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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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des Erbguts vorgenommen. Also Vaterschaftstests, Untersuchungen auf Erbkrankheiten und so was. Und im Auftrag der Kriminalpolizei werden auch DNA -Spuren gesucht und identifiziert. Speichelproben, Haare von einem Tatort oder Leichenreste. Deswegen war der Fuß hier untersucht worden. Bei Leichenteilen, die stark verwest sind, ist das nicht so leicht, und der Fuß trieb offenbar auch eine Weile im Wasser. Im Bericht steht, dass man daher Teile des Knochens verwendet hat, diese Zellen sind in der Regel robuster und erhalten das Erbgut etwas besser.
    Bei dieser Untersuchung ist herausgekommen, dass es sich beim Abbild der Gene nicht um ein übliches menschliches Muster handelt. Es wurden fremde Gene gefunden, die sich im Abgleich mit der Datenbank als Gene von Schweinen herausstellten.«
    »Was bedeutet das? Kann es sein, dass die Probe irgendwie … verunreinigt war oder so?«
    »Theoretisch ist das möglich. Aber die Vergleichstests zeigten dasselbe Ergebnis. Außerdem gab es auch Gene, die eine Mischform aufwiesen, die weder Mensch noch Tier eindeutig zugeordnet werden konnten.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Wenn diese Ergebnisse stimmen, dann handelt es sich bei dem Fuß um eine Extremität, die weder menschlich noch tierisch ist, sondern ein regelrechter Hybrid.«
    »Aber so etwas gibt es nicht!«
    Juli nickte. »Mensch-Tier-Hybriden nicht. Aber im Labor sind durchaus schon Experimente geglückt, in denen verschiedene Tierformen gemischt oder Mäusen menschliche Organzellen eingepflanzt wurden.«
    »Das ist ziemlich ekelhaft.«
    »Aber ein wichtiger Forschungszweig.«
    »Und wo kommt dieser Fuß nun her? Steht da noch mehr?«
    »Ja, es ist eine seltsame Verfärbung des Gewebes festgestellt worden, die mit den in der Pathologie bekannten biochemischen Vorgängen des Verwesungsprozesses nicht zu erklären waren. Das Fleisch befand sich zwar schon im fortgeschrittenen Zersetzungsprozess, aber es enthielt haufenweise unbekannte Pigmente. Die Untersuchung hat ergeben, dass es sich dabei um Farbstoffe auf Basis synthetischer Polymere handelt …«
    »Und das sind …?«
    »Künstlich hergestellte Farbstoffe. Aus dem Labor.«
    »Also war das Fleisch irgendwie tätowiert?«
    »Nicht ganz. Bei einer Tätowierung werden Farbpigmente unter die oberste Hautschicht gestochen, wo sie im Grunde stecken bleiben, weil sie vom Körper nicht abgebaut werden können. Die Pigmente hier waren aber winzig, fast im Nanobereich, und befanden sich als Bestandteil in den Zellen selbst, und zwar in jeder einzelnen.«
    »Das klingt auch nicht normal, oder?«
    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Gibt es da eine Art Erklärung in dem Bericht, ein Fazit oder so was?«
    »Nein, es sind wirklich nur die reinen Untersuchungsergebnisse ohne Interpretationen.«
    »Vielleicht hat sich jemand einen Scherz erlaubt«, überlegte Tom, »und etwas, das nur aussieht wie ein Fuß, in einen Schuh gestopft, eine Weile lang angammeln lassen und dann in den Fluss geworfen, um Leute zu erschrecken.«
    »Der Pathologiebericht bestätigt, dass es sich vom Bau der Knochen her tatsächlich um einen Fuß handelt. Schuhgröße zweiundvierzig steht hier. Spuren an den Knochen weisen Kratzer und Splitter auf, wie sie entstehen, wenn er zertrümmert oder zerbissen wird. Der Zustand deutet auf eine Verwesungsdauer von sechs bis zwölf Monaten hin, je nach Feuchtigkeit und Temperatur der Umgebung. Im Wasser lag der Fuß allerdings höchstens ein paar Tage. Zwischen Schuh und Fuß wurden Reste von Erde und Pappelblätter gefunden.«
    »Tja«, meinte Tom und nahm einen Schluck, »was sagt uns das alles?«
    Nun war es an Juli, sich zurückzulehnen.
    »Ich weiß es auch nicht«, gab sie zu. »Jedenfalls ist das kein normaler Fuß. Und irgendjemand hat ein Interesse daran, seine Entdeckung zu verhindern, wie wir gemerkt haben.«
    »Also vermutlich doch kein Scherz.«
    »Nein, eher nicht.«
    »Der Fuß war irgendwo verborgen«, überlegte Tom, »vielleicht in der Erde oder in einem Wald, wenn man die Spuren im Schuh so deuten kann. Und dann ist er irgendwie in den Fluss geraten.«
    »Nur wie haben die, die seine Entdeckung verhindern wollen, so schnell davon erfahren, dass er wieder aufgetaucht war?«
    »Durch meinen Artikel. Vielleicht wussten die Leute, dass der Fuß in den Fluss gefallen war, und nun warteten sie bloß darauf, dass er irgendwo angeschwemmt wurde.«
    »Oder es war der Hinweis auf die Verfärbung, der sie hellhörig gemacht hat«, sagte Juli. So

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