Hyperkode Wüstenfuchs
Angstschweiß von der Stirn. Achten Sie auf die Fingerkuppe und wohin sie deutet. Links, rechts, oben oder unten, alles klar? Denken Sie an den Preßdruck der Handflächen.«
Ich vernahm seine Worte wie im Traum, denn ich sah nur noch dieses relativ kleine Schaltpult, das im Fall der Detektoranlage lediglich aus zwei rechteckigen, milchweißen Kunststoffplatten bestand.
Damit wurden die Befehle eingegeben und bis zum exakten Wert korrigiert.
TS-19 war persönlich erschienen. Es schockierte mich, daß er nicht nur Experten der GWA, sondern auch straffällig gewordene Wissenschaftler aus den Reihen der ehemaligen Calthurpriester mitgebracht hatte.
Der Kollege wußte genau, daß er mir nach meinem eigenmächtigen Vorgehen keine Chance mehr einräumen konnte. Natürlich hätte er die Erlaubnis zur Benutzung des Geräts zurückziehen können, aber das wäre mit Sicherheit in unerwünschter Form ausgelegt worden.
Dr. Maral Ghodra unterhielt sich leise mit einigen anderen Männern. Ich kannte sie alle! Einige von ihnen hatte ich persönlich verhaftet. Jeder von ihnen war als Kapazität einzustufen.
Hannibal verzichtete auf eine Kontaktaufnahme. Das war gut! Er hätte mich nur noch nervöser gemacht.
»Treten Sie bitte zurück!« forderte Captain Foren. Seine Worte galten Allison und Nishimura. Plötzlich stand ich allein inmitten des Saales, nur wenige Schritte von den Hauptschaltungen entfernt.
Wo beginnt eigentlich der logisch fundierte und erfolgsträchti ge Wagemut und wo die unkontrollierte Überschwenglichkeit der Selbstüberschätzung? Ich wußte es nicht.
Kommandos ertönten. Das GWA-Wachpersonal wurde verstärkt und an den Hallenwandungen postiert. Die Uniformierten trugen modernste Maschinenkarabiner mit Trommelmagazinen. In ihnen steckten mindestens achtzig hülsenlose Hochbrisanzgeschosse vom Typ Detotherm-Magnum, Kaliber .223.
Die kommandierenden Offiziere, unter ihnen der angebliche Oberst Vanerhan, hatten marsianische Schirmfeldprojektoren in die Gürtelhalterungen der Kampfanzüge eingeklemmt.
Ich musterte sie mit einem Blick und einem Gesichtsausdruck, den Hannibal fraglos als »bissig« bezeichnet hätte.
»Allerhand Aufwand, meine Herren«, höhnte ich. Meine inne re Unrast drückte sich im Klangvolumen meiner Stimme aus. »Man hat sich umgezogen, Normaluniformen gegen Kampfanzü ge ausgetauscht. Wie wollen Sie sich eigentlich einkleiden, wenn ich Ihnen ernsthaft auf den Pelz rücke? Nach meiner Flucht, selbstverständlich! Was wollen Sie dann anlegen? Etwa Ritterrüstungen aus Marsstahl? Den müßten Sie zu diesem Zweck allerdings erst einmal bearbeiten lernen. Genieren Sie sich eigentlich nicht? Fühlen Sie sich nicht entblößt und in den Augen Ihrer Gefangenen diskriminiert?«
TS-19 schien etwas fassungslos zu sein. Mir entging nicht, daß er gegen Schluckbeschwerden ankämpfte. Ihm war nicht wohl in seiner Haut.
Antworten konnte er allerdings nicht mehr. Es wurde ihm von einer anderen Person abgenommen.
»Die Dienstvorschriften der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr erfordern bei der Demonstration marsianischer Gerätschaften eine den Gegebenheiten angepaßte Ausrüstung. So oder ähnlich lauten diese Unumgänglichkeiten. Ich bin der Freiwillige, Professor.«
Ich lauschte dem Klang der Stimme nach. Sie war sonor, angenehm und von einem Ton unterschwelligen Humors durchsetzt, der mich sofort fesselte. Außerdem gehörte die Stimme fraglos einer Frau.
Ich wandte mich ruckhaft um und erblickte sie.
Sie wurde rechts und links von je einem Unteroffizier des Wachkommandos flankiert. Das war ebenso bemerkenswert wie die Tatsache, daß die beiden Männer außer den üblichen Dienstpistolen keine schweren Waffen trugen.
Ich suchte und fand ihren Blick. Ihre Augen waren groß, pechschwarz wie ihr langes Haar, und in ihnen lag ein Ausdruck, den ich nicht auf Anhieb zu deuten wußte. Ich spürte nur, daß sie weder rätselhaft noch sonst etwas waren, was man im Jargon der Alltagssprache nun einmal über die Ausstrahlung einer Frau alles zu sagen bereit ist.
Ich fühlte jedoch mit Bestimmtheit, daß sie eine Weisheit kundgaben, die ich mit dem besten Willen nicht mit ihrem Lebensalter koordinieren konnte. Eine etwa Fünfundzwanzigjährige kann nicht die stille Abgeklärtheit einer intellektuellen Frau haben, die in ihrem Leben durch alle Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins geschritten ist. Dennoch verkörperte die Fremde diese Würde.
»Polland, wenn Sie gestatten«, stammelte ich
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