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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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durch das schöne Bayernland gemacht«, erklärte der Premier. »Ludwig der Zweite! Hohenschwanstein! All diese herrlichen Schlösser! Diese Kultiviertheit! Das werden wir jetzt sehr bald auch in Karania haben! Kaiserschlösser …« Exzellenz blickten träumerisch in die Ferne. »In Ruhpolding – ein märchenhafter Ort, ach ja, in Ruhpolding habe ich Mister Stößlgasser gefunden. Wir sind schon sehr gute Freunde geworden!« Der Premier schlug dem Bayern auf die Schulter. »Mister Stößlgasser kommt mit nach Karania, natürlich.«
    »Natürlich«, echoten der Jakob und der Franzl.
    »Wie der Mercedes! Der wird verschifft! Mister Stößlgasser fliegt mit mir. Als Premier muß ich doch einen Weißen als Chauffeur haben, nicht wahr? … Als Hofchauffeur …«
    Die Herren Formann und Arnusch beeilten sich, dem Premier zu versichern, daß das sogar unerläßlich sei – ein Attribut höchster Würde und zugleich ein Zeichen absoluter Freiheit und Unabhängigkeit von fremden Ländern (insbesondere solchen mit weißer Bevölkerung).
    Sie winkten dem Wagen lange nach, dann gingen sie in die Villa zurück. »Gott sei Dank«, sagte Jakob.
    »Gott sei Dank, was?«
    »Gott sei Dank hat Gott es uns erlaubt, diesen armen Menschen zu helfen. Ich hatte bereits eine beginnende Neurose … Das Elend in den frei und unabhängig werdenden Staaten der Dritten Welt ließ mir keine Ruhe mehr und hätte mich gar bald zum Wahnsinn getrieben.«
    »Mein Armer«, sagte der Arnusch Franzl. »Jetzt aber ist alles wieder gut, ja?«
    »Ja, Franzl«, sagte Jakob. »Dank dir! Du weißt nicht, was diese Transaktion, die du da zustande gebracht hast, für mich bedeutet!«
    »Ach doch, ich weiß es schon.« Der Arnusch Franzl grunzte. »Das wird das größte Geschäft unseres Lebens!«
    »Das allergrößte! Deine Idee war einfach genial mit den afrikanischen Fabriken für unsere Fertighäuser. Und jetzt rufst du sofort den Jaschke an und sagst ihm, er muß runterfliegen nach Karania, schnellstens, mit seinen besten Leuten.«
    »Natürlich«, sagte der Franzl. »Und damit machen wir den Anfang von einem Riesenrebbach!«
    »Dank deiner Genialität, Franzl! Denn, wie du gleich am Anfang gesagt hast: Wenn der Schwarze das Geld von Bonn nimmt, dann kann er die Fertighäuser auch von Jäger und Hampel kaufen, den miesen Vögeln.« Jäger & Hampel war eine Firma, die ebenfalls Fertighäuser fabrizierte und so zum natürlichen (und durchaus nicht ungefährlichen) Konkurrenten für Jakob geworden war. »Aber in den Fabriken, die der Jaschke dem Kaiserneger da hinbaut, da kann man bloß
unsere
Häuser herstellen! Und vierzig Prozent der Kapazität bleiben uns! Damit können wir ganz Afrika mit Fertighäusern beliefern! Mensch, Franzl, was da Geld reinkommen wird, ajajaj!«
    »Natürlich werden Jäger und Hampel jetzt sagen, wir haben einen Beschiß gemacht. Aber das soll uns nicht bekümmern«, sagte der Franzl salbungsvoll. »Wir können es beruhigt überhören und diese Säue still verachten, denn wir wissen, daß wir nur Gutes für arme Menschen tun.«
    »Franzl, du bist wirklich mein bester Freund!« rief Jakob bewegt aus. »Ich muß dir endlich einmal zeigen, wie dankbar ich dir bin für alles, was du für mich tust!«
    »Ach, hör schon auf …« Der dicke Arnusch Franzl zierte sich. »Ist doch selbstverständlich, mein Bester!«
    »Gar nicht selbstverständlich! Ich will dir auch einmal eine Freude machen. Hast du einen Wunsch? Na! Sag schon! Ist erfüllt, der Wunsch, was immer es ist!«
    »Weißt du, ich hätte gern … Nein, das geht nicht …« Der Franzl machte auf verschämt.
    »Bei Jakob Formann geht alles! Was hättest du also gern? Raus damit!«
    »Du zwingst mich, es zu sagen …!«
    »Ich zwinge dich, na klar, mein Lieber! Also, was hättest du gerne?«
    »Eine Bank«, sagte der Arnusch Franzl.
    »Eine was?«
    »Du weißt doch, daß ich mich mein Leben lang für Geld interessiert habe. Eine ganz kleine Bank nur. Nicht hier in Deutschland. Für meine Geschäfte. In Wien am besten.«
    »Und das sagst du Esel mir erst jetzt?« regte Jakob sich auf.
    »Tja, siehst du, mein Guter, um so eine Bank, auch eine ganz kleine, zu eröffnen, brauche ich natürlich Geld. Und ich wollte doch nicht dich, meinen besten Freund, um Geld …«
    »Halt den Mund! Wieviel Geld brauchst du für die kleine Bank in Wien?« Jakob war tief gerührt ob solcher Bescheidenheit seines großen Mentors.
    »Ja, hm, also …«
    »Wenn du es mir nicht sagst, feuere

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