Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
sagen. Und stellen Sie sich vor, da kommt doch der Geschäftsführer zu uns und sagt ... – Gut gut, – unterbrach ihn Goga, – ich kenne Consulting. – Na und? – gab Slawik Laut. – Nehmen wir die Bokins? – Ja ja, – antwortete Goga, – aber wie stellst du dir das alles eigentlich vor? – Hören Sie her, – Slawik übernahm die Initiative, – Georgi Dawydowytsch, ich habe mir alles genauüberlegt. Was steht unmittelbar bevor? – Hm? – fragte Goga. – Die Johannisnacht! Wir veranstalten eine schwule Johannisnacht! – sagte Slawik und lachte fröhlich. Die Bokins lachten auch – Iwan Petrowytsch heiser und erkältet, Petja glockenhell und irgendwie unpassend. Auch Goga fing an zu lachen, sein Lachen klang besonders nervös und unsicher. Als sie sich verabschiedet hatten, schon an der Tür, drehte Iwan Petrowytsch sich um. – Ihre? – fragte er und zeigte auf die Kanonenstiefel. – Ja, – sagte Goga. – Von Freunden. Aus Zypern. Aber nicht meine Größe. – Bokin senior trat näher und berührte den Stiefelschaft. – Gute Qualität, – sagte er mit Expertenmiene.
Die schwule Johannisnacht bereiteten sie ganz besonders sorgfältig vor. Goga überließ nichts mehr Slawik und kümmerte sich selbst um die Gäste. Wieder wurden Geschäftspartner eingeladen, Großhändler, Jugendfreunde und die Oschwanz-Brüder, von denen aber nur Grischa kam, denn Sawa hatte bei der Schlägerei im Traktorenwerk etwas abbekommen und lag mit gebrochenen Rippen im Krankenhaus Nr. 4. Slawik durfte besagte Mitarbeiterinnen des Pionierpalastes einladen, alle vier. Außerdem kam ein Haufen unbekannter Leute, die wer weiß was hergelockt hatte, die schwule Johannisnacht jedenfalls nicht. Der Knaller des Abends waren natürlich Iwan Petrowytsch und Petja Bokin. Speziell für das Fest, sagten sie, hatten sie die Nummer »Feuer Kairos« einstudiert, die, wie Slawik, der auf der Generalprobe gewesen war, überzeugend versicherte, das Publikum vom Hocker reißen werde. In Pharaonenkostümen, die sie im Freizeitpark geliehen hatten, betraten die Bokins die Bühne. Musik erklang. Die Spots flammten auf. PetjaBokin bog sich grazil zur Brücke. Iwan Petrowytsch strengte sich an, krächzte, und machte auch eine Brücke. Das Publikum applaudierte. Grischa Oschwanz, der schon betrunken gekommen war, sprang auf, konnte sich aber nicht halten und ging zusammen mit einem Kellner zu Boden. Die Wachleute eilten herbei, um ihn aufzuheben und hinauszubegleiten, aber Grischa leistete Widerstand. Er stieß einen der Wachleute zu Boden und setzte sich erfolgreich gegen den zweiten zur Wehr. Sanytsch sah die Schlägerei und ging dazwischen. Die Großhändler, die ihre Krawatten schon abgelegt hatten, sahen, daß Grischa Oschwanz verprügelt wurde, ließen die Vergangenheit Vergangenheit sein und eilten ihm zu Hilfe. Inzwischen schleuderte Grischa den zweiten Wachmann auf die Bühne, wo er das Gerüst rammte, an dem die Scheinwerfer angebracht waren. Das Gerüst wankte und brach über Iwan Petrowytsch zusammen, der gerade in der Brücke stand. Bokin junior sah nichts von alledem, weil er ja selbst gerade eine Brücke machte, die Zuschauer wollten Iwan Petrowytsch unter den Armaturen hervorziehen, wurden aber von Grischa daran gehindert, der sich mit den Wachleuten und den Großhändlern gleichzeitig angelegt hatte und keinem weichen wollte. Da wandte Bokin junior schließlich doch den Kopf und erblickte seinen Vater unter einem Haufen Metallschrott. Er wollte zu ihm, aber sein Vater streckte gebieterisch die Hand aus, zurück auf die Bühne, du bist Künstler, also los – schenke den Menschen Freude! Und Petja verstand ihn, verstand auch ohne Worte diesen letzten väterlichen Befehl. Und machte wieder eine Brücke. Auch das Publikum verstand alles, überwältigte Grischa Oschwanz und zerrte ihn in die Toilette, um ihm kaltes Wasser überzugießen. – Los, Petja, los, meinSohn, – flüsterte Iwan Petrowytsch unter den Armaturen hervor, da hörte man eine Explosion – Grischa Oschwanz, einer gegen alle, hatte eine Handgranate aus der Jackentasche gezogen und sie in die hinterste Kabine geworfen. Die Kloschüssel zerbarst wie eine Walnuß, aus der Kabine quoll Rauch, die Gäste drängten zum Ausgang. Sanytsch versuchte, die zusammengeschlagenen Wachleute auf die Beine zu bringen, Goga stand vor der Bühne und schnallte in dem ganzen Lärm und Rauch überhaupt nichts mehr. – Georgi Dawydowytsch! Georgi Dawydowytsch! – Slawik kam ganz
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