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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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den Verstand verloren?»
    «Es wäre nicht richtig, ihn zurückzulassen, Sir.»
    «Wenn er zu blöd ist, zu verschwinden, solange es noch möglich ist, dann ist das seine Sache. Sie fliegen mit der nächsten Maschine! Das ist ein Befehl.»
    «Das kann ich nicht, Sir.»
    «Was bietet er Ihnen? Muss ja ein wahres Vermögen sein.»
    «Er hat mir gar nichts geboten.»
    «Er ist das nicht wert, verdammt. Er ist nicht Nelson Mandela, sondern nur ein billiger Gauner. Klaut seinem eigenen Volk den letzten Pfennig.»
    «Sie haben mir gesagt, im Personenschutz geht es darum, den Chef zu beschützen, und zwar unter allen Umständen. Genau das tue ich.»
    «Hören Sie zu, Sie borniertes Arschloch. Bangura ist ein toter Mann, wenn er nicht abhaut, und Sie auch. Sie sind in Afrika. Wenn Sie einfach nur getötet werden, haben Sie Glück gehabt. Die ziehen Ihnen bei lebendigem Leib die Haut über die Ohren und tragen sie als schicken Mantel.»
    «Es tut mir leid, Sir. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, ich hab Ihnen alles zu verdanken. Ich muss jetzt Schluss machen.»
    Er legte das Satellitentelefon weg. Stieg zu Bangura in die Limousine und fuhr zurück zum Palast.
     
    «Bist du ihretwegen geblieben?»
    Er sah Gina an.
    «Wegen Natalie?», fragte sie.
    Er nahm einen Schluck Limonade. Das Eis im Glas war geschmolzen.
    «Lustig. Das hat mich Bangura auch gefragt.»
     
    Bangura lachte. Gray spürte, wie der Sitz wackelte, so laut lachte Bangura.
    «Verzeihen Sie mir», sagte er. «Ich habe bisher noch nie erlebt, dass Sie sich erschrocken haben. Sie sahen wirklich vollkommen überrascht aus.»
    «Mit ihr hat das nichts zu tun.»
    Bangura beugte sich vor und tätschelte sein Knie.
    «Keine Sorge. Ich hege keinen Verdacht gegen Sie. Sie sind eine wirklich komische Figur in dieser modernen Welt. Ein Ehrenmann! Aber eben auch ein Mann. Und Natalie ist so schön. So lieb und süß. Ihretwegen kann einem jungen Mann schon mal das Herz stehenbleiben. Einen Courvoisier?»
    «Gern.»
    Bangura schenkte ihnen zwei Cognac ein. Aus einer Kristallkaraffe. Gray nippte daran und schaute durch die getönten Scheiben der silbernen Mercedeslimousine nach draußen. Sie waren Teil einer Wagenkolonne. Scheinwerfer blitzten auf, Hupen ertönten, Sirenen schrillten. Macht Platz für den Präsidenten! Trotzdem kamen sie nur langsam voran. Die Straßen der Hauptstadt waren schlecht asphaltiert, voller Schlaglöcher und ständig überfüllt. Jetzt kamen auch noch Flüchtlinge vom Land in die Stadt, Tausende und Abertausende. Auf der Flucht vor den Kämpfen, obwohl das eigentlich nicht so ganz stimmte. Rebellen und Soldaten zogen es vor, hilflose Menschen abzuschlachten, statt gegeneinander zu kämpfen.
    Er sah, wie ein Denker langsam die Straße entlangging. Eine abgerissene Gestalt mit Gummisandalen aus Autoreifen. Den Kopf gesenkt, als sei er in tiefe Überlegungen versunken. Deswegen nannte man sie Denker. Sie liefen alle so, mit gesenkten Köpfen. Man sah sie überall. Wenn man einen bestimmten Muskel im Nacken durchtrennte, fiel der Kopf nach vorn zur Brust. Man konnte ihn nicht mehr anheben. Die Rebellen wandten diese Methode bevorzugt an, statt die Leute einfach nur umzubringen. Es hatte den gleichen Effekt, als würden sie die Menschen mit einem Plakat losschicken, auf dem stand: DIE REVOLUTIONÄRE GOTTESARMEE IST NAH !
    Am nächsten Morgen hatte Bangura eine Besprechung mit seinen Generälen. Er saß unter einem großen, in Öl gemalten Porträt seiner selbst.
    «Was macht
der
hier?», fragte General Garba, mit Blick auf Gray. Gray saß mit seiner Oakley-Sonnenbrille und einem M 4 A 1 -Gewehr im Schoß an der Seite des Raums.
    «Er beschützt mich», sagte Bangura.
    «Vor wem? Etwa vor
uns

    «Natürlich nicht. Vor den Terroristen.»
    Garbas Uniform war mit Orden und Bändern übersät. Seine blutunterlaufenen Augen schienen aus den Höhlen zu treten. Er schwitzte und war offensichtlich betrunken.
    «Das sollen unsere eigenen Leute erledigen. Oder glauben Sie, er kann das besser, weil er weiß ist?»
    «Natürlich nicht.»
    «Woher wollen Sie wissen, dass er nicht spioniert?» Garba schlug mit seiner fetten Faust auf den Tisch. «Für die RGA ?»
    «Das ist lächerlich. Lassen Sie uns fortfahren.»
    Nach dem Treffen wirkte Bangura erleichtert. «Was habe ich Ihnen gesagt?», fragte er Gray. «Das Blatt hat sich gewendet.»
    «Darf ich offen sprechen?»
    «Bitte.»
    «Die spucken nur große Töne.»
    Banguras Gesichtsausdruck wurde ernst.

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