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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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die Russen, die haben es einfach besser.
    Jakob riß sich zusammen, griff nach der Hasenpfote in der Hosentasche und sprach weiter: »Gleich, als bekannt wurde, Exzellenz, daß Sie nach Bonn kommen, hat sich mein Generalbevollmächtigter mit mir unterhalten. Wenn wir beide etwas hassen, dann ist es Ungerechtigkeit!«
    »Genau wie wir. Sie sprechen mir aus der Seele, Mister Formann«, sprach Seine Exzellenz Ora N’Bomba. »Wie hatten wir unter Ungerechtigkeit zu leiden, solange unser Land eine Kolonie gewesen ist! Schulen gab es nicht, Lesen und Schreiben lehrte man uns nicht! Wir sollten in Abhängigkeit und Hilflosigkeit gehalten werden, damit wir ganz leicht zu unterdrücken waren. Und unsere Bodenschätze, das gute Kupfer, nahmen die Weißen uns einfach weg!«
    »Eine Schande!« rief Jakob empört.
    »Eine Schande, jawohl!« sagte N’Bomba. »Unter den Weißen waren die sozialen Unterschiede gegen den Sozialismus! Jetzt, da wir frei sind, ist der Sozialismus gegen die sozialen Unterschiede!«
    »Da sehen Sie es.« Jakob wiegte das Haupt. »Genau, was ich meine! Wenn Sie die Entwicklungshilfe-Millionen für die Fertighäuser von der deutschen Regierung genommen hätten, wären Sie wiederum gezwungen gewesen, die Häuser von einer deutschen Firma herstellen zu lassen, die im Kampf mit anderen Firmen auf diesem Gebiet liegt und das billigste Gebot gemacht hätte. Folge: Soziale Ungerechtigkeit in der Bundesrepublik! Wir, mein Generalbevollmächtigter und ich, haben uns sofort gesagt: Nein, Exzellenz müssen die Millionen von uns bekommen! Wir geben Exzellenz einen Experten und Facharbeiter, die werden die Fabriken zur Herstellung solcher Häuser in Karania bauen. Und das, was die Fabriken kosten, finanzieren wir vor, und Sie zahlen es uns zurück. Ganz einfach. Und wenn die Fabriken fertig sind, können Ihre Landsleute sie übernehmen und selber weiterproduzieren! Nur vierzig Prozent Kapazität der Fabriken behalten wir uns vor. Und die Fertighäuser, die ich baue, sind nun mal die anerkannt besten! Weiß Gott, was für einen Mist Sie sonst gekriegt hätten!«
    »Die Dankbarkeit meines Volkes ist Ihnen für alle Zeit gewiß, meine Herren«, sprach der Premier ergriffen.
    »Wir werden Ihnen also das Geld geben, und nicht die Regierung! Wieviel brauchen Sie? Erlegen Sie sich keinen Zwang auf! Achtzig Millionen? Hundert?«
    Man einigte sich auf neunzig Millionen.
    »Sie sprechen phantastisch Englisch, Exzellenz«, sagte Jakob schmeichlerisch, nachdem alle Verträge unterzeichnet waren.
    »Ich habe in Oxford studiert, Mister Formann«, gab der Premier bekannt. »Mein Vater war Elfenbeinhändler. Sie wissen, die Stoßzähne der Elefanten …« Jakob und Franzl nickten. »Im übrigen: Ihre Spezialisten können mit einer Maschine der KARANIAN AIRLINES nach Afrika, in meine Heimat kommen!«
    »Sie haben schon eine eigene Luftfahrtgesellschaft, Exzellenz? Donnerwetter!« staunte Jakob. »Wie viele Maschinen sind denn im Einsatz?«
    »Eine«, erwiderte der Premier freundlich. »Meine. Ich habe sie sofort gekauft, als ich die ersten Entwicklungsmillionen von Ihrer Regierung erhielt.«
    »Sehr klug und weitsichtig, Exzellenz. Mehr Maschinen werden natürlich folgen!«
    »Natürlich, Mister Formann. Sobald die nächste Millionenrate der Bundesregierung fällig ist. Und vor allem dann, wenn ich Kaiser von Karania geworden bin!«
    Da konnten die Herren Formann und Arnusch nur stumm schlucken.
    Mit tiefen Verneigungen und innigen Händedrücken verabschiedeten die beiden den schwarzen Anwärter auf den Kaiserthron von Karania schließlich. Sie begleiteten ihn bis auf die Straße hinaus. Hier stand ein nagelneuer großer Mercedes hinter dem Bentley des Arnusch Franzl. Ein weißer Chauffeur in Livree riß mit tiefer Verneigung, die Kappe in der Hand, den Schlag für den Neger auf.
    »Schicker Wagen«, sagte Jakob.
    »Nicht wahr? Den habe ich von der allerersten Rate der Bundesregierung gekauft. Ich meine: Als Staatschef …«
    »… müssen Sie einen solchen Wagen haben, das ist nur selbstverständlich«, beeilte sich Jakob zu sagen. Danach kam der Arnusch Franzl zu Wort: »Und ein deutscher Chauffeur ist auch unerläßlich. Guten Tag, lieber Herr …«
    »Stößlgasser«, sagte der riesige Chauffeur mit rauhen Urlauten. Sie schüttelten ihm beide die Hand, der Jakob und der Franzl. Schließlich waren sie soziale Sozialisten, und alle Menschen sind gleich, wenn auch manche gleicher sind als die andern.
    »Ich habe eine Reise

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