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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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haute ab.
    Jakob stand vor der schwarzen Hilde dem Bett gegenüber an die Wand gepreßt und starrte auf sie herab. Er hielt sich an der Türklinke fest. Das hätte noch gefehlt, daß er gleich auf sie draufgefallen wäre bei diesem Schwanken des Wagens!
    »Was … was ist das für eine Organisation, Hilde?« fragte er endlich. Ein Auge …
zwei
Augen hat die Person!
    »Laureen.«
    »Was?«
    »Laureen ist jetzt mein Vorname. Nicht mehr Hilde. Laureen Fletcher.«
    »Pardon! Also, was ist das für eine Organisation, Laureen?«
    »Steh nicht so steif rum. Setz dich aufs Bett.« Er ließ sich daraufplumpsen. In ihre Magenkuhle. (Sie lag auf der Seite.) Ist ja wirklich zu blöd, dachte er. Ich bin ein erwachsener Mann! »Ich habe so etwas wie eine offene Handelsgesellschaft mit Filialen in verschiedenen Ländern. Du bist der einzige, der zu mir Laureen sagen darf. Brauchst mich nicht Boß zu nennen.«
    »Sehr freundlich, Laureen.«
    »Ich handle mit den verschiedensten Artikeln. Ich würde sagen, daß die Basis aller meiner Geschäfte die menschliche Dummheit ist.«
    »Da hast du dir eine goldene Basis ausgesucht, Laureen!«
    »Übrigens heiße ich nicht nur Fletcher. Ich habe eine ganze Menge Namen und Pässe. Und Perücken.«
    »Selbstverständlich.«
    »Und wie heißt du mit Vornamen?«
    »Jakob, und meine Freunde sagen Jake zu mir.«
    Die ehemalige schwarze Hilde räkelte sich wieder. Unter der Decke. Sie schubberte sich an Jakob.
    »Ich habe so oft an dich denken müssen, Jake.«
    »Klar«, sagte er. »Welche Frau kann mich schon vergessen?«
    »Trottel. Ich habe so oft an dich denken müssen, weil du einem andern Mann ähnlich siehst. Und dann kommst du in das gleiche Schlafwagenabteil wie der Franzl. Zufälle gibt es!«
    »Was ist das für ein anderer Mann?«
    »Gib mir mal bitte meine Tasche vom Waschtisch. Danke.« Sie kramte kurz und entnahm der Tasche einen Paß, so geöffnet, daß Jakob das Paßfoto sehen konnte.
    Das Paßfoto zeigte das Gesicht eines Herrn, der Jakob in der Tat außerordentlich ähnelte.
    »Donnerwetter. Wer ist das?«
    »Das«, sagte die ehemalige schwarze Hilde – derzeit Laureen –, »ist Señor Miguel Santiago Cortez. Kennst du nicht?«
    »Nie gehört den Namen.«
    »Mensch, Junge, in welchem Kuhdorf bist du denn gewesen, seit wir uns zum letztenmal gesehen haben?«
    »In Theresienkron«, sagte Jakob.
    »Wo ist denn das?«
    Jakob sagte, wo das war und was er da gemacht hatte.
    »Eier«, sagte Laureen. »Großer Gott! Eier. Und dich habe ich für intelligent gehalten. Natürlich sind einem wie dir die Namen der internationalen Hochfinanz nicht bekannt.«
    »Was ist also mit diesem Cortez los?«
    »Er hat Tbc.«
    »Wo?«
    »In der Lunge, Idiot.«
    »Wo er
ist
, meine ich!«
    »Für das nächste Jahr in Davos. Um seine Tuberkeln loszuwerden.«
    »Weiter, du Luder.«
    »Ach, ich habe ja gleich gewußt, daß du auf mich stehst! Weiter, Junge, wäre zu sagen, daß Señor Cortez, bevor er nach Davos fuhr, in Paris seinen Paß verloren hat. Ein ehrlicher Finder gab den Paß bei der Argentinischen Gesandtschaft ab. Trotzdem hat Señor Cortez ihn nicht wiederbekommen.«
    »Warum nicht?«
    »Ein Kulturattaché hat ihn zurückbehalten. Der ist auch Mitglied meiner Organisation. Heute. Damals war er’s noch nicht. Damals sagte er sich nur, daß der Paß eines Milliardärs immer etwas Gutes ist, und verkaufte ihn deshalb an deinen Freund Franzl. Der war gerade in Paris, zum Glück. Wir fahren jetzt wieder hin …«
    »Wieso kann der Franzl nach Paris fahren?«
    »Na, er ist doch immer noch bei der österreichischen Zollbehörde! Mit allen Vollmachten und mit Paß und Fahrbefehlen und so weiter! Er ist mein Fachmann in Devisenfragen. Daneben ist er natürlich für die Österreicher tätig. Nach dir haben wir gesucht wie nach einer Stecknadel im Heuhaufen.«
    »Wegen der Ähnlichkeit mit dem da«, sagte Jakob und wies auf das Paßfoto.
    »Wegen der Ähnlichkeit mit dem da«, sagte Laureen.
    »Wo kommt ihr her?«
    »Aus Wien.«
    »Aber da habt ihr doch zuerst mit einem andern Zug fahren müssen! Durch die ganze Sowjetische Zone!«
    »Na und? Ich als Amerikanerin, Franzl als Zollfahnder mit allen Ausweisen! Glaubst du, das war schwer?«
    »Woher hast du aber den amerikanischen Paß?«
    »Woher schon? Von einem Fälscher. Der hat auch alle meine anderen Pässe gefälscht. Großartiger Mann, sage ich dir. Jedenfalls – unterbrich mich nicht immer, bitte, ja? – hat Franzl den Paß von Señor

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