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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Reichen, die nun auch ihn und seine Begleiterinnen trug, wurde Jakob hochgeschwemmt bis zur Terrasse. Plötzlich standen Sir Alexander und Lady Jane vor ihm, er ein braungebrannter, breitschultriger Riese mit blitzenden blauen Augen, sie eine herbe Schönheit mit silbern gefärbtem Haar.
    »Mister Formann«, sprach der Gastgeber in bestem King’s English, »wie freue ich mich!«
    »Sie wissen, wer ich …« Jakob stoppte gerade noch rechtzeitig. Natürlich weiß der. Er hat genug Bilder von mir gesehen. Und außerdem steht so ein Ausgebeulter halb hinter ihm und flüstert ihm dauernd was ins Ohr, wahrscheinlich die Namen der Leute, die da ankommen!
    »Die Freude ist ganz auf meiner …« Jetzt kam der ganze Quatsch. Achtgeben! Wie hat die Edle mir das beigebracht? Zuerst der Lady die Hand küssen. Nicht den Rücken zu tief krümmen, sie muß mit der Hand etwas hochkommen. Sie kommt. Sie lächelt. Angedeuteter Handkuß. Kurzer, markiger Händedruck mit Sir Alexander. Darf ich bekanntmachen … Jetzt die zwei Mädchen. Ja, so ist es richtig. BAMBI benimmt sich wie eine Fürstin!
    Und gar erst Claudia. Die küßt die Lady und den Sir und wird wiedergeküßt.
    Alex … Jane … Claudia.
    Natürlich, die kennen sich. Claudia hat das ja auch nur deshalb einfädeln können. Die hat so was schon hundertmal, tausendmal mitgemacht. Für die ist das ein Honiglecken. Ein kleines Scherzwort. Ein kleines Lachen. Und schon geht es weiter, denn neue Große, Berühmte, Gewaltige drängen nach.
    Wollen wir uns das einen Moment anschauen, bevor wir uns zwanglos, ganz zwanglos über die Terrasse auf die von Flutlicht übergossenen englischen Rasenflächen begeben, wo schon viele Erlauchte herumstehen, plaudernd, rauchend, trinkend, denn Rudel von Dienern (weiße Jacke, weiße Handschuhe, alle!) eilen mit Silbertabletts voller Gläser herum und offerieren, was das Herz begehrt. Dazu – großer Gott, jetzt sehe ich es erst! – in der Ecke einer erhöhten Tanzfläche, die in wechselnden Farben angestrahlt wird, eine Kapelle – mindestens ein Dutzend Mann, mit Flügel und allem –, die leise und unaufdringlich sanfte Musik spielt.
    Was ist das?
    ›Donau, so blau, so blau‹ ist das. Phantastisch. Und was für Namen … … Prince et Princesse di Carano … Le Grand-Duc de Cottalény … Son Excellence, le Ministre d’Etat José de Santis et Madame … Monsieur le Président Directeur Général de la … Seine Exzellenz, der Außerordentliche und Bevollmächtigte Minister … Son Altesse … La Marquise de … Le Consul Général de … Comte et Comtesse de … Seine Durchlaucht … Franzosen … Engländer … Tunesier … Scheichs aus Arabien … deutsche Edelleute, bestimmt direkt von jenem Friedrich Lobesam abstammend … Präsidenten der größten amerikanischen Banken, der größten französischen Banken … die größten Nobelpreisträger für Literatur … die größten Filmstars … die größten Maler … die größten Komponisten … die größten Dirigenten … DIE GRÖSSTEN ! Ein Diener trat an Jakob und seine schönen Begleiterinnen heran, das Silbertablett voll herrlicher Gläser. Die Damen akzeptierten Champagner. Jakob brauchte etwas Kräftigeres. Whisky!
    Na was denn, ich werde doch noch einen Whisky vertragen! Schließlich bin ich ja auch weltberühmt. Können wir ruhig einen Schluck trinken, einen großen, bevor das Sich-Vorstellen und das mit Recht so beliebte, ach so zwanglose Cocktail-Geplauder beginnt.
    Jakob trank sein Glas aus. Vom nächsten Diener, der vorüberkam, nahm er ein zweites. Und damit – wir kennen seine dramatische Beziehung zum Alkohol! – war er bereits rettungslos verloren.

42
    Natürlich nicht gleich.
    Immerhin plauderte man zuerst fast eine Stunde, bevor zu Tisch gebeten wurde. Immerhin huschten eine Stunde lächelnde Kellner mit Silbertabletts vorbei. Immerhin, immerhin.
    In dieser einen Stunde machte Jakob die Bekanntschaft von Politikern, Militärs, Wissenschaftlern, Künstlern, Wirtschaftlern und Mitgliedern der ganzganzganz hohen High Society. Und er machte eine Stunde lang Konversation à la Pawlow (Sabbern).
    Unmöglich, alle seine Repliken, seine Axiome, seine Bedingten Reflexe wiederzugeben!
    Apropos Axiom: Das ist ein unmittelbar einleuchtender, nicht mehr zu beweisender Grundsatz – haben Sie vielleicht gedacht, Jakob weiß nicht, was ein Axiom ist?
    Hier eine (ganz) kurze Auswahl dessen, was er, nach Eigenerziehung,

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