Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
es.
    »Ich finde noch immer keine Worte …«
    »Wofür, mein liebes Kind?«
    »Einen Mann wie dich …«
    »Ja, mein liebes Kind?« forschte er.
    »…habe ich noch nicht erlebt! So etwas gibt es nur einmal«, flüsterte sie an seiner Brust.
    »Ich bin ein Mann wie jeder andere. Nur meiner Zeit immer um zwei Schritte …«
    »Ach, Jakob …«
    »Ach, BAMBI  …«
    Schöner großer Salon mit genug Platz, dachte Jakob, während die ›Learstar‹ vornehm, leise und ohne auch nur zu vibrieren, geschweige denn im geringsten zu schwanken, eine Wolkenwand durchschnitt und in den österreichischen Luftraum eindrang. Nette Kerle, die Piloten. Die kommen niemals in den Salon. Ganz zur Sicherheit kann ich ja noch die Tür zum Cockpit zuriegeln.
    Zwischen Salzburg und Neapel frohlockte BAMBI während der ersten Chinesischen Schlittenfahrt ihres Lebens. Jakob hatte es immer eilig. Bei einer einzigen Sache ließ er sich Zeit.
    And it’s a long, long way zum Indischen Ozean, zu den Seychellen daselbst und im speziellen zur Insel Mahé – der größten und schönsten von den zweiundneunzig Inseln der Seychellen …

29
    Ach, Mahé …
    Ach, eines der letzten Paradiese dieser Erde! Ein tropisches Eiland. Korallen und Granit, weißer Sandstrand, Palmenhaine, in denen die phantastischsten Orchideen in zahllosen Bündeln von den Ästen der Bäume hängen. Die schönen Vögel. Die riesigen Schildkröten. Die unendliche See. Die PIRATE’S ARMS , das ›Seeräuberhotel‹ im kolonialseligen Victoria. Pittoresk außen, innen voller Komfort des zwanzigsten Jahrhunderts, anno 1957. Da wohnen wir, BAMBI und ich. Die PIRATE’S ARMS gehören mir. Ich habe sie, zusammen mit dem Jaschke natürlich, aufgebaut, als wir hierher Fertighäuser und Truppenunterkünfte und einen Behelfsflugplatz lieferten, für die Amerikaner. Nicht viele. Nur für die Befehlsstelle da oben auf dem höchsten Hügel von Mahé. La Misère, der ›Elendshügel‹, heißt er. Hundertvierzig Amerikaner – Offiziere und Wissenschaftler – leben dort. Basteln seit einer Ewigkeit an einer Sache herum, die sie ›Tracking Station‹ nennen. Haben mir oft erklärt, was das ist. Kontrollstation. Es scheint, die Amis wollen so ein Ding – ›Satellit‹ nennen sie es – entwickeln und in den Weltraum schießen, und dieser ›Satellit‹ soll dann dauernd die Erde umkreisen und Nachrichten und Bilder speichern und zur Erde zurückfunken – total meschugge, aber das waren die Amis schon immer, nicht zu fassen so ein Blödsinn, das kann es doch nicht geben, das wird es doch nicht geben, nie, die schmeißen auch mit den Millionen rum, Junge, Junge, Junge! Aber: Sind’s meine Millionen? Prima bezahlt haben sie mich. Prompt wie immer. Ich habe gleich gewußt, das wird hier nicht mehr lange ein Paradies bleiben, auch hierher werden die Touristen kommen! Die kommen überallhin! Also habe ich PIRATE’S ARMS bauen lassen. Es sind oft Amerikaner vom Hügel da. Touristen noch keine, die Zimmer stehen leer. Nicht mehr lange, das weiß ich. Jakob Formann ist seiner Zeit immer um zwei … Darum habe ich auch den ganzen riesigen Strand von Beau Vallon gekauft – spottbillig, in ein paar Jahren wird hier jeder Quadratmeter ein Vermögen kosten.
    Bestimmt ein goldrichtig angelegtes Vermögen. Das da wird mal eine Spielwiese für die Superreichen werden. Die Brandung schäumt, die Palmen rauschen leise. Ich mache mir ja nichts aus Natur. Überhaupt nichts. Natur – die ist mir immer ganz egal gewesen. Aber die Einsamkeit hier! Nackt können wir rumrennen, BAMBI und ich. Ein Temperament hat die – also, die ist nach drei Chinesischen Schlittenfahrten nicht zufrieden. Will eine vierte! Bei der sind wir gerade. Auf dem weißen Sand von Beau Vallon. Ach, ist diese BAMBI süß. Ach, ist diese BAMBI wild. Ich fühle, ich fühle, dieses vierte Mal wird es ein besonders wunderbares Ende geben. Wir nähern uns ihm, mit jeder Bewegung mehr, jetzt! BAMBI bäumt sich auf, mein Körper spannt sich, jetzt, jetzt, jetzt …
    »Herr Formann!«
    Verflucht und zugenäht!
    Das gibt’s doch nicht. Das ist doch unmöglich.
    »Herr Formann, wollen Sie nicht gefälligst aufhören, wenn ich mit Ihnen spreche?«
    Ich bin hinüber, es ist soweit, ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank, ich bin reif für die Klapsmühle. Mein schönes, junges Leben. Mein schöner Krieg. Alles aus und zu Ende. Wahrscheinlich war das bereits ein Irrenhaustraum, und wenn ich jetzt die Augen aufmache, werde

Weitere Kostenlose Bücher