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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Human touch«, sagte Jakob.
    Sie fuhr im Bett hoch.
    O Gott, schon wieder, dachte Jakob. Diese Augen …
    »Du hast ihn?«
    »Ja.«
    »Und du hast dich entschlossen, mit mir zusammenzuarbeiten?«
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?«
    »Wie ist das mit dem Human touch?« fragte sie.
    »Was schaut denn bei der Sache heraus?« fragte er.
    »So rund zweihunderttausend Dollar.«
    Jakob streichelte die alte, steinharte Hasenpfote. Dabei zeigte sich zum erstenmal, daß dieselbe wirklich Glück brachte und ihren Besitzer beschützte. Jakob dachte: So rund zweihunderttausend Dollar, hat das Weib gesagt. Du liebes Gottchen! … Da bleibt natürlich einiges für mich hängen! Mann, auch nur mit hunderttausend Dollar kann man heute ganz Deutschland kaufen! Deutschland? Den Trümmerhaufen will ich gar nicht! Aber mit guten Dollars könnte ich jetzt meine Eier- und Fertighäuserprojekte groß aufziehen! Ganz groß! Um Jakob drehte sich alles ein wenig. Das ist schon eine Pfote, diese Pfote!
    Wenn das so weiterging!
    »Einverstanden«, sagte er. »Hundertzwanzigtausend für mich, achtzigtausend für dich.«
    »Ich sehe schon, ich werde mit meinem russischen Freund sprechen müssen.«
    »Entweder wir einigen uns, oder du kommst nicht mehr lebend aus dem Abteil, Süße.«
    »Hunderttausend für mich und hunderttausend für dich! Ich bringe den Paß!«
    »Und ich bringe den Human touch.«
    »Gefalle ich dir eigentlich gar nicht, Jake?«
    »Okay, okay«, sagte Jakob. »Du hast dir in der Zwischenzeit doch sicherlich immer brav die Zähne geputzt nach der Werwolfgeschichte. Also schön. Hunderttausend für dich, hunderttausend für mich.«
    »Moment mal, ja? Was ist der Human touch?«
    »Wir müssen heiraten, Liebling.«
    »
Das
nennst du Human touch?«
    »Das nenne ich Human touch, ja! Die süße Zeit der Flitterwochen! Wir haben nur Augen und alles andere füreinander! Das Glück, stell es dir vor! Ganz jung verheiratet!«
    »Wenn’s nichts Schlimmeres ist.«
    »Du kommst als meine Frau mit nach Paris.«
    »Als Señora Cortez?«
    »Nein, als Mrs. Fletcher! Dazu muß
ich
einen falschen Paß auf den Namen Fletcher – Vorname ist mir egal – kriegen.«
    »Wenn’s weiter nichts ist.«
    »Hat der korrupte Handelsattaché einen Wagen mit einer CD -Nummer?«
    »Ja. Einen großen.«
    »Hast du eine Bankverbindung in Amerika?«
    »Selbstverständlich. Wofür hältst du mich?«
    »Sehr gut«, sagte Jakob. Dann begann er, den Human touch zu erläutern. Laureen war tief beeindruckt. »Großartig, Jake!« Sie ließ sich zurückfallen und lag jetzt ganz im Freien. »Schließlich werden wir nun doch bald als Eheleute auftreten«, sagte sie. »Da möchtest du dich vielleicht ein wenig besser bei mir auskennen.«
    »Ich muß mich ganz genau bei dir auskennen«, sagte Jakob und stellte wieder einmal sein außerordentlich gutes Verständnis für Frauen unter Beweis. Mit vollem Erfolg …
    Salzburg lag hinter ihnen, als Laureen, selig und schläfrig in seinen Armen, murmelte: »Jake …?«
    »Hm?«
    »Wenn du unbedingt willst, nimm dir hundertzwanzigtausend!«
    »Ah, nein!« sagte Jakob. »Darauf hättest du
vor
Attnang-Puchheim eingehen müssen. Jetzt käme ich mir unanständig vor.«

31
    »Gelobt sei Jesus Christus«, sagte Jakob Formann.
    Er hatte die Caritas-Baracke im völlig zerstörten Münchner Hauptbahnhof betreten und kämpfte mit der Tür, die sich fast nicht schließen ließ, so schlimm tobte der Schneesturm.
    Eine Schwester mit schwarzem Lodenumhang sah diesen höflichen, gläubigen Menschen freundlich an. »Wir sagen nur ›Grüß Gott‹«, sprach sie mit sanftem Lächeln. »Gelobt sei Jesus Christus … Ach, wie lange ist es her, daß jemand das zu mir gesagt hat! Ja, früher …«
    »In meiner Familie haben wir Geistliche Herren und Geistliche Schwestern nur so gegrüßt, gute Schwester«, behauptete Jakob.
    »In meiner auch. Gelobt sei Jesus Christus«, nuschelte der kleine, magere Mann, der mit Jakob in die Baracke geschlüpft war.
    »In Ewigkeit. Amen … Wir sind komplett, aber für Notfälle haben wir immer noch ein Kämmerchen«, erklärte die gute Schwester. Sie mußte laut sprechen, um das Schnarchen, Röcheln und Rasseln der schlafenden Menschen, die hier herumlagen, zu übertönen. Zwei Minuten später ruhte Jakob auf einer Pritsche des Notfall-Kämmerchens. Auf einer zweiten Pritsche ruhte der Kleine. Die gute Schwester hatte sie mit dem Versprechen verlassen, für beide beten zu wollen, inniglich.
    Und der

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