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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Epperson
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blickte zu ihm hoch. Ihre Augen blinzelten gegen den strömenden Regen. Vielleicht weinte sie, es war schwer zu sagen.
    Er nickte. Nahm die Pistole.
    Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Bangura kniff die Augen zusammen.
    Er richtete die Pistole auf Natalies Kopf. Sein Herz klopfte so stark, dass er meinte, sein ganzer Körper würde erzittern. Er sah, wie Regen von seiner Pistole hinuntertropfte. Dann hörte er plötzlich ein dumpfes
Platsch
hinter sich.
    Er drehte sich um. Im Schlamm lag eine Handgranate. Jemand hatte sie von der anderen Seite der Lehmwand geworfen, oder vielleicht war auch ein besonders geschickter Rebell auf eines der Dächer gestiegen. Er wollte sie aufheben und über die Wand werfen, aber er hatte sich noch nicht mal den Bruchteil eines Zentimeters bewegt, als sie detonierte.
    Eine Staubwolke senkte sich langsam in einen riesigen schwarzen Canyon hinab. Er selbst war der Canyon und auch der Staub. Noch nie hatte er so tiefen Frieden empfunden. Dann war ein Klingeln im Canyon zu hören. Es wurde lauter und lauter. Schließlich war die Staubwolke verschwunden, auch der Canyon war verschwunden, nur das Klingeln hielt an –
    Er lag auf dem Rücken im Schlamm, es regnete noch immer.
    Einer der Rebellen stand über ihm, aber er beachtete ihn nicht. Er stützte sich auf dem Ellbogen auf.
    Die Rebellen feierten. Sie kletterten auf dem Landrover herum, lachten und schossen in die Luft. Sie hatten Bangura und seine Frau offenbar erkannt. Beide waren durch die Granate verwundet worden, aber noch am Leben. Die Rebellen schleppten sie fort. Bangura biss die Zähne zusammen, aber seine Augen waren weit aufgerissen, er schaute wild umher. Natalie weinte und schrie, aber er hörte sie nicht. Er hörte nichts und niemanden. Durch die Explosion der Granate war Gray taub geworden. Da war nur noch dieses laute Klingeln in seinen Ohren.
    Einer der Rebellen merkte, dass Gray noch am Leben war, und stieß ihm den Gewehrkolben gegen die Schläfe. Wieder war er bewusstlos. Das Nächste, was er mitbekam, war, dass man ihn die Straße hinunterschleifte. Er sah weder Bangura noch seine Frau. Der Regen hatte aufgehört. Er hatte einige Verletzungen von den Splittern der Granate, aber nichts Ernstes. Der Schlamm hatte die Wucht der Explosion gedämpft und ihm mit einiger Sicherheit das Leben gerettet. Aber ob seine Verletzungen tödlich waren, war im Moment unwichtig.
    Sie brachten ihn in eine Kirche. Dort waren schon viele andere Menschen, Männer, Frauen und Kinder. Einige waren schon ermordet worden, andere wurden gerade ermordet, und der Rest würde bald ermordet werden. Er konnte noch immer nichts hören und schloss die Augen, um ein weiteres Wahrnehmungsorgan auszuschalten. Er beschloss, sie nicht wieder zu öffnen.
    Sie zogen ihn aus, banden seine Handgelenke zusammen und hängten ihn auf, sodass er in der Luft pendelte. Sie schlugen mit Peitschen und Gürteln auf ihn ein und schlitzten ihm den Rücken auf. In die Schlitze stopften sie Schießpulver und zündeten es an. Es war merkwürdig, dass er seine eigenen Schreie nicht hören konnte. Er ließ die Augen geschlossen und hoffte, das Bewusstsein zu verlieren, aber das passierte nicht.
    Dann war die Folter zu Ende. In Ruhe und Dunkelheit hing er da, wie lange, konnte er nicht sagen. Dann roch er den Rauch.
    Er öffnete die Augen.
    Die Kirche brannte. Die Rebellen waren abgezogen. Ihre Opfer hatten sie zurückgelassen, die meisten tot, aber einige waren noch am Leben. Gefesselt und hilflos wie Gray.
    Die Flammen züngelten die Wände empor, in den Dachstuhl hinauf. Er sah, wie eine Taube panisch umherflatterte, auch sie war gefangen. Hinter dem Altar stand eine Bronzestatue des gekreuzigten Jesus. Hinter der Statue war ein Mensch lebendig gekreuzigt worden, ein Priester. Man hatte seine Hände und Füße an die Wand genagelt. Er hatte die Augen geschlossen, sein Kopf pendelte hin und her, und seine Lippen murmelten ein Gebet.
    Gray musste husten, immer mehr Rauch füllte das Kirchenschiff. Er hoffte, er würde am Rauch ersticken, bevor das Feuer ihn erreichte.
    Plötzlich kamen drei der Rebellen zurück in die Kirche gelaufen, Tücher vor dem Mund wegen des Rauchs. Sie kamen direkt zu Gray, schnitten ihn los und trugen ihn hinaus. Die Rebellen waren unterschiedlicher Meinung: Die einen wollten Gray töten, die anderen meinten, ein weißer amerikanischer Söldner würde ein gutes Lösegeld einbringen. Die zweite Gruppe bekam recht, als wenige Tage später Major

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