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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Erschüttert über die eigene Größe beteuerte er, schon während des Krieges für die Alliierten gearbeitet zu haben. »Vorräte habe ich angelegt, unter akuter Lebensgefahr, für den großen Tag der Erhebung gegen Hitler! Die mir erteilten Befehle habe ich nicht nur nicht befolgt, sondern ich habe sie – immer unter Todesgefahr, Sie wissen ja nicht, Sie können sich ja nicht vorstellen, wie das zuging in diesem Verbrecherstaat! – ich habe diese Befehle sabotiert! Meine Fabriken im Warthegau haben nicht funktioniert! Ich habe mein Soll nicht an Berlin geliefert! Ich habe mit den Polen gemeinsame Sache gemacht …«
    Hobson sah zum Erbarmen aus.
    »Gemeinsame Sache gemacht!« Jakob lachte heiser. »Ausgebeutet bis zum Krepieren haben Sie die Polen! Die Produktion haben Sie – jedenfalls zum Teil – versteckt und gehortet, um nach dem Zusammenbruch damit Ihre dreckigen Geschäfte machen zu können!«
    »Mann, noch ein Wort, und ich bringe Sie ins …!« schrie der Wehrwirtschaftsführer, deutsch diesmal.
    »Sehen Sie, da ist er schon wieder, der gute alte Ton.« Jakob wandte sich an Hobson. »Glaub diesem Mistkerl nicht, Peter, um Himmels willen!«
    »Ja, aber … aber der Kommandant in Tölz hat ihm doch vertraut!«
    »Stimmt«, ließ sich jetzt der ›mickrige‹ Freund Wenzel vernehmen, »dem hat dieser Herresheim Dokumente, Bestätigungen von Geretteten, Dankschreiben vorgelegt …«
    »Die samt und sonders gefälscht waren!« setzte Jakob hinzu.
    »Ich bringe Sie …«
    »Jajaja, das haben Sie schon mal gesagt. Ich habe euren Dreckskrieg mitmachen müssen. Der Major General nicht! Ich kenne euch Brüder! Der Major General und der Kommandant in Bad Tölz, die kennen euch nicht! Sie können Englisch und Französisch! Das ist Ihre Stärke!
Deshalb
hat der Kommandant in Tölz Sie hierhergesetzt!« Immer wohliger und wärmer wurde es Jakob. »Weil Sie ihm eingeredet haben, Sie sind ein
Wirtschaftsfachmann
, und Sie werden alles tun, um in Bayern die Wirtschaft anzukurbeln – so war’s doch!«
    »Genau so! Und ich schufte und plage mich Tag und Nacht!« tobte der von Herresheim. »Ich komme kaum zum Schlafen! Meine Gesundheit geht vor die Hunde! Und das alles, damit das Vaterland neu erstehe!«
    »Genauso habe ich mir das vorgestellt, Sie Schuft …«
    »Haben Sie Schuft gesagt?«
    »Habe ich gesagt, ja!«
    »Major General, ich, der ich für Ihre Army arbeite, bitte Sie, mich gegen die Infamie dieser Kreatur in Schutz zu nehmen!«
    »Halt’s Maul, du Scheißkerl!«
    »Jake, vielleicht sollten wir … vielleicht hast du dich geirrt … und Mister Herresheim ist wirklich ein Widerstandskämpfer …«
    »Ich irre mich nicht! Widerstandskämpfer! Peter, ich beschwöre dich: Hör auf mich, sonst bist du deine Stellung los! Was glaubst du, was passiert, wenn ich mit General Clay rede …«
    »O Gott, ist das alles furchtbar! Wär’ ich doch in Heidelberg geblieben …«
    »… und ihm von dem Drecksack hier berichte und von den lieben Ortsgruppenleitern und den Bubis, die er sich hergeholt hat, um eine schöne warme Gesellschaft zu haben …« Jakob schrie jetzt, denn er sah, daß nicht nur Hobson, sondern auch die MP s unsicher geworden waren. »… und um sich vollzufressen und vollzusaufen und die ganze Army lächerlich zu machen!« (Jetzt ist mir herrlich warm!)
    »Haben Sie General Clay gesagt?« fragte der von Herresheim, plötzlich sehr bleich.
    »Habe ich, ja. Das ist ein Freund von mir. General Clark auch. Governor van Wagoner auch!«
    »Der auch …« Wehrwirtschaftsführer von Herresheim mußte sich gegen die Wand lehnen. Er atmete schwer. Na also, du Hund, dachte Jakob. Der von Herresheim sagte zu Hobson: »Erlauben Sie, daß ich zwei Minuten unter vier Augen mit diesem … Herrn rede, Major General? Das Ganze scheint mir in der Tat ein gewaltiges Mißverständnis zu sein, an dem dieser … Herr … hrm … allerdings wohl … unschuldig ist.«
    »Reden Sie … reden Sie mit ihm … mein Gott, wir sind doch übers Meer gekommen, damit hier endlich wieder Gerechtigkeit herrscht …«, stammelte der unglückliche Peter Milhouse Hobson.

39
    »Zwanzig Ballen französische Seide, Herr Formann. Garantiert echt. Direkt aus Lyon …«, flüsterte der von Herresheim. Er stand vor Jakob in einem Zimmer, das an die Halle grenzte, und jetzt blinzelte er vertraulich.
    »Wir sind doch beide deutsche Menschen, wie? Müssen uns doch gegen diese Kaffern schützen, was? Die zwanzig Ballen sind

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