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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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einzigen Person bestand, ihm selbst.
    «Für den Fall, dass es das Schicksal heute nicht gut mit uns meint», sagte Bangura, «ich darf den Terroristen nicht lebend in die Hände fallen. Genauso wenig meine Frau. Jemand muss sich darum kümmern, verstehen Sie?»
    Gray nickte. Er würde auch für sich selbst eine Patrone aufbewahren.
    Gray, Natalie und Bangura und drei seiner Ratgeber mit ihren Familien hatten sich beim Landeplatz in der weitläufigen Grünanlage des Präsidentenpalasts eingefunden. Alles in allem fünfzehn Personen und ein Papagei in einem Käfig. Sie standen da mit ihrem Gepäck und lauschten angestrengt auf das Geräusch des Hubschraubers, aber alles, was sie hörten, waren die Explosionen und Schüsse der Straßenkämpfe. Plötzlich verfinsterte sich der Himmel. Schwarze Wolken zogen auf, der Wind nahm an Stärke zu, und ein paar dicke Regentropfen fielen herab. Dann übertönte das Prasseln des Regens die Kampfgeräusche. Die blaugelben Echsen rannten in Deckung. Die Palmen beugten sich unter dem Sturm, und der Papagei kreischte. Die Leute befürchteten schon, dass der Hubschrauber bei dieser Windstärke nicht landen könnte, dass sie hier auf dem Landeplatz festsaßen und in den Regenfluten abgeschlachtet werden würden, aber da war er schon! Er schwebte über die Mauern des Palasts. Die Leute lachten und riefen. Sie würden leben und nicht sterben, vor ihnen lag die Zukunft und nicht das Nichts. Gray sah hinüber zu Banguras Frau, und sie erwiderte seinen Blick und lächelte. In ihrem dunklen Gesicht und dem dunklen Regen wirkten ihre Zähne noch weißer, dann krachte es, und ein greller Blitz schien auf.
    Eine Panzerfaust hatte den hinteren Rotor des Hubschraubers getroffen. Er wirbelte unkontrolliert herum und schien geradewegs auf sie runterzustürzen. Alle rannten zur Seite, dann krachte der Hubschrauber auf das Gepäck und den schreienden Papagei. Man sah nur noch einen orangen Feuerball.
    Gray entdeckte den Rebellen, der die Panzerfaust abgefeuert hatte. Er stand mit zwei anderen neben einem großen Springbrunnen, der sein Wasser überflüssigerweise in den Regen hineinspritzte. Sie waren gebannt vom Anblick des brennenden Hubschraubers. Gray erschoss sie, seine M 4 A 1 auf Vollautomatik eingestellt. Sie wurden von Unmengen an Kugeln getroffen, zwei fielen zu Boden und einer in den Springbrunnen. Dann wurde aus einer anderen Richtung mit Gewehren auf sie geschossen. Die Schädeldecke des Umweltministers wurde abgerissen. Seine Gattin, eine sehr dicke Frau, nahm seinen Kopf in beide Hände und kreischte, dann trafen die Kugeln auch sie, und sie brach neben ihm zusammen. Gray drückte Bangura und seine Frau zu Boden. Er hörte den schrillen Pfiff, und dann kam die SBU angerannt – die Small Boys Unit.
    Beide Bürgerkriegsparteien setzten Kindersoldaten ein. Die Ausbildung war kein Problem, ein Kind lernt in dreißig Minuten, mit einer Kalaschnikow zu töten. Man gab ihnen Alkohol und Drogen und schickte sie los, sie waren genauso tapfer wie Erwachsene und wahrscheinlich noch grausamer. Sie quälten Gefangene mit teuflischen Foltermethoden und kicherten dabei, als würden sie ein Spiel spielen. Sie starben wie die Fliegen, aber das war nicht weiter schlimm, in Kangari schien es unerschöpfliche Vorräte an Kindern zu geben.
    Die SBU bestand aus sieben Jungs im Alter von neun bis vierzehn Jahren. Sie schossen mit Sturmgewehren, während sie über den Rasen rannten. Angeführt wurden sie von einem Erwachsenen mit rotem Barett, rotem Halstuch und einer silbernen Pfeife. Gray erschoss ihn zuerst, aber die Kinder liefen trotzdem weiter, er erschoss zwei von ihnen, dann ging ihm die Munition aus. Die Kinder liefen stolpernd durch den Regen und feuerten, und einige von Banguras Leuten wurden getroffen. Dann hatte Gray das Magazin gewechselt und erschoss die anderen fünf Kinder. Sie fielen hin, aber zwei von ihnen bewegten sich noch. Er schoss weiter, bis alles ruhig war –
     
    «Mein Gott», sagte Gina.
    Er sah sie an. Ihr Gesicht war verzerrt und blass.
    «Warum hast du auf sie geschossen? Auf die Verwundeten?»
    «Sie hatten Waffen. Sie waren noch immer eine Bedrohung.»
    «Ich glaube, ich will nichts mehr davon hören.»
    «Okay.»
    Aber dann: «Nein, erzähl weiter.»
     
    Schwarzer Rauch stieg von dem brennenden Hubschrauber auf; die Überlebenden liefen in alle Richtungen davon.
    Gray war klar, dass ihre einzige Hoffnung darin bestand, zum Militärflughafen zu fahren. Sie liefen zu

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