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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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wie mich , fügte sie in Gedanken hinzu.
    Tom kniff die Augen zusammen. »Vielleicht können wir selbst herausfinden, aus welcher Gegend der Fuß gekommen ist.«
    »Wie willst du das anstellen?«
    Er rückte ein Stück vor. »Überleg mal: Wir wissen, wann und wo er angespült wurde. Wir können uns die Strömungsdaten der Elbe besorgen und anhand der Gezeitentabelle ziemlich genau ablesen, wie sich der Fluss in den letzten Tagen verhalten hat. Dann bauen wir im Rechner ein möglichst präzises Modell der Elbe, füttern es mit diesen Daten und können eine Rückberechnung vornehmen.«
    »So was kannst du?«
    »Ich nicht. Aber ich kenne jemanden, der es kann.«
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte plötzlich jemand neben ihnen. Es war ein Herr in den Fünfzigern, begleitet von einem jüngeren Mann, beide mit Stoffhosen, Hemd und sommerlichen Jacken, die sie offiziell aber leger aussehen ließen.
    Der Ältere zeigte unauffällig seine aufgeklappte Brieftasche.
    »Hauptkommissar Berger. Dürfen mein Kollege und ich uns für einen Augenblick zu Ihnen setzen?«
    »Können Sie mir sagen, wo Sie heute Vormittag zwischen elf und zwölf Uhr gewesen sind?« Berger sah von Juli zu Tom.
    »Ist das ein Verhör?«, fragte Tom. Er wunderte sich, wie schnell die Beamten ihre Spur aufgenommen und sie in diesem Restaurant ausfindig gemacht hatten.
    »Es ist nur eine Frage.«
    »Wir waren gemeinsam am UKE «, sagte Juli.
    »Und wo dort genau?«
    »Beim Rechenzentrum.«
    Tom atmete innerlich auf. Er schätzte, dass die Polizisten sie über Hwang und dessen Zugriff auf die Daten gefunden hatten. Von ihrem Besuch bei Professor Heide wussten sie vielleicht noch gar nichts, daher war es nur gut, wenn Juli ihnen lediglich bestätigte, was sie vermutlich ohnehin wussten.
    Der Hauptkommissar nickte. »Und ist Ihnen dabei etwas Besonderes aufgefallen?«
    »Nein«, sagte Juli. »Wir haben einen Kollegen von mir besucht.«
    »Ja, das wissen wir. Deswegen sind wir hier, Frau Thomas. Aber Sie haben nicht zufällig auch Sirenen gehört oder Rauch gesehen?«
    Juli zeigte einen überraschten Gesichtsausdruck. »Nein. Was ist denn passiert?«
    Berger sah sie einen Moment lang schweigend an. »Es hat einen Vorfall gegeben«, sagte er dann. »Und zwar in dem Labor, in dem dieser Report erstellt wurde. Ich darf mal?« Er griff nach dem Ausdruck, der noch immer auf dem Tisch lag. »Können Sie mir erklären, wie dieser Bericht in Ihren Besitz kommt? Dies sind Unterlagen, die der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen.«
    Juli gab sich wenig beeindruckt. »Erstens studiere ich am Klinikum und habe häufiger mit solchen Berichten zu tun. Und zweitens ist das lediglich ein beliebiger Bericht, der tut nichts zur Sache.«
    Hauptkommissar Berger wechselte mit seinem Kollegen einen vielsagenden Blick. Dann setzte er ein künstliches Lächeln auf. »Und wie kommt es dann, dass man mir im Rechenzentrum gesagt hat, Sie hätten gezielt diesen Fall angesprochen?«
    Verdammt , dachte Tom.
    Juli zeigte keine Regung. »Ich bat lediglich darum, mir einen aktuellen Fall aus der Molekularbiologie herauszusuchen, in dem es um abgetrennte Körperteile geht. Heraus kam dieser.«
    »Sie interessieren sich für abgetrennte Körperteile?«
    »Für meine Dissertation. Verwesungsprozesse und autoimmunologische Effekte in der plastischen Chirurgie massiv traumatisierter Extremitäten.«
    Hauptkommissar Berger nickte abwesend. Tom vermutete, dass der Mann genauso wenig verstanden hatte, um was es ging, wie er selbst. Aber Julis Antwort kam ihr so flüssig über die Lippen, dass es absolut glaubwürdig klang. Vielleicht stimmte es sogar.
    »Wie dem auch sei, ich muss Sie beide bitten, mir Ihre Personalien zu geben, falls wir Sie noch ein weiteres Mal befragen müssen. Und diesen Bericht muss ich als Beweisstück einbehalten.«
    Sie händigten dem Hauptkommissar ihre Ausweise aus. Er warf einen Blick darauf, stockte plötzlich und sah auf.
    »Ihr Name kommt mir bekannt vor. Sind Sie nicht Reporter, Herr Hiller?«
    »Journalist.«
    Berger lehnte sich vor und senkte seine Stimme ein wenig. »Also schön, Herr Hiller, und auch Sie, Frau Thomas, hören Sie mir gut zu. Aufgrund Ihrer Aussage müssen wir für den Augenblick davon ausgehen, dass Sie rein zufällig über diesen Bericht gestolpert sind. Aber persönlich glaube ich nicht an Zufälle. Ich sage es Ihnen jetzt ganz freundschaftlich: Halten Sie sich aus der Sache heraus und vergessen Sie den Report ganz schnell! Wir haben

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