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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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«Fahren Sie fort.»
    «Diese Typen denken nicht im Traum daran zu kämpfen. Garba zum Beispiel. Der ist gar kein echter Soldat. Er ist im Holzgeschäft. Schickt Harthölzer im Wert von vielen Millionen Dollar nach Europa. Er würde jeden Baum in Kangari fällen, wenn man ihn ließe.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Das weiß hier jeder.»
    Bangura ging zur großen Fensterfront hinüber. Blieb stehen und schaute hinaus.
    «Es ist schön, Präsident zu sein», sagte er. «Selbst in einem kleinen, unwichtigen Land wie Kangari. Ich bin noch nicht bereit, das aufzugeben.»
    Gray wich Bangura nicht mehr von der Seite. Ging mit ihm durch die langen, hallenden Korridore. Saß neben ihm, wenn er sein Mittagsschläfchen hielt. Und stand so verbissen wie ein Wachsoldat des Buckinghampalasts vor der Badezimmertür, wenn Bangura drinnen die goldenen Armaturen bediente.
    An diesem Abend aß er zusammen mit Bangura und seiner Ehefrau. Nur sie drei bei Kerzenschein an einem endlos langen Tisch.
    Sie aßen Hummer Thermidor. Bangura kicherte.
    «Was ist denn?», fragte Natalie.
    «Angeblich bin ich Kannibale. Dabei esse ich überhaupt kein Fleisch.» Er zwinkerte Gray zu. «Schlecht für mein Cholesterin.» Dann sagte er: «Trotz dieser trostlosen Lage haben meine Frau und ich erfreuliche Nachrichten.»
    «Was gibt es?», fragte Gray.
    «Natalie ist schwanger.»
    «Meinen Glückwunsch», sagte Gray, und sie stießen auf Natalie und das Kind an.
    Nach dem Essen gingen sie mit ihren Weingläsern hinaus auf den Balkon. In der Luft lag ein süßlicher Verwesungsgeruch. Es war Regenzeit. In der Ferne sahen sie Blitze und hörten Donner grollen.
    «So viel Regen», seufzte Bangura, «warum kann ich nicht der Präsident eines trockenen Wüstenstaats sein?»
    Dann hörten sie leise Detonationen. Das war nicht mehr der Donner, sondern der Krieg. Er kam näher.
    Wieder seufzte Bangura. Ging hinein, um Wein zu holen.
    Gray und Natalie sahen sich an, beide ein wenig schüchtern. Überlegten, worüber sie reden könnten.
    «Was für gute Nachrichten», sagte Gray, «das mit dem Kind.»
    Sie legte die Hand auf ihren Bauch. Dachte nach.
    «Meinen Sie wirklich?»
    «Warum denn nicht?»
    «Die Welt ist so voll von … Leid. Ist es richtig, ein Kind all dem auszusetzen?»
    «Vielleicht wird Ihr Kind einmal ein bedeutender Mann, der dieses Leid bekämpft.»
    «Ja», sagte sie, «vielleicht tut
sie
das.»
    Sie lachten beide, gerade als Bangura wieder zu ihnen kam. Er machte ein erfreutes Gesicht.
    «Ach, Lachen», sagte er. «Klingt das nicht viel schöner als Explosionen?»
    Ein paar Nächte später träumte er von ihr. Er ging mit ihr durch ein Weizenfeld in Amerika. Das Feld war riesig, ein Ende war nicht zu sehen. Es wogte im Wind wie die Wellen des Meeres.
    «Ich bin so müde», sagte Natalie. «Wann sind wir endlich da?»
    Er wachte auf, es war Morgen. Eine der blau-gelben Echsen, die in Kangari überall herumliefen, schien in einem Fleckchen Sonne auf der Fensterbank Liegestütze zu machen.
    Er stand auf und zog sich schnell an. Er fühlte sich, als ob er verschlafen hätte. Als wäre etwas Wichtiges geschehen und er hätte es verpasst.
    Bangura war in seinem Büro, mit einigen seiner nutzlosen und besorgt schauenden Ratgeber. Er schickte sie fort.
    «Was ist los?», fragte Gray.
    «Schauen Sie aus dem Fenster.»
    Gray sah im östlichen Teil der Stadt schwarze Rauchsäulen aufsteigen.
    «Die Terroristen», sagte Bangura. «Sie sind da.»
    Seit Tagen kamen furchtbare Meldungen. Die Aufständischen der RGA hatten in einer Nachbarstadt hundert Schulkinder bei lebendigem Leib verbrannt. General Garba war nach Marokko geflogen, in einem Transportflugzeug der Kangari Air Force, vollgepackt mit Beute und billigen Mädchen. Eines Morgens waren Panzer vom Typ 59 am Stadtrand gesehen worden, und was das Schlimmste war, der Flughafen war der RGA in die Hände gefallen.
    Es gab noch einen Militärflughafen in dreizehn Kilometern Entfernung. In einer Stunde sollte ein Hubschrauber kommen und Bangura und sein Gefolge dorthin bringen, damit sie in ein Flugzeug steigen und der Katastrophe um ein Haar entkommen konnten.
    Gray meinte, vielleicht sei jetzt der Moment, um Munition an die reguläre Palastwache auszugeben. Bangura stimmte ihm zu, allerdings seien die Soldaten in der letzten Nacht allesamt desertiert.
    Gray schwieg; ihm wurde allmählich bewusst, dass die Verteidigungslinie zwischen Bangura und der Revolutionären Gottesarmee nur noch aus einer

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