gepäck ist in den Rolls geladen. Monsieur le Président-Directeur Général des CINQ CONTINENTS küßt den Damen die Hand und schüttelt Jakobs Pranke in herzlicher Verbundenheit.
    »Mensch, Otto, nun tritt aber auf den Stempel«, sagte Jakob zu seinem Freund und Kumpel, dem Chauffeur Otto Radtke. »Unsere Maschine geht um fünfzehn fünfundvierzig, und ich muß sie kriegen!«
    »Stempel ist gut, Jakob, du siehst doch: fast stehender Verkehr!«
    »Herrgott, wenn ich ihn heute nicht erwische, läßt der Staatssekretär Bredendorff mich wieder ein Jahr warten! Oder empfängt mich überhaupt nicht mehr!«
    »Ich tu, was ich kann«, sagte Otto. Er tat wirklich, was er konnte.
    Bis zum Flughafen Orly hinaus war es ein hübsches Stück Weg. Und der Verkehr war wirklich abenteuerlich. Sie erreichten den Airport deshalb auch erst um 15 Uhr 51.
    Jakobs Maschine, eine Caravelle der AIR FRANCE , war abgeflogen. Flugplanmäßig. Einen weiteren Direktflug nach Hamburg gab es an diesem Tag nicht mehr.
    »Ohne mich abfliegen!« tobte Jakob purpurn im Gesicht. »Na wartet, jetzt werdet ihr was erleben!«

20
    Um 15 Uhr 51 schrie Jakob Formann das.
    Um 16 Uhr 16 bereits raste er, hinter dem Piloten sitzend, in einem T-33-Düsenjagdflugzeug mit einer Geschwindigkeit von etwa siebenhundert Kilometer in der Stunde und in einer Höhe von achttausend Meter Hamburg entgegen. Der Pilot drehte sich immer wieder mit scheuer Hochachtung zu Jakob um. Das muß ja ein ganz großes Tier sein, dachte er, wenn man den Mann mit einem US -Air-Force-Trainer der NATO von Paris nach Hamburg zu bringen hat. Noch dazu einen Deutschen! (Der allerdings fließend Englisch spricht.)
    Sie durchflogen eine Sturmfront, die Maschine wurde nach oben und unten geschleudert, trudelte, fing sich, trudelte … Na, wann kotzt diese Very Important Person endlich? dachte der Pilot.
    Die VIP kotzte nicht. Sie lachte dem Piloten zu.
    »Viele Schlaglöcher!« rief Jakob in bester Laune durch das Kehlkopfmikrofon. (Da sieht man, was ein regelmäßiges Körpertraining ausmacht, dachte er.)
    Und, dachte er weiter, es steht nun also eindeutig fest, daß ich jemand bin, vor dem sogar die Vereinigten Staaten von Amerika strammstehen. Jakob Formann – ein Welt-Begriff eben!
    Der Welt-Begriff war sofort nach Ankunft in Orly zum Chef des Flughafens gespurtet und hatte eine Blitzverbindung mit dem Weißen Haus in Washington gefordert.
    »Hören Sie, Monsieur – ah, Sie sprechen nicht Französisch, hören Sie, Mister, Sie sind wohl ein wenig … äääh … wie?« Der Chef von Orly hatte auf einen Alarmknopf gedrückt und war hinter seinen Schreibtisch retiriert. Drei wahre Gorillas kamen hereingestürmt, im Begriff, den zweifellos Irren in den Griff zu bekommen. Doch der eine, die Faust schon erhoben, stoppte entgeistert.
    »Was ist?« schrie der Chef des Flughafens, der inzwischen unter Bergen von Papier eine Pistole gefunden hatte und mit ihr herumfuchtelte. »Wollen Sie warten, bis er uns alle umbringt, dieser Wahnsinnige?«
    »Sie … sind … Monsieur … Formann, nicht wahr?« stammelte der entgeisterte

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