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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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ist sie denn dann?« fragte Jakob. O Herresheim, o Herresheim, was bist du für ein Riesenschwein!
    »Unerläßlich, Herr Formann!« Der von Herresheim stützte die Ellbogen auf den Tisch und preßte die Spitzen der edlen Finger aneinander. »Wir alle wissen, daß die Ölkrise die gesamte Weltwirtschaft in eine üble Lage gebracht hat. Daß die größten Unternehmen schwerste Rückschläge und Einbußen erlitten haben. Daß die seriösesten und ältesten Werke in Schwierigkeiten gekommen sind. Natürlich auch Sie, Herr Formann. Es wäre unsinnig, hierüber zu streiten. Niemand macht Ihnen einen Vorwurf daraus. Unsere Bitte, Ihre Bilanzen vorzulegen, ist kein persönlicher Insult, Herr Formann!«
    Alle anwesenden Herren beeilten sich, dies auch ihrerseits Jakob zu versichern. Keine Rede von einem individuellen Mißtrauen.
    »So, dann müssen Sie ja jetzt viel zu tun haben, Herr von Herresheim«, sagte Jakob.
    »Wieso, Herr Formann, wenn ich fragen darf?«
    »Na, wenn – über das CWWDWW  – die Banken jetzt von jedem Unternehmer, der bei ihnen Kredite laufen hat, das Offenlegen der Bilanzen verlangen!«
    Es folgte eine Stille.
    Dann sagte der von Herresheim: »Die Sache ist leider nicht ganz so, wie Sie denken, Herr Formann. Natürlich ersuchen die deutschen und ausländischen« – Verneigung vor Mr. Gregory, dem Generalbevollmächtigten von Sir Derrick Blossoms Bank – »Banken jetzt nicht jeden deutschen Unternehmer, seine Bilanzen vorzulegen.«
    »Aber mich schon!«
    »Aber Sie schon, Herr Formann.«
    »Und warum mich, bitte?«
    Der von Herresheim trieb Fingergymnastik. Jedes Wort, das er von nun an sprach, war ein Hochgenuß für ihn, das bemerkte Jakob sehr wohl. Die anderen bemerkten es nicht, weil sie nichts über die private Beziehung Formann-Herresheim wußten. Der hat jetzt was davon, dachte Jakob. Jeder Satz ein Organismus … äh, ein Orgasmus, meine ich.
    »Weil uns Informationen vorliegen, daß Ihre Verluste Größenordnungen erreicht haben, die das übliche Maß des durch die derzeitige wirtschaftliche Lage Bedingten und uns Bekannten weit, sehr weit überschreiten.«
    »Von wem haben Sie denn überhaupt Ihre großartigen Informationen bekommen?«
    »Ach, Herr Formann, grundsätzlich würden wir Ihnen das natürlich nicht verraten. Indessen haben wir das vollständige Einverständnis des Betreffenden dazu, ja sogar seine Bitte, Ihnen dies zu eröffnen.«
    »Welches Betreffenden?«
    »Desjenigen, der den Banken, mit denen Sie arbeiten und die sich begreiflicherweise angesichts der Irrsinnsbeträge, die Sie aufgenommen haben, zu einem Konsortium vereinigen und gegenseitig rückversichern mußten … desjenigen also, der diesen Banken die zweifellos auch von Ihnen nicht bestreitbare Mitteilung hat zukommen lassen, daß Sie allgemein, insbesondere aber auf dem Gebiet der Plastikindustrie, und das ist ja Ihr Hauptgebiet, schwere, um nicht zu sagen schwerste Verluste hinnehmen mußten …«
    Wie im Film blendete die Stimme des von Herresheim etwas aus und wurde leiser, während Jakob fieberhaft dachte: Wer war der Drecksack, der das getan hat? Warum schaut dieser Gregory mich auf einmal nicht mehr an? Hat sich Sir Derrick Blossom entschlossen, mich zu ruinieren? Vierhundert Millionen habe ich bei ihm aufgenommen – gleich nach dem Fest da auf Cap d’Antibes, wo seine liebe Frau, Lady Cordine, mich darum gebeten – sagen wir besser: erpreßt hat. Denn Lady Cordine ist ja nicht wirklich Lady Cordine, sie hat auch schon einmal Laureen Fletcher und, was weiß ich wie oft, noch anders geheißen, ursprünglich Hilde Korn, die ich in Wien in der MP -Wache kennengelernt habe, als dieser junge Lieutenant Connelly sie als ›Werwolf‹ hereingebracht hat. Ei weh, das war also wirklich eine richtige Wölfin, mit der ich dann in Paris den großen Devisenschwindel aufgezogen habe, um anschließend heimlich, still und leise zu meinen Hühnern abzuhauen, als sie nach einer Chinesischen Schlittenfahrt noch geschlafen hat, da in Paris, im HÔTEL DES CINQ CONTINENTS ? Ist das die (späte) Rache einer verlassenen Frau?
    Jakob sagte: »Das ist natürlich Unsinn.«
    »Das werden Ihre Bilanzen zeigen, Herr Formann.«
    »Selbstverständlich. Nur: Sie haben erklärt, Herr von Herresheim, daß jene … Persönlichkeit geradezu darum
gebeten
hat, ihren Namen zu nennen, wenn ich Sie recht verstehe?«
    »Sie verstehen mich völlig recht.«
    »Dann können Sie mir also den Namen dieser … Persönlichkeit

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