Hyänen
austeilen. Mit ihren ungeladenen Waffen lungerten sie am Präsidentenpalast herum, rauchten
Gbana
und hofften darauf, einen Blick auf die jüngste Frau des Präsidenten erhaschen zu können. Mit ihren langen eleganten Gliedmaßen und ihrem scheuen Lächeln war sie sehr attraktiv.
Gray mochte Bangura vom ersten Augenblick an. Er war klein, energisch und charmant, lächelte fast immer und lachte viel. Ein röhrendes Lachen, das man bei einem so kleinen Mann nicht erwartet hätte. Er wirkte nicht wie jemand, der durch einen blutigen Putsch an die Macht gekommen ist. Aber ab und zu, wenn er sich unbeobachtet glaubte, konnte man einen anderen Bangura beobachten. Seine Gesichtszüge wurden hart und kalt und seine Augen vorsichtig und berechnend.
Und es gab Geschichten über ihn. Nachdem der vorige Präsident hingerichtet worden war, hätte er ihm das Herz herausschneiden lassen und es gegessen. Er unternähme nichts, ohne eine ganze Kompanie von Wahrsagern und Astrologen zu befragen. Er verfüge über Zauberkräfte, das erkläre seinen unglaublichen Aufstieg vom Kinderarzt zum Präsidenten. Es gebe einen heimlichen Ort in seinem Palast, wo unter wildem Getrommel alte Juju-Riten abgehalten würden. Tiere würden geopfert. Und seine politischen Feinde auch. Kleine Kinder. Dämonen hätten dort Sex mit Menschen. Auch mit Natalie, Banguras jüngster Ehefrau. In anderen Versionen war Natalie selbst ein Dämon.
Aber falls Bangura mit den Mächten der Finsternis zusammenarbeitete, dann war es um deren Kräfte schlecht bestellt, denn der Bürgerkrieg nahm keinen guten Verlauf. Sulima fiel, dann Dalao und Zorzor. Einer seiner besten Generäle lief zur RGA über, zusammen mit zwanzig Panzern des Typs 59 aus chinesischer Produktion. Eintausend Soldaten wurden gefangen genommen und abgeschlachtet, ihre Leichen den Krokodilen im Lubutu vorgeworfen. Und der Rebellenführer Malamba verkündete im Radio, Bangura würde eines schrecklichen Todes sterben, wenn er Kangari nicht unverzüglich verließ.
Im Präsidentenpalast reinigten die Argus-Männer ihre Waffen und warteten. Das Satellitentelefon klingelte, es war Major Hobbes.
«Ihr rückt ab», sagte er. «Noch heute Nacht.»
«Warum?», fragte Gray.
«Die Situation ist zu gefährlich geworden.»
«Ich habe nie angenommen, dass es in diesem Job darum geht, sich ein schönes Leben zu machen.»
«Ihr seid Sicherheitskräfte und keine verfickten dreihundert Spartaner. Außerdem ist der Einsatz zu Ende. Der Vertrag wurde aufgelöst.»
«Das macht doch keinen Sinn, Sir. Warum sollte Bangura denn gerade jetzt den Vertrag kündigen?»
«Bangura war nicht der Vertragspartner.»
«Wer dann?»
«Kann ich Ihnen nicht sagen. Die da oben haben entschieden, dass Malamba doch kein so schlechter Kerl ist. Sie würden ganz gut mit ihm klarkommen.»
Die da oben. Wahrscheinlich der CIA oder das MI 6 .
«Und Bangura?», fragte Gray.
«Das muss er selbst entscheiden. Er kann sich an der französischen Riviera ein schönes Leben machen, zusammen mit all den anderen pensionierten Diktatoren. Sie versuchen, ihn dazu zu bringen. Aber er hält sich für den Mann des Schicksals, so ein Schwachsinn.»
Gray ging zu Bangura. Der begrüßte ihn mit einem traurigen Lächeln.
«Sie verlassen mich also?», sagte er. «So schnell? Wir waren doch gerade dabei, uns kennenzulernen.»
«Sie sollten auch abreisen, Sir. Die Situation ist kritisch.»
«Umso wichtiger ist es, dass ich bleibe. Ich kann mein Land in der Stunde der Gefahr doch nicht verlassen.»
«Ich verstehe. Aber es sieht so aus, als wäre längst alles verloren.»
«Gar nichts ist verloren. Schenken Sie den Übertreibungen meiner Feinde nicht zu viel Glauben. Ich kenne die Informationen des Geheimdiensts. Das Blatt wendet sich zu unseren Gunsten. Bald haben wir die Terroristen in die Flucht geschlagen!»
«Das hoffe ich. Aber für den Fall der Fälle – wäre es nicht besser, Ihre Familie in Sicherheit zu bringen? Dann müssten Sie sich zumindest darum keine Sorgen machen.»
Widerstrebend stimmte Bangura dem Vorschlag zu. Das Flugzeug, das die Argus-Männer nachts aus dem Land brachte, nahm auch Banguras zwei ältere Ehefrauen und seine zehn Kinder an Bord. Natalie, die keine Kinder hatte, bat darum, bei ihrem Mann bleiben zu dürfen, und er willigte ein. Auch Gray blieb im Land.
Als er sah, wie das Flugzeug sich in den schwarzen Himmel erhob, rief er den Major an. Der wurde cholerisch.
«Zum Teufel noch mal!», rief er. «Haben Sie
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