Hutch 01 - Gottes Maschinen
orangefarbenen Schnee gelandet. Hutch war von ihren Fähigkeiten beeindruckt.
Das Plateau war recht groß, und sie hätten sicher zehn Stunden benötigt, um seinen Umfang abzuschreiten. Sie waren im Schneesturm eingeschlossen, der ringsumher unter ihnen tobte, und konnten die Ausmaße des Berges nicht zur Gänze überblicken, aber sie wußten, daß sie sich auf ein ehrgeiziges Unternehmen eingelassen hatten.
»Laßt uns den Rest der Nacht hier verbringen«, sagte Carson. »Wir fangen morgen in aller Frühe an.«
Angela zeigte auf einen verschwommenen, purpurfarbenen Fleck im Osten. »Es ist Morgen. Aber Sie haben recht: Wir sollten warten, bis sich der Sturm gelegt hat. Dann sieht das ganze Projekt gleich viel realistischer aus.« Sie lächelte trocken.
Drafts legte das technische Handbuch zur Seite, als Janet auf der Brücke erschien. »Irgend etwas Besonderes?«
»Es ist ruhig. Ich glaube, sie schlafen.«
»Haben wir einen Wetterbericht?«
»Das Wetter ist schlecht. Ich glaube, es ist immer schlecht, aber ich bin nicht sicher. Ich bin in Meteorologie ziemlich schwach.«
Die Schirme waren aktiviert und zeigten Energieverbrauchsdiagramme, Ergebnisse der Kurz- und Langstreckenabtastungen, die Flugdaten und die Bahn des Orbits. Treibstoffverbrauch. Status der Lebenserhaltungssysteme auf dem Schiff und der Fähre.
Janet war über die Art und Weise erfreut, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Drafts war ein sympathischer Kollege, obwohl er dem Projekt mehr als skeptisch gegenüberstand, und er besaß Humor. Das Schiff war komfortabel, und das Leben hier oben war mehr als angenehm. Für Janet war die Arbeit unten auf der Oberfläche nicht mehr als eine beengte Plackerei, keine Pionierleistung, um die sie sich gerissen hätte.
Sie stand eben im Begriff, mit Drafts eine oberflächliche Unterhaltung zu beginnen, als er sich merklich versteifte. Im gleichen Augenblick piepte ein Alarmsignal los. »Langstrecke«, sagte er.
Zwei der Schirme wurden hell. Sie zeigten optische Bilder und Abtasterbilder eines verschwommenen Objektes. Entfernung zwölf AE.
Drafts runzelte die Stirn. »Eigenartig.«
Errechneter Durchmesser: 23.000 Kilometer.
»Unregelmäßige Oberfläche«, sagte Janet.
»Scheinbar haben wir eine weitere Welt entdeckt.« Er brachte die Aufzeichnungen des Vermessungsfluges auf den Schirm. »Sie sollte eigentlich nicht existieren.« Er betrachtete die Daten, die die Sensoren lieferten. »Sie dringen nicht sehr tief ein«, sagte er. »Das Objekt sieht aus wie eine Wolke. Wasserstoff und Staub. Spuren von Eisen, Kohlenstoff, Formaldehyd und Silikatgesteinen.«
»Also ist es eine Wolke«, erwiderte Janet. Sie konnte nicht verstehen, warum er so verwirrt dreinblickte.
»Angela versteht mehr von diesen Dingen als ich, aber meiner Meinung nach sind Wolken nicht so klein, sondern ein gutes Stück größer. Ein ziemliches Stück.«
»Was ist in ihrem Innern?«
»Keine Ahnung. Die Abtaster dringen nicht tief genug ein.«
Er schaltete die Vergrößerung auf Faktor fünf und noch höher, aber der Anblick der Wolke blieb verwaschen.
Delta. Sonntag, 15. Mai; 1045 Uhr.
Der Sturm erstarb, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Das Dach des Tafelberges lag plötzlich in tiefer Stille, und sie konnten ein geröllübersätes orangefarbenes Ödland überblicken. Angela bewegte die Fähre aus der Schneewehe, die sich um sie aufgetürmt hatte, und die Forscher stiegen aus und begannen, ihre Basis aufzubauen.
Innerhalb von zwei Stunden hatten sie eine hypermoderne RK/107-Druckluftunterkunft errichtet, die aus drei miteinander verbundenen (aber dennoch unabhängigen) silbern und schwarz glänzenden Kuppeln bestand. Der Schnee war schwer und naß und widerstand ihren Bemühungen, ihn zur Seite zu schaufeln, und als sie mit dem Errichten der Konstruktion fertig waren, fielen sie völlig erschöpft in die aufgeblasenen Sessel der Baracke. In der Zwischenzeit hatte ein neuer Sturm eingesetzt, und sie beobachteten feurige Wolken, die über ihnen dahinjagten – und dieses Mal regnete es. Dicke, sirupartige Tropfen, die gegen die Fenster klatschten und zäh an ihnen herabrannen wie schleimige Amöben. Blitze zuckten.
Angela saß an einem der Fenster und blickte nach draußen. »So viel zu den seltenen Gewittern.«
»Apropos«, bemerkte Carson, »wenn die Atmosphäre wirklich aus Benzindämpfen besteht – wieso fliegt hier eigentlich nicht alles in die Luft, wenn ein Blitz entsteht?«
»Es gibt keinen
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