Hutch 06 - Hexenkessel
Lange Zeit kehrte Schweigen ein. »Das klingt jedenfalls nach einer guten Theorie, schon stimmig«, fuhr er schließlich fort. »Ich wette, genau so verhält es sich auch.«
»Seit Millionen von Jahren?« Jetzt lachte Matt tatsächlich. »Das glaube ich nicht.«
»Warum fragen wir es nicht einfach?«, schlug Hutch vor.
»Und wie wollen Sie das anstellen?«
»Ich habe eine Idee, aber dazu müssten Sie zuerst herkommen und sich zu uns gesellen. Sind alle damit einverstanden?«
Während Hutch die näher kommende McAdams beobachtete, wünschte sie, sie hätte ein Signal für unverdaulich.
»Sind wir soweit?«, fragte Matt.
»Legen wir los!« Hutch öffnete die Frachtluke, und Phyl flog die Landefähre wieder hinaus. Hutch schaltete die Scheinwerfer der Fähre an, um Franks Aufmerksamkeit zu erregen, und ließ sie mehrfach hin und her fliegen. Dann wies sie Phyl an, mit der Demonstration zu beginnen.
Phyl holte die Landefähre zurück zur Preston. Ließ sie auf die offene Frachtluke zufliegen. Sehr langsam. Und knallte sie gegen den Rumpf. Zu weit rechts. Der nächste Versuch. Dieses Mal kam sie zu tief herein. Der dritte Versuch endete zu weit rechts.
Die Landefähre zögerte vor der Luke, scheinbar verwirrt.
Frank schickte eine Botschaft: du, Fragezeichen.
Antonio lachte.
Hutch antwortete nein.
Matt wollte wissen, was Frank gesagt habe.
»Frank will wissen«, sagte Antonio, »ob Hutch die Landefähre ist. Ob die Fähre die Intelligenz an Bord des Schiffs darstellt.«
»Das ist ein Witz!«
»Es kann unmöglich wissen, was hier vorgeht«, sagte Hutch. »Ehe es die Fähre heute zum ersten Mal gesehen hat, muss es wohl gedacht haben, es spräche direkt mit dem Schiff.« Sie grinste. »Ich fange an, ihn zu mögen.«
»Frank?«
»Klar. Wen sonst?« Sie wechselte einen amüsierten Blick mit Antonio und ließ das Stroboskop aufleuchten. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Das gute alte SOS-Signal. »Matt, Zeit, Ihre Landefähre loszuschicken!«
»Wird gemacht.«
Die Hangarluke der McAdams öffnete sich, und die Landefähre schob sich hinaus in die Nacht. Sie flog zu dem scheinbar hilflosen Vehikel hinüber, das immer noch versuchte, in den Frachthangar der Preston zu gelangen, ging längsseits und stupste es nach rechts, stupste es ein bisschen tiefer und geleitete es in die Luke hinein.
Hutch ließ das SOS wieder aufleuchten, gefolgt von Frank, Fragezeichen.
Pause. Dann wurde der Fleck heller.
Ja.
»Also gut«, sagte Matt. »Wir fliegen nach Hause und berichten, was wir herausgefunden haben. Wir haben hier draußen intelligentes Plasma. Oder was auch immer. Das werden sie zu Hause lieben. Es ist dem Zentrum zu nahe gekommen und sitzt unserer Meinung nach jetzt hier fest. Ihr wisst, was passieren wird: Sie werden rauskommen, um mit dem Drachen zu reden.« Normalerweise war er ein unbekümmerter Mensch, einer, der wenig Respekt vor Autoritäten hatte, weil er überzeugt war, dass Menschen in Machtpositionen dazu neigten, allerlei Dummheiten zu begehen. Und diesen Verdacht dehnte er inzwischen offenbar auf Hutch aus. »Tja«, fügte er hinzu, »wenigstens kommen wir endlich hier weg. Soll sich doch jemand anders darum kümmern!«
»Das wird nicht passieren«, hielt Hutch ihm entgegen. »Die meisten Leute werden genauso reagieren wie Sie, Matt. Man wird dieses Gebiet zur Verbotszone erklären. Die Idioten, die Jons Antrieb für gefährlich gehalten haben, werden sich bestätigt fühlen. Und niemand wird je auch nur in die Nähe dieses Ortes kommen.«
»Und was wäre so schlimm daran?«
»Ich weiß es nicht.« Die Augen der Kreatur starrten ihr vom Navigationsschirm aus entgegen. »Wie mag sich die Ewigkeit in der Hölle wohl anfühlen?«
»Hören Sie auf, das ist so oder so nicht unsere Sache!«
Sie nickte. »Richtig. Und die Omegas werden weiter durch die Galaxie fliegen. Für sehr lange Zeit. Wir haben gesehen, welchen Schaden sie noch anrichten werden.«
»Sie haben doch mit dem Ding geredet. Sagen Sie ihm, es soll damit aufhören!«
»Ich habe vor, das zu versuchen.«
»Gut!«
ANTONIOS NOTIZEN
Diesem ganzen Manöver hat von Anfang an etwas Unwirkliches angehaftet.
Was niemand ausgesprochen hat, was aber, dessen bin ich sicher, alle denken, ist: Warum löst sich das Ding nicht aus der Wolke und zeigt uns, was es wirklich ist? Ist es so erschreckend? In seinen eigenen Augen kann es das kaum sein. Vielleicht ist es auch von der Wolke abhängig, vielleicht nährt sie es. Und dann
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