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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Sechsstunden-Schichten kam es niemals zu einer Überfüllung.
    Als ich eintrat und vor dem wieder zugleitenden Innenschott stehenblieb, verhallte das Stimmengewirr.
    Nach einigen Augenblicken schienen die Anwesenden ihre Neugierde überwunden zu haben. Das Stimmengetöse schwoll erneut an.
    Die Häftlinge standen größtenteils im Hintergrund des Saales, wo ich die vollautomatische Speisenausgabe bemerkte. Mehr als dreihundert Personen konnten sich zu dieser frühen Morgenstun de hier nicht aufhalten.
    Das uniformierte Wachpersonal hatte sich zurückgezogen, aber die Fernbildüberwachung lief sicherlich. Unruhen aller Art wurden schnell, notfalls auch hart beigelegt.
    Ein Belauschen der diversen Gespräche war nach dem neuen Strafvollzugsgesetz verboten. Darin erblickte ich eine gewisse Lücke, denn es wäre den Ermittlungen durchaus dienlich gewesen, wenn man hier und da jene unsauberen Elemente abgehört hätte, von denen man zwar alles wußte, ihnen aber nichts beweisen konnte. Das war meine private Meinung. Die Gesetzgeber hatten eine andere Regelung getroffen.
    »Einreihen«, bat ich meine Mitarbeiter. »Und Sie, Allison, kommen mir gefälligst nicht auf die Idee, sich vorzudrängen. Wir wollen uns der Disziplin beugen. Versprechen Sie mir das?«
    »Das kommt ganz auf den Geruch aus den Schaltern der Robotausgabe an«, murrte er. »Okay, ich verspreche es. Wahrscheinlich ergreife ich eher die Flucht, als mich vorzudrängen.«
    Ich bemerkte etwa zwanzig Frauen. Sie arbeiteten auf VO-18 in den Auswertungs- und Schaltstationen; andere fungierten als medizinische Helferinnen oder Ärztinnen. Die anwesenden Personen gehörten zur Creme der Straftäter. Ihr Wissen wurde von der GWA nutzbringend eingesetzt. Wie ich von Kiny gehört hatte, war sogar Wolfram gefunden worden. Allerdings wußte man noch nicht genau, ob die Vorkommen als Einschlüsse im Nickeleisenmeteor zu bewerten waren, oder ob es sich um natürlich vorhandene Grundstoffe im Mondgestein handelte. Die Grenzen zwischen Meteor und gewachsenem Boden waren durchaus nicht einfach zu bestimmen.
    Ich reihte mich am Ende der Wartenden ein. Wir rückten rasch voran, da es sechs Robotschalter gab. Das Frühstück wurde auf Kunststofftabletts direkt per Auswurfschlitz angeboten.
    Allison schnupperte wie ein argwöhnisch gewordener Jagdhund.
    »Wonach stinkt das eigentlich?« erkundigte er sich etwas zu laut. »He, Sie da …«
    Er umfaßte den Arm eines Vorübergehenden, der seine Ration bereits empfangen hatte. Ich kannte ihn nicht. Er blieb sofort stehen.
    Framus riß die hauchdünne Abdeckfolie auf, zog die Hand des Unbekannten mitsamt dem Tablett näher zu sich heran und starrte auf den dampfenden roten Brei.
    »Was – was ist denn das?« stotterte er. »Meine Güte! Was ist das?«
    Der Häftling verzog schmerzgepeinigt das Gesicht, wagte es aber nicht, sich gegen den Hünen aufzulehnen.
    »Ziehen Sie Ihre Hand zurück, Framus«, forderte ich scharf. »Sofort!«
    Plötzlich erstarb das Stimmengemurmel erneut. Allison gewann seinen klaren Verstand zurück und erinnerte sich trotz maßloser Empörung und ungesättigter Freßlust an seine Aufgabe.
    »Schon gut, entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht in Stücke brechen«, erklärte er murrend. »Trotzdem könnten Sie mich aufklären, was Sie eigentlich auf dem Teller haben.«
    »Äußerst nahrhafte Algengrütze, überreich an Proteinen und Spurenelementen. Die Algen werden hier, auf dem Mond, in Hy drowannen gezüchtet.«
    Der Fremde lächelte. Ich versuchte, seinen Bewußtseinsinhalt zu erfassen, stieß jedoch auf jene parapsychische Taubheit, die ich instinktiv erwartet hatte. Er gehörte demnach zu den ehemaligen Priestern des Sehenden Calthur.
    Nach dem Empfang unserer Frühstücksportionen steuerte ich auf den schon vorher in Augenschein genommenen Tisch zu. Er bot Platz für vier Personen und war von jener Tischreihe, an der die für uns wichtigen Leute saßen, weder zu weit entfernt noch zu nahe aufgestellt.
    »Dr. Ghodra ist eingetroffen«, flüsterte Nishimura. »Es ist anzunehmen, daß er von Ruger als Verbindungsmann auserwählt wurde.«
    Ich pflichtete Kenji bei und setzte mich. Tisch und Stühle bestanden aus federleichten, steckbaren Hohlprofilen, die man unter dem geringstmöglichen Nutzlastaufwand an Bord der Raumtransporter unterbringen konnte. Jedes Kilogramm kostete sehr viel Geld, denn diese Masse mußte erst einmal zu den Mondschiffen in die irdische Orbitbahn gebracht und anschließend zum

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