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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Overall-Kombi war signalgelb. Orangerote Leuchtstreifen zierten Brust- und Rückenteil. Seine Straftäternummer hatte er ebenfalls erhalten. Es war die 8335. Nishimura war zur Nummer 8334 geworden und ich zur Nummer 8333.
    Die Zahlen waren – wie von TS-19 angeordnet – besonders groß und auch besonders giftgrün leuchtend. Die instrumentelle Ausrüstung bestand aus einem klobigen Armband-Kombigerät, auf dessen Minischirm man je nach Abruf die digitalen Meßwerte über Luftdruck, Sauerstoffanteil, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Radiostrahlungen und andere lebenswichtige Faktoren ablesen konnte. LED-Warnleuchten mit eigenständiger Automatiksteuerung waren für den überraschend eintretenden Notfall ebenfalls vorhanden.
    »Ich komme mir vor wie ein Zauberkünstler auf einem alten Flußdampfer«, beschwerte sich Framus. »Was sollen wir haben? Dreiundzwanzig Grad Celsius? Das stimmt nie. Ich schwitze wie ein Affe.«
    »Beleidigen Sie die armen Tiere nicht. Außerdem habe ich noch keinen Affen schwitzen sehen. Irren Sie sich nicht in der Lebensform?«
    »Werden Sie nur nicht schon wieder anzüglich!« fuhr er mich an. »Ich – he, Kenji, was machen Sie denn da?«
    Der Japaner war an der Metallstrebe eines Einbauregals bis zur kaum verkleideten Felsdecke emporgeklettert. Aufmerksam schaute er sich die Risse und Fugen an.
    »Es soll Lauschsender geben, auch Wanzen genannt«, meinte er gelassen. »Der GWA traue ich alles zu!«
    Er schaute uns zwingend an. Natürlich suchte er nach Abhörgeräten, die unter Umständen von Fremden angebracht worden sein konnten. Unsere Leute waren daran naturgemäß nicht interessiert.
    Kenji kletterte wieder nach unten. Sein Gesicht war verkniffen.
    »Nichts zu finden, Sir. Wir brauchen erstklassige Ortungsgeräte.«
    »Woher nehmen? Vielleicht von der GWA erbitten?« setzte Allison das Spiel fort.
    Ich äußerte mich dazu nicht, zumal wir es seit unserer Einweisung am vergangenen Abend strikt vermieden hatten, ein verfängliches Wort zu sprechen. Die Einsatzplanung war vorerst tabu – wenigstens im gemeinsamen Wohnraum. Für TS-19 war es sicherlich schon schwer genug gewesen, eine plausible Erklärung für unser Beisammensein zu konstruieren. Gefährliche Leute unserer Art wurden gemeinhin getrennt untergebracht. Um ihm hilfreich zu sein, hatten wir die Sache mit den unter Umständen vorhandenen Lauschsendern arrangiert. Sollten uns Fremde hören können, würde es für ihren vermutlichen Intellekt selbstverständlich erscheinen, daß wir wegen der Zusammenlegung argwöhnisch geworden waren. Die Planung lief, wie es schien, bis jetzt unangefochten weiter. Allerdings stand uns nun die erste Begegnung mit anderen Strafgefangenen bevor; mit Leuten, die wir bislang nicht kennengelernt hatten. Natürlich waren wir über sie informiert worden, aber zwischen Theorie und Praxis hatte es schon immer bemerkenswerte Unterschiede gegeben.
    »Abmarsch, meine Herren«, ordnete ich, meiner Führungsrolle entsprechend, an. »Bis zum Speiseraum dürften wir eine Viertelstunde unterwegs sein. Wir haben zwei Druckschleusen zu passieren.«
    Kenji öffnete die primitive Zentralverriegelung der dickwan digen Stahltür. Sie schwang nach außen auf und hatte die Aufga be, bei einem sektorbedingten Druckverlust als letzter Rettungsanker zu dienen. Nicht alle Wohnräume besaßen solche »Letzte-Chance-Schotte«.
    Wir schritten auf den unregelmäßig breiten Gang hinaus. Sehr viel Mühe hatte man sich mit der Begradigung nicht gegeben.
    Wir gehörten offenbar zu den letzten Strafgefangenen der ersten Schicht, die sich entschlossen hatten, am Frühstück teilzunehmen. Neuankömmlinge verzichteten häufig darauf, da sie sich an die überwiegend aus Synthostoffen bestehenden Nahrungsmittel noch nicht gewöhnt hatten und tiefe Abscheu davor empfanden. Allison war deswegen schon schlecht gelaunt. Er malte sich die schrecklichsten Bilder aus, stellte sich übelriechende Breisubstanzen, blasenwerfende Brühen und sonstige Unappetitlichkeiten vor.
    Von solchen Vorstellungen belastet, schritt der Koloß neben mir her.
    »Ich könnte mit dem Kopf gegen die Wand rennen, wenn ich Narr daran denke, daß ich nur den einen Truthahn verspeist ha be«, stöhnte er weinerlich. »Welcher in mir hausende Teufel hat mir geraten, mich jemals Ihren Wünschen zu beugen! Ich könnte jetzt ruhig, friedlich und vor prallvollen Töpfen am Strand des Großen Barriere Riffs sitzen, schönen Mädchen gönnerhaft zuwinken und dabei massenhaft

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