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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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einem weißen Landrover, Bangura und seine Frau legten sich vor den Rücksitzen auf den Boden. Gray fuhr los. Es waren keine Rebellen in Sicht, als sie durch das weit offen stehende Eisentor des Präsidentenpalasts in die Stadt fuhren.
    Normalerweise hätte er ihre Chance, die Stadt lebend zu verlassen, auf höchstens eins zu hundert geschätzt, aber er hoffte, das Gewitter war auf ihrer Seite. Vergewaltigen, plündern und Menschen aufschlitzen macht nun einmal bei Sonnenschein mehr Spaß als im strömenden Regen. Er nahm an, dass sich die meisten Rebellen irgendwo unterstellen würden. Durch den Regen wurden die Fensterscheiben fast undurchsichtig, sodass die Passanten nicht sehen konnten, wer im Wagen saß. Der Wagen selbst würde keine besondere Aufmerksamkeit erregen. Weiße Landrover sah man überall, sie waren in Kangari quasi Standard für alle, die es sich leisten konnten. Mit etwas Glück schafften sie es, die Stadt zu verlassen, bevor das Gewitter weiterzog, und konnten den Highway zum Flughafen hinunterrasen.
    Trotz des Regens waren die Straßen überfüllt mit Menschen, die vor den Rebellen flüchteten. In Autos, Bussen, Eselskarren, auf Motorrädern, Fahrrädern und zu Fuß. Es ging nur langsam voran. Grays Pistole lag griffbereit auf seinen Knien. Die Scheibenwischer schafften es kaum, für klare Sicht zu sorgen.
    «Was ist los?», fragte Bangura vom Rücksitz. Er richtete sich auf. «Können Sie etwas erkennen?»
    «Unten bleiben!», zischte Gray. Plötzlich waren überall Rebellen mit roten Baretts. Das Gewitter hatte sie nicht vertrieben. Sie schienen diesen verdammten, beschissenen Regen richtig toll zu finden, stolzierten herum und soffen Red Heart Rum direkt aus der Flasche. Zerrten die Leute aus ihren Autos und raubten sie aus. Plünderten Geschäfte und verluden die Beute in Pick-ups. Er war mitten in sie hineingefahren, wie ein langsamer, schwerfälliger Käfer, der in einen Ameisenhügel stolpert.
    Zwei Rebellen kamen auf den Landrover zu, absurderweise mit dem freundlichsten Lächeln der Welt. Wie freundliche Bullen auf ihrem Rundgang.
    «Keine Bewegung», flüsterte Gray.
    Einer der Männer beugte sich vor und versuchte, noch immer lächelnd, Gray durch das regennasse Fenster hindurch anzusehen. Gestikulierte, dass er das Fenster herablassen sollte. Gray drückte den Knopf, und während die Scheibe hinunterfuhr, griff er nach der Pistole. Der Mann konnte gerade noch verblüfft gucken, bevor die Kugel sein Gesicht traf. Als er zu Boden fiel, schoss Gray dem Mann hinter ihm zweimal in die Brust.
    Vor sich sah er so etwas wie einen Durchgang zwischen zwei Gebäuden. Er riss das Steuer herum, schoss vorwärts und rammte den Wagen vor ihm. Setzte zurück, wirbelte herum und fuhr in die Durchfahrt, während der Wagen von Automatikwaffen durchlöchert wurde, die Scheiben zerbarsten, Bangura fluchte und Natalie kreischte.
    Allerdings war die Durchfahrt keine Durchfahrt. Sie war nicht mehr als ein Hof zwischen zwei Häusern, der in einer Schweinekuhle vor einer Lehmwand endete. Er fuhr, so schnell es ging, hinein und sagte sich, das ist es also. Er hatte oft darüber nachgedacht, wie er wohl aussehen würde, der Ort, an dem er sterben wird.
    Der Wagen war noch immer unter Beschuss, die Hinterreifen platzten. Er betrachtete die Schweine, es waren acht. Dünn, schwarz und voller Schlamm.
    «Was machen wir jetzt?», rief Bangura.
    «Kommen Sie raus!», rief Gray. «Köpfe unten halten.»
    Sie sprangen alle drei aus dem Wagen und gingen dahinter in Deckung. Gray schoss ein paarmal in Richtung Straße. Die Rebellen gingen wie immer nach dem Streuprinzip vor: Von vielen Kugeln wird schon eine treffen. Sie hielten ihre Waffen um die Häuserecke und schossen wild drauflos. Einer von ihnen, ungefähr achtzehn Jahre alt, hatte wohl zu viele amerikanische Actionfilme gesehen. Er lief in die Durchfahrt, stand mit weit gespreizten Beinen im Regen und feuerte, dabei schrie er aus vollem Hals, mit verzerrtem Gesicht. Patronenhülsen prasselten zu Boden. Gray durchlöcherte seinen Brustkorb mit einem engen Muster von Schüssen und beendete den Unsinn. Er fluchte innerlich darüber, dass ihn ausgerechnet eine Bande dermaßen mieser Soldaten töten würde. Was heißt hier Soldaten. Feiglinge. Schlächter.
    Hinter ihm liefen die Schweine im Schlamm hin und her und quiekten.
    Er hörte, wie sein Name gerufen wurde, und sah hinab zu Bangura.
    «Jetzt!», rief Bangura. «Tun Sie es jetzt!»
    Gray sah Natalie an. Sie

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