Hutch 05 - Odyssee
sterben!«
»Verstehe.« Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. »Wie wäre es, wenn wir uns ein bisschen Zeit nehmen und spazieren gehen? Uns das Schiff ansehen. Vielleicht hilft uns das, einen klaren Kopf zu bekommen.«
Natürlich hoffte er, ihren Kopf auf diese Weise klar zu bekommen. Sie war immer noch wütend. Und sie hatte Angst. Wie hätte es auch anders sein können? Aber er wollte nicht, dass sie den ganzen Tag allein herumhockte und schmollte.
Amy versuchte, sich auf die Bilder und Ausstellungsobjekte zu konzentrieren. Da war ein Bild von Hightowers Frau bei der Überreichung der posthumen Belobigung ihres Mannes durch die World Science Foundation. Und ein weiteres, auf dem die abfliegende Surveyor als Silhouette vor Luna dargestellt war. Man konnte Platz nehmen und sich mit Hightowers Avatar unterhalten, mit dem eines der Mannschaftsangehörigen oder eines der Forscher. Man konnte den Start noch einmal durchspielen, einschließlich der zeitgemäßen Medienberichterstattung. Oder zuschauen, wie die Surveyor auf einer niedrigen Umlaufbahn um Beta Centauri III kreiste.
Als Amy und Eric kurz vor Mittag in die Empfangszentrale zurückkamen, steckte Mac immer noch mit der Nase in seinem Notebook, blickte aber auf, als sie eintraten. »Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen. Ich wollte gerade die Marines zu Hilfe rufen.«
Eric erzählte ihm, was sie gemacht hätten, und empfahl ihm, sich ebenfalls ein bisschen Zeit zu nehmen, um sich auf dem Museumsschiff umzusehen.
Amy stellte sich so hinter Mac, dass sie ihm über die Schulter blicken konnte. »Wird das ein Artikel für den National?«, fragte sie.
»Nicht ganz«, sagte er. »Hier gibt es nichts, was Nachrichtenwert besäße. Die eigentliche Geschichte spielt sich drüben im Galactic ab.«
Amy fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, aber sie sagte nichts.
Eric sammelte sein Bettzeug vom Boden auf und warf es über einen Stuhl. »Bestimmt kann Valya Sie beim zweiten Flug mitnehmen, Mac«, sagte er.
»Vielleicht.«
Amy stand immer noch hinter ihm. »Soll ich Ihnen ein Geheimnis verraten, Mac?«
»Sicher doch, Kindchen.«
»Ich glaube, sie mag Sie.«
Er lachte. »Jeder mag den guten Onkel Mac.«
»Eric hat Recht. Sie wird Sie gern mitnehmen. Zum Galactic. «
»Ich werde dir die Wahrheit sagen, Amy: Das alles hört sich mehr und mehr nach so etwas wie Krieg der Welten an. Und sollte das der Fall sein, dann weiß ich nicht, ob ich darin verwickelt sein möchte.«
»Sie glauben mir.«
»Ich weiß zumindest eines: Du bist fest davon überzeugt, dass das, was du erzählt hast, die Wahrheit ist. Darüber hinaus bleibe ich unvoreingenommen.«
»Ich weiß nicht, wie ich es beweisen könnte.«
»Ja«, sagte er. »Es wäre viel einfacher, wenn sie dir irgendetwas gegeben hätte. Irgendetwas, das als Beweis geeignet wäre.« Er tippte mit seinem Eingabestift auf den Monitor. »Wie dem auch sei, ich bin nicht sicher, ob ich mich irgendwo in der näheren Umgebung des Galactic aufhalten möchte.«
»Ich dachte, das wäre das, was Reporter tun«, sagte Amy. »Dorthin gehen, wo etwas los ist.«
»Ich bin kein Reporter, Kleines. Ich bin Herausgeber. Gute Herausgeber stellen sich nicht selbst in die Schusslinie.«
»Oh.« Ihre Miene verriet sie: Sie wusste ganz genau, dass er scherzte.
»Nicht, dass wir vor irgendetwas Angst hätten.«
»Genau«, sagte sie. »Mac, was denken Sie, geht da vor?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete er ihr, ohne lange zu überlegen. »Ich kann es mir ehrlich nicht vorstellen. Wenn die Moonrider die Technologie besitzen, um Asteroiden herumzustoßen, dann sollten sie doch bessere Wege haben, uns anzugreifen, als ausgerechnet mit Steinen zu werfen. Ich meine, das bewirkt lediglich, dass wir auf ihre Anwesenheit aufmerksam werden. Wenn sie wirklich hinter uns her wären, dann würden sie doch Laserwaffen einsetzen. Oder Atomwaffen oder so. Sie würden strategisch wichtige Ziele angreifen. Nicht ein Hotel, das nicht einmal fertiggestellt ist. Und eine Welt ohne intelligentes Leben.« Amy blieb eine Weile schweigend stehen und schaute zu ihm herunter. »Was denkst du darüber, Amy?«
»Sie könnten zu einer sehr alten Rasse gehören«, meinte sie.
»Und?«
»Vielleicht ist es ihnen egal, wenn wir vorgewarnt sind. Vielleicht sind sie uns so weit überlegen, dass sie keine Bedrohung in uns sehen. Vielleicht spielen Sie ein Spiel mit uns. Oder miteinander, und benutzen uns als Spielfiguren. Als Bauern.«
Mac
Weitere Kostenlose Bücher