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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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wie in einer Parfümerie, die ausschließlich ›Jean Patou‹-Parfums vertrieb.
    Beide Damen zeigten bloße Schultern und erregende Dekolletés.
    Otto bog nun rechts ab.
    Saint-Jean-Cap-Ferrat: 1,5 km, stand auf einer Tafel.
    Der Mercedes rollte auf die kleine Halbinsel hinaus.
    »Dies«, gab Jakob bekannt, »war einmal ein Fischerdorf. Nun hat es sich zu einem Paradies der Reichsten der Reichen entwickelt – in der Mitte der Ostküste. Wer hier wohnt, kann sich sowohl in Nizza wie in Cannes wie in Monte Carlo vergnügen. Ein Kleinod.«
    »Wie die Seetschellen?« fragte BAMBI .
    »Wie die Seychellen, mein liebes Kind.«
    »Wir ßollten auch hier ein Haus haben«, meinte BAMBI .
    »Werden wir, werden wir«, murmelte Jakob, seine schweißnassen Hände reibend, verzweifelt immer wieder die Hasenpfote in der Smokingtasche pressend. »Vergiß nicht, BAMBI , du hast mir versprochen, schön zu sein und den Mund zu halten!«
    »Willst du damit vielleicht ßagen, daß ich doof bin?« BAMBI regte sich auf.
    »Um Himmels willen! Nur, du bist so schön … so schön … Die schönen Frauen sprechen kaum. Sie lächeln nur geheimnisvoll.«
    »Sso?« fragte BAMBI und gab eine Kostprobe.
    »Genau so, mein liebes Kind!«
    »Wenn ich das nicht kann! Jahrelang habe ich das trainiert bei den Fotografen!« BAMBI war wieder besänftigt. Jakob warf Claudia einen Blick zu. Diese nickte dem Erschöpften aufmunternd zu. Ihr Blick sagte: Mut, nur Mut, es wird schon schiefgehen.
    Wenn man etwas verschreit …

41
    Natürlich war es noch zu früh.
    »Man kommt nicht zu früh«, sagte die Contessa. »Zu spät ja, aber nicht zu früh. Das ist nicht fein. Wir müssen noch ein bißchen herumfahren, Otto. Zuerst zur Midi-Plage.« Claudia kannte sich hier aus. Sie sprachen alle Englisch miteinander, ganz blödsinnig, denn sie alle konnten deutsch. Mit Französisch war das so eine Sache. Jakob sprach es jetzt halbwegs, Claudia natürlich fließend, BAMBI kein Wort, Otto etwa so gut wie Jakob. Claudia hatte gesagt, daß hier unten jeder zweite Englisch verstehe und spreche. Ja, und was macht man mit jedem ersten?
    Otto hatte den Mittelpunkt des Ortes, die Place Clemenceau, erreicht und bog nun, wie Claudia ihn geheißen hatte, zur Midi-Plage nach links ab. Rot färbte die sinkende Sonne das Meer. (Genauso rot wie den Don bei Rostow, dachte Jakob. Bei Rostow tut sie das freilich mit viel mehr Berechtigung! Wagner kann ich nur folgen, solange er von Meyerbeer beeinflußt ist.)
    »Immer noch zu früh«, sagte Claudia. »Otto, fahren Sie jetzt zum kleinen Hafen und zur Kirche.«
    »Jawohl, Frau Gräfin.«
    Schließlich war es an der Zeit. Die Halbinsel bevölkerte sich mit Rolls-Royces, Bentleys, Cadillacs. Und ich mit meinem Mercedes, dachte Jakob voll Bitterkeit. In der Erde würde ich am liebsten versinken.
    »So, Otto, nun können wir«, sagte Claudia. (Sie waren am Badestrand Anse de la Scalette angekommen. Die Straße folgte ihm eine Weile, dann führte sie in Kurven zur Spitze der Halbinsel. Da oben sah Jakob einen alten Wachtturm, eine Kapelle, einen Friedhof und eine riesige Statue.)
    »Die Statue ist aus Bronze, die Madonna von Galbusieri«, gab Claudia bekannt, die seinen Blicken gefolgt war.
    Verflucht, Galbusieri, dachte Jakob. Nie gehört. Da geht kein Sabbern. Nix. Hoffentlich kommt nicht die Rede auf diesen Galsowieso.
    Zu seiner Überraschung hielt Otto plötzlich.
    »Was ist los?«
    »Wir sind da, Jakob.«
    »Das gehört schon Sir Alexander?«
    »Das gehört schon Sir Alexander«, sagte Claudia, kühl bis ans Herz hinan. »Rund um die ganze Inselspitze. Habe ich dir doch gesagt, Jakob. Ein ungeheurer Besitz, du wirst sehen.«
    Otto war ausgestiegen, öffnete die vordere und die hintere Wagentür und war den Herrschaften beim Aussteigen behilflich.
    Jakob hatte weiche Knie.
    Er stand auf einem Parkplatz, der so groß war wie ein halbes Fußballfeld. Weißer Schotter. Ein Wagen nach dem andern kam angeglitten. Hielt. Chauffeure oder Diener rissen Schläge auf. Jakob sah gebannt, was da so alles aus den Wagen quoll – Herren mit Silberhaar oder ganz ohne, Damen sehr jung, sehr alt, allesamt unirdisch kostbar gekleidet, mit so viel Schmuck behängt, daß es Jakob schwindlig wurde. Zum Glück sind meine Sachen von ›Cartier‹ auch nicht ohne, dachte er. Mies … so mies sind viele von den Weibern! Je mieser, um so mehr Klunker. Donnerwetter, aber da gibt es ja auch einen Haufen junge Dinger, bei deren Anblick wird dir gleich

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