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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Erdtrabanten geflogen werden. Dort hatte man die Güter wieder zu landen, was erneut Energie und Nutzlastvolumen kostete. Wir waren zur Zeit dabei, auf dem Mond eine Bedarfsgüterindustrie zu bauen, damit wir nur noch die Grundsubstanzen in möglichst kompakter Form anliefern mußten. Kunststoffe sollten demnächst mondintern hergestellt werden. Überall wurde gesucht und geforscht, um die Transportkosten zu senken und die rohstoffmäßig ausgeblutete Erde möglichst zu entlasten.
    Allison stocherte trübsinnig in dem dampfenden Brei herum.
    »Nicht einmal eine Scheibe Weißbrot«, schimpfte er. »An acht bis zehn bescheidene Spiegeleier mit einem Pfündchen glasig gebratenen Speck wage ich schon gar nicht mehr zu denken. Der Teufel soll Sie und den ganzen Laden holen! Ein Mann meiner Art braucht …«
    »… wesentlich weniger Kalorien, um endlich das überflüssige Fett loszuwerden«, unterbrach ich ihn. »Gefallen Sie sich eigentlich in Ihrer Rolle als Freßsack, oder empfinden Sie ein echtes Bedürfnis?«
    Er maß mich mit einem vernichtenden Blick. Da wußte ich, das er wirklich nicht schauspielerte.
    Als ich den ersten Löffel Algenbrei zu mir nahm, entdeckte ich Hannibal, der abgesondert in einer Ecke saß. Ich ahnte, daß man sich bewußt von ihm zurückgezogen hatte.
    Nishimura folgte meiner Blickrichtung. Als er den geheimen Einsatzschatten ZbV, Hannibal Utan, wahrnahm, verschluckte er sich beinahe. Guter Gott – hoffentlich kam Kenji nicht auf die »absurde« Idee, Major MA-23 könnte keine Einsatzmaske tragen!
    Der Zwerg hockte in lässiger Haltung vor seiner Algengrütze und schaufelte sie elegant – wie er bestimmt meinte – in den Trichter, zu dem er gemeinhin Mund sagte.
    Die Stupsnase mit den nach oben weisenden Atemöffnungen machte die Kaubewegungen irgendwie rhythmisch mit. Da Hannibal wie üblich seine Ellenbogen auf der Tischplatte aufgestützt hatte, mußte er seinen faltigen Hals stets nach vorn strecken, um den Löffel erreichen zu können. Dadurch konnte man seinen eiförmigen Schädel mitsamt den fuchsroten Haarborsten im Profil sehen. Die tausend Runzeln und Fältchen, die sein sommersprossiges Antlitz überzogen, konnte man ebenfalls erkennen.
    Nein, Hannibal war wirklich keine Schönheit. Nun schaute er auch noch zu mir herüber. Seine Lippen verzogen sich zu einem verunsicherten Grinsen. Dann bewegten sich seine abstehenden Ohren nach hinten.
    »Meine Ahnen mögen mir verzeihen«, ächzte Kenji, ein normalerweise sehr beherrschter Mann. »Warum mußte man ihm eine derart scheußliche Maske aufpflanzen? Das ist ja schrecklich!«
    Ich blockierte schleunigst meinen Parasektor, damit Hannibal keinesfalls in meinen zu extremer Heiterkeit neigenden Bewußtseinsinhalt vordringen konnte.
    Er bemerkte mit sicherem Instinkt Nishimuras Erschütterung, verschluckte sich und begann prompt mit der Lautstärke zu husten, die General Reling bereits häufig an den Rand des Irrsinns getrieben hatte. Der Chef der GWA hatte Hannibals Unarten, vordringlich seine unerhörte Großmäuligkeit, schon oftmals ertragen müssen.
    »Ist er das etwa?« fragte Allison gedämpften Tones. »Der da? Der mit dem fehlgelifteten Affengesicht? Großer Jupiter, er ist es! So klein und dürr kann nur einer sein. Haltet mich fest, Freunde, oder ich drehe durch. War die Maske wirklich notwendig?«
    Ich kämpfte verzweifelt um meine Beherrschung. Hoffentlich fanden Framus und Kenji nie heraus, daß sie Hannibal erstmals seit der gemeinsamen Bekanntschaft in natura sahen.
    »Schauen Sie nicht so auffällig zu ihm hinüber«, bat ich mit heiserer Stimme. Ich konnte kaum sprechen. »Ja, er ist es. Beherrschung, Framus!«
    »Von wegen! Darauf habe ich nur gewartet. Hat uns der Kna be nicht verraten? Da sollte zur ersten Begrüßung eine Kleinigkeit demonstriert werden. Ruhe, hoher Chef, ich sprach von einer Kleinigkeit.«
    Ich konnte Allison nicht mehr zurückhalten, denn er ging bereits erstaunlich behende auf den Zwerg zu. Wieder mäßigte sich die Lautstärke der Gespräche. Hoffentlich bemerkte niemand, daß der so schwerfällig wirkende Allison wie ein Wiesel sein konnte. Alles andere war Maske, hinter der er sich grundsätzlich versteckte.
    »Hallo, Mr. Serpo Redanic – sieht man sich an diesem ungastlichen Ort wieder? Können Sie mir erklären, wieso die Herren der Mondlandedivision Luna-Port so erstaunlich genau über einen Marsstützpunkt namens Basis ›Süd-Violett drei‹ informiert wa ren? Ich grüße Sie, Bruder.

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