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Hutch 05 - Odyssee

Hutch 05 - Odyssee

Titel: Hutch 05 - Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Layouts waren fertig, die Storys platziert, mit Ausnahme der Titelstory, mit der er noch nicht zufrieden war. Die Leserbriefe mussten zusammengestellt und der Leitartikel geschrieben werden. Das Thema des Leitartikels hatte Mac bereits gefunden. Es bezog sich auf die Tatsache, dass Arbeitsstellen im ganzen Land Mangelware waren und nur hervorragend ausgebildete Spezialisten mit höheren Bildungsabschlüssen noch eine Stelle finden konnten. Ärzte wurden immer gesucht. Aber Dachdecker, Zimmerleute, Kellner, Lagerarbeiter - sie alle waren nurmehr Relikte der Vergangenheit. Das Ergebnis war ein tiefer Graben zwischen denen, die gut gestellt waren, und allen anderen. So hatte beispielsweise The National keine Verwendung für einen Redakteur. Die Aufgaben eines Redakteurs wurden vollständig von der KI erledigt. Reporter, ja. Es gab eine Mannschaft von elf Vollzeit-Korrespondenten und eine beträchtliche Anzahl freier Mitarbeiter, aber weiteres Personal gab es nicht. Inzwischen nahm die Anzahl der auf Sozialfürsorge angewiesenen Menschen zu, und die Verbrechensrate wuchs exponentiell. Wer zuverlässig Karriere machen wollte, wurde Arzt oder Anwalt. Alle anderen endeten bestenfalls als Pizzalieferanten.
    Mac hatte seinen sprachlich aggressivsten Mitarbeiter damit beauftragt, Interviews und Hintergrundinformationen im Beemer-Fall herbeizuschaffen. Das Ergebnis, Am Mittag zur Höllenfahrt bestimmt, würde einige Leute auf die Palme treiben. Und hatte es bereits getan. Das Titelblatt zeigte Beemer, müde und verloren, inmitten einer Gruppe Zehnjähriger, die alle in die Flammen starrten, welche so diabolisch aussahen, wie Tilly es nur darstellen konnte. Der Untertitel lautete: BILDUNG ODER INDOKTRINATION.
    The National war, wie die meisten Publikationen, interaktiv. Man konnte ein Interview lesen, sehen und bis zu einem gewissen Grad auch daran teilhaben. Viele seiner Leser glaubten, sie würden mit dem Herausgeber sprechen. Tatsächlich drangen sie natürlich nur bis zu Tilly vor. Tilly war nach Attila benannt worden, einer der Gestalten der Geschichte, so fand Mac, die in vielfacher Hinsicht bewundernswert waren.
    Auf dem Bildschirm war der Ausschuss inzwischen fertig mit Asquith, und die Leute strömten hinaus oder unterhielten sich, während sich der Commissioner trostlos einen Weg nach draußen bahnte.
     
    The National widmete sich hingebungsvoll der Kommentierung von Wissenschaft und Politik und der Betrachtung der Welt als Ganzes. Es gab Buchkritiken, eine Leserbriefseite, drei Leitartikel, politische Karikaturen, ein Logikpuzzle und einen Teilbereich, der sich mit dem Zustand der Sprache befasste. MacAllister hatte seine Vorliebe für sauber komponierte Satzgefüge nie aufgegeben, und nichts weckte so wirkungsvoll seinen Widerwillen wie unnötig verkompliziertes, gekünsteltes Geschreibsel und prosaische Wortfluten, die ziellos umherschweiften, ohne je zum Punkt zu kommen. Er hielt nicht viel von Adjektiven, verschmähte Adverbien und bestand darauf, dass seine Korrespondenten auf Nomen und Verben vertrauten. Sie tragen die Hauptlast, so hatte er viele Male gepredigt, wenn er die Kopie eines Artikels mit zahlreichen Streichungen an dessen Verfasser zurückgegeben hatte.
    Die Redaktionskonferenz fand jeweils am Montagnachmittag statt, sobald die aktuelle Ausgabe auf den Weg gebracht war. Dann wurde besprochen, welche der Themen am Horizont für die nächste Woche aufgegriffen werden sollten.
    Alle elf Korrespondenten waren zugegen, zwei von ihnen in Person, die anderen über das redaktionsinterne Netz. Die Titelgeschichte, so beschlossen sie, sollte sich mit den Gefahren befassen, die mit einem Schmelzen der südlichen Polkappe einhergehen würden. Wie ernst sei die Lage?, fragte Mac die Reporterin, die den Auftrag erhalten hatte, die Hintergrundinformationen zusammenzustellen.
    »Schlimmer, als der Rat zugibt« , lautete ihre Antwort. »Es könnte buchstäblich ohne jede Vorwarnung passieren. Wenn die Kappen kollabieren, werden an den Küsten Hunderttausende sterben.«
    »Wie stehen die Chancen dafür?«, erkundigte sich Chao-Pang in Madagaskar. »Wir reden immerhin schon seit zwei Jahrhunderten darüber.«
    »Die Berechnungen sind immer noch nicht abgeschlossen, aber die zuständigen Leute machen einen besorgten Eindruck.«
    Gut. Soviel zur Titelgeschichte. Sehen wir uns die Sache einmal ernsthaft an. Mit welcher Wahrscheinlichkeit könnte es, sagen wir, nächstes Jahr passieren? Wie gut sind wir vorbereitet? Hat

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