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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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du? Ich könnte mich schlau machen.«
    »Und verlierst Zeit.«
    »Ist das denn so kompliziert? Warum erklärst du es mir nicht sofort?«
    Nun war es an ihr zu lächeln. »Wir sollten lieber vorher etwas essen. Sonst hast du nach dem hier keinen Appetit mehr.«
    Womit sie vermutlich sogar recht hatte, stimmte Tom innerlich zu. Blut, Verletzungen oder Operationen fand er ausgesprochen ekelerregend, und ein Autopsiebericht war da das Letzte, was er zum Vergnügen lesen würde.
    Während des Essens redeten sie über Toms Arbeit als Journalist und Julis Studium. Es stellte sich heraus, dass sie trotz ihres geringeren Alters schon mehr von der Welt gesehen hatte als er.
    Tom war in Hamburg aufgewachsen, und außer einigen Urlauben oder Geschäftsreisen in der Zeit seiner Agenturtätigkeit war er der betriebsamen und internationalen Stadt treu geblieben. Hamburg galt nicht umsonst als das Tor zur Welt. Die zweitgrößte Stadt Deutschlands beherbergte Konsulate und Vertretungen aller großen Länder, und als Handelsstadt mit langer Tradition lebten hier viele Millionäre. Der Hafen war einer der größten Europas, und die Ansammlungen an Medienunternehmen und Werbeagenturen suchte ihresgleichen. Außer Berlin ließ sich keine Stadt im Land mit Hamburg vergleichen, und was die Lebensqualität, das allgegenwärtige Grün und das die ganze Stadt mit Kanälen durchziehende Wasser anging, schlug sie seiner Meinung nach Berlin um Längen. Juli hingegen stammte nicht aus Hamburg. Ihre Familie war während ihrer ganzen Jugend im Ausland gewesen, weil ihr Vater damals als gelernter Ingenieur einen Managementposten im Baukonzern Berger innegehabt hatte. So war sie auf verschiedene internationale Schulen gegangen und erst zu Beginn ihres Studiums nach Hamburg gekommen. Und auch seitdem hatte sie mehrfach Auslandssemester an anderen Universitäten absolviert und verbrachte die Semesterferien in der Regel bei irgendwelchen Projekten außerhalb Deutschlands. So kam es, dass sie neben Englisch auch Französisch, Spanisch und Portugiesisch sprach.
    Tom dachte darüber nach, wie zielstrebig und rastlos sie wohl in ihrem Wesen war. Etwas trieb sie voran. Er selbst hatte keine genau Vorstellung, was er einmal erreichen wollte. Das spießbürgerliche Klischee von Auto, Familie und Haus im Grünen war nicht seines. Aber darüber hinaus hatte er noch keine Vorstellung. Es wäre schön, einen Antrieb zu haben, der auch irgendwohin führte. Aber zunächst müsste er etabliert sein. Finanziell unabhängig, das wünschte er sich, sodass er frei entscheiden könnte, ob und wie viel er arbeiten würde, und dann, so dachte er, würde er sich Gedanken über alles Weitere machen.
    Jetzt ging es um diese Geschichte mit dem Fuß. Eine Story, die vermutlich größer war als ein reißerischer Artikel, der die Diskussion über das Gesundheitswesen ein bisschen anstacheln sollte. Vielleicht gab es hier einen Kriminalfall, und möglicherweise bedeutete das, ganz groß rauszukommen.
    »Also dann«, sagte er schließlich, als ihr Geschirr abgeräumt wurde, »was genau steht in diesem Report?«
    »Dann bist du einverstanden?«, fragte Juli. »Wir machen gemeinsam weiter?«
    »Du hast mir noch nicht erklärt, was genau dich an dieser Sache interessiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Dissertationsthema gibt, das so heiß ist, dass deswegen Labors gesprengt werden.«
    »Nein, stimmt. Ich will ehrlich sein. Und bis ich den Report gelesen hatte, kannte ich diese merkwürdigen Details auch nicht. Aber ich habe ein persönliches Interesse herauszufinden, woher dieser Fuß kommt. Mit dem Studium hat es nichts zu tun. Mehr möchte ich nicht dazu sagen.«
    Tom lehnte sich zurück. »Also für eine Zusammenarbeit ist das reichlich wenig Vertrauen.«
    »Es muss leider vorerst reichen«, sagte sie. »Ich werde es dir erzählen, versprochen. Aber noch nicht gleich. Ich muss erst selbst näher an die Sache herankommen. Kannst du damit leben?«
    Er überlegte nur kurz. Es blieb ihm ja nichts anderes übrig. Wenn sie sich entschied, ihre Geheimnisse für sich zu behalten, gab es nichts, das er dagegen unternehmen konnte. Immerhin war ein persönliches Interesse vermutlich mindestens ebenso sehr ein Antrieb, der Sache auf den Grund zu gehen, wie der berufliche Ehrgeiz.
    »Deal«, sagte er.
    Juli breitete die Papiere vor sich aus.
    »Also, der Bericht besteht aus der pathologischen und der molekularbiologischen Untersuchung. In der Molekularbiologie werden Untersuchungen

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