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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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unbeholfen.
    Im gleichen Augenblick schalt ich mich einen Narren. Es war ein Unding, den gefühlsarmen, unendlich logisch denkenden Anarchisten zu spielen, um sich nur eine Sekunde später nach althergebrachter Sitte formell vorzustellen.
    Ich schaute blitzschnell in die Runde. Da legte sich meine innere Erregung sofort. Mir erging es nicht allein so! In dem Schaltsaal gab es keinen Mann, der auf das Erscheinen der Frem den nicht mit der gleichen Faszination reagiert hätte wie ich. TS-19 riskierte sogar eine ungelenke Verbeugung.
    Jetzt fand ich meine Fassung wieder. Der Faktor »Weib«, je ner Faktor, der wichtige Epochen der Menschheitsgeschichte entschieden oder stark beeinflußt hatte, kam sogar in den Aufwurfblasen des Bolloni-Kraterwalles zur Geltung.
    Die Unbekannte neigte den Kopf. Sie neigte ihn völlig ungezwungen und ohne eine Spur von einstudierter Effekthascherei.
    Sie war über mittelgroß, etwa 1,72 Meter hochgewachsen, erstaunlich schmalhüftig, darüber hinaus jedoch mit allen Attributen eines jungen Weibes ausgestattet, das man in einschlägigen irdischen Publikationen als Traumfrau bezeichnet hätte.
    Woher aber, nein – wie war sie zu dieser eigentümlichen Hautfarbe gekommen?
    Ich konnte behaupten, schon mit allen Völkern unserer Heimatwelt zusammengetroffen zu sein. Niemals aber hatte ich eine Frau oder einen Mann gesehen, deren Hautfärbung wie Gold schimmerte. Das hatte ich lediglich bei asiatischen Ritualtänzern bemerkt, aber ihre Körper waren mit atmungsaktiver Goldbronze bestrichen gewesen.
    Das war bei ihr garantiert nicht der Fall. Wer war sie? Woher stammte sie? Wieso schaute sie sich mit der abgeklärten Weisheit einer Ordensfrau um? Das paßte weder zu ihrer überaus erotisch wirksamen Erscheinung noch zu ihrer Jugend. Wer war sie?
    Sie schien meine Überlegungen zu erahnen. Wahrscheinlich war ich nicht der erste Mensch, der sie derart anstarrte.
    »Mein Name, der mir von einem Psychologen der GWA leih weise angeboten und von mir auch akzeptiert wurde, lautet Gol da. Ich leide unter einer totalen Amnesie, die bisher nicht beseitigt werden konnte. Ich weiß daher nicht, wer ich wirklich bin, woher ich ursprünglich stamme und was der persönlichen Dinge mehr sind. Ich hege allerdings die Hoffnung, Professor, daß Sie mir helfen können. Deshalb habe ich mich freiwillig für den Schirmtest zur Verfügung gestellt. Entspricht die Aussage Ihrer allgemein bekannten Forderung nach logischem Denken?«
    Sie verblüffte mich schon wieder. TS-19 griff hilfreich ein.
    »Madam, ich muß Ihnen zu meinem Bedauern untersagen, Mr. Polland dahingehend anzusprechen. Er ist nicht befugt, mehr als den Schirmtest durchzuführen. Ich bin jedoch gern bereit, Ihren entsprechenden Antrag, falls Sie das wünschen, befürwortend an den Internationalen Gerichtshof des Erdtrabanten weiterzuleiten. Ich brauche eine richterliche Genehmigung.«
    Sie schaute ihn unbewegt an. Schließlich bemerkte ich erstmals ein Lächeln. Es verschönte ihr ohnehin anziehendes Gesicht, machte den Ausdruck ihrer Augen aber noch undefinierbarer.
    »Mir ist, Sir, als hätte ich sinngemäß gleichartige Worte schon einmal oder gar schon oft gehört. Dank für Ihr Angebot. Können wir anfangen? Mein Dienst beginnt in einer Stunde.«
    Sie schritt leichtfüßig auf mich zu.
    Ich zwang mich mit aller Willenskraft, ab sofort wieder meine Rolle zu spielen. »Big Rody« Polland hatte sich anders zu verhalten. Sie spürte es sofort und schaute erschreckt auf.
    »Wieso sind Sie hier?« fragte ich in schroffem Tonfall. »Eine junge Frau Ihres Aussehens sollte wissen, wie man sich psychologisch geschickt verteidigt. Was haben Sie verbrochen?«
    Sie betastete ihre in verschiedenartigen Signalfarben leuchten de Kombination, über der im Außenbetrieb noch der »Gescheckte« getragen wurde.
    »Das bin ich wahrscheinlich nicht«, behauptete sie gelassen. »Geschickt, meine ich. Sicherlich bin ich auch nicht besonders mutig, was immer das sein mag.«
    »In fast allen Fällen ist Mut identisch mit dem totalen Entweder-Oder. Der oder ich – über eine Schlucht springen oder abstürzen. Es gibt hunderttausende Beispiele über sogenannte Heldentaten aus Selbsterhaltungstrieb. Wirklicher Mut ist die Opferbereitschaft einer Mutter, die ihrem Kind eine Niere spendet, um es vom Tode zu erretten, wohl wissend, daß sie bei einer schweren Infektion des Harnapparats nur wenig Überlebenschancen hat. Auch heute noch! Was haben Sie angeblich

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