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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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wenn ich lache, ist alles aus. Die Rote Armee ist schon hinter mir her. Da hat mir dieser West-Point-Supertrottel gerade noch gefehlt. Der läßt mich hochgehen, wenn ich lache.
    Jesus half sich in seiner Weise. »Unfaßbar«, würgte er hervor und verschwand gleichfalls. Nur George Misaras blieb eisern Herr der Lage. »Jake! Setz dich an die Maschine und nimm ein Protokoll auf. Frag das Girl, ob es das wirklich getan hat!«
    »Hast du das wirklich getan?« fragte Jakob.
    »Ja doch«, schluchzte die Blauschwarze. Sie hatte einen norddeutschen Akzent. »Besoffen waren wir beide, ich war geil, und da habe ich ihm einen blasen wollen, verstehst du das vielleicht?«
    Jakob nickte stumm. Er konnte nicht sprechen. Er hatte Angst zu platzen. »Das ist doch das Natürlichste von der Welt! Alle anderen Amis sind selig, wenn unsereins so was tut. Aber ich … Mir muß so was passieren, Herrgott! Der ist ja noch eine männliche
Jungfrau
, Mensch!«
    »What does she say?« Jakob übersetzte falsch.
    »Lüge!«
brüllte Connelly. »Von wegen sie war geil!«
    »Ich kann es nicht begreifen, Sir«, sagte George Misaras. Der Kerl hat Drahtseile statt Nerven, dachte Jakob voller Hochachtung. »Warum tat sie es? Was, Sir, vermuten Sie, hat das Mädchen damit bezweckt?«
    »Das fragen Sie noch, Master-Sergeant?« tobte Connelly. »Haben Sie nicht für einen Cent Verstand? Dieser Werwolf wollte ihn natürlich abbeißen, und ich wäre verblutet, hilflos verblutet!«

28
    Also tippte Jakob den ›Desk-Blotter‹, den laufenden Tätigkeitsbericht der Wache, um ein Stück weiter voll. Connellys Aussage. Die Aussage der Hilde Korn. Immer mit drei Durchschlägen. Er tippte allerdings etwas eigenwillig. Man kann sagen, er tippte ironisch. Sehr ironisch. Man kann sogar sagen: unverschämt ironisch.
    Dann schrieb er einen Haftbefehl für Hilde Korn aus.
    »Ich komm’ jetzt in’n Knast?«
    »Tut mir leid. Ja.«
    »Mensch, Junge, hat dir noch nie ’ne Frau einen geblasen?«
    »Doch, natürlich.«
    »Na und? Hast
du
sie eingesperrt?«
    »Nein. Aber ich bin auch kein amerikanischer First Lieutenant.« Jakob tippte: ›… 23 Uhr 46: Dem Werwolf Handschellen angelegt …‹
    »Ich komme mit«, erklärte Connelly.
    »Aber das ist wirklich nicht nötig, Sir …«
    »Ich komme mit!«
    »Und dafür kriegt der Scheißer noch die höchste Auszeichnung für Tapferkeit vor dem Feind!« flüsterte Misaras, über Jakob gebeugt.
    »Und wird General«, flüsterte Jakob und tippte: ›First Lieutenant Connelly begleitet Crew mit entsicherter Waffe, um jedes Entkommen des Werwolfs zu verhindern. Jeep ab Station zu Dependance Landesgericht Neubaugürtel: 23 Uhr 54.‹
    Eine Stunde später saß die fünfundzwanzigjährige Hilde Korn, wohnhaft Wien 18, Kreuzgasse 232, zweiter Aufgang, dritter Stock, in einer besonders gesicherten Zelle.
    Eine Stunde später verabschiedeten sich die Herren Misaras, Faynberg und Formann vor einer requirierten Villa von dem First Lieutenant Connelly. Der West-Point-Mann sprach: »Wohl getan, Boys. Laßt euch mein Entrinnen vor dem sicheren Tod eine ernste Warnung sein!«
    Und dreizehn Stunden später standen die Boys und Jesus Washington Meyer dazu vor dem großen, schlanken General Mark Clark, dem amerikanischen Stadtkommandanten von Wien, in dessen Arbeitszimmer im Palais Auersperg.

29
    »Ich habe heute früh Ihren Bericht gelesen, Formann«, sagte Mark Clark.
    »Ich bin vor Lachen fast erstickt. Die Franzosen und die Russen brüllen noch immer vor Lachen. Die Engländer haben noch immer nicht begriffen, was an der Sache so komisch ist. Dieses Fräulein ist natürlich schon wieder frei – auf meine Anweisung. Ich habe es hierherbringen lassen und ihm ein CARE -Paket geschenkt für das Versprechen, keinem Menschen etwas von diesem Erlebnis zu erzählen. Süßes Fräulein, wirklich!«
    »Herr General finden ihre Adresse auf dem Desk-Blotter!«
    »Formann!!«
    »Verzeihung, Herr General. Es sollte nur ein freundlicher Hinweis sein.«
    »Sie scheinen nicht zu wissen, Herr Formann, daß diese Art von Liebesbezeigung, selbst unter Eheleuten, in mehreren Staaten Amerikas heute noch gegen das Gesetz verstößt und mit Gefängnisstrafen geahndet wird.«
    Gott schütze Amerika, dachte Jakob und sagte: »Ist dem in der Tat so, Herr General?«
    »Dem ist in der Tat so. Und jetzt Schluß mit dem Quatsch! Wir kommen zum ernsten Teil. Mein sowjetischer Kollege hat zuerst auch sehr gelacht und ist dann zum ernsten Teil gekommen. Sie sind doch

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