Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
Teilchen in einem Zwischenzustand – der Summe aller möglichen Zustände vor der Messung.
Als Niels Bohr und Werner Heisenberg dieses Konzept erstmalig vorlegten, war Einstein empört: »Gibt es den Mond nur, weil eine Maus ihn betrachtet?« pflegte er zu fragen. Bei strenger Anwendung der Quantentheorie existiert der Mond tatsächlich nicht in der Form, wie wir ihn kennen. Er kann sich in einem von einer unendlichen Zahl von Zuständen befinden – am Himmel stehen, explodieren oder überhaupt nicht vorhanden sein. Erst der Meßvorgang – die Tatsache, daß wir ihn betrachten – legt fest, daß der Mond die Erde tatsächlich umkreist.
In vielen hitzigen Diskussionen mit Niels Bohr hat Einstein dieses unorthodoxe Weltbild in Frage gestellt. (Erbittert warf Bohr seinem Kontrahenten in einer dieser Auseinandersetzungen vor: »Sie denken nicht, Sie sind nur logisch!«7) Sogar Erwin Schrödinger (der die ganze Diskussion mit seiner berühmten Wellengleichung ausgelöst hatte) wehrte sich gegen diese Umdeutung seiner Gleichung. Einmal klagte er: »Ich mag sie nicht, und es tut mir leid, daß ich jemals etwas mit ihr zu tun hatte.« 8
Um diese neue Interpretation ad absurdum zu fuhren, fragten die Kritiker: »Ist eine Katze lebendig oder tot, bevor man sie betrachtet?«
Um zu zeigen, wie abwegig diese Frage ist, sperrte Schrödinger eine imaginäre Katze in eine fest verschlossene Kiste. Auf die Katze ist ein Gewehr gerichtet, das mit einem Geigerzähler verbunden ist, der wiederum an ein Stück Uran angeschlossen ist. Das Uranatom ist instabil und wird radioaktiv zerfallen. Den Zerfall eines Urankerns registriert der Geigerzähler und löst einen Gewehrschuß aus, der die Katze tötet.
Um zu entscheiden, ob die Katze tot oder lebendig ist, müssen wir die Kiste öffnen und die Katze beobachten. Doch in welchem Zustand befindet sich die Katze, bevor wir die Kiste öffnen? Nach der Quantentheorie können wir lediglich feststellen, daß die Katze von einer Wellenfunktion beschrieben wird, die die Summe einer toten und einer lebendigen Katze wiedergibt.
Für Schrödinger bedeutete die Idee, daß Katzen weder tot noch lebendig sind, ein Höchstmaß an Absurdität, doch die experimentellen Erfolge der Quantenmechanik zwingen uns zu dieser Schlußfolgerung. Bislang hat noch jedes Experiment die Quantentheorie bestätigt.
Das Paradoxon der Schrödingerschen Katze ist so bizarr, daß man häufig an Alices Reaktion auf das Verschwinden der Edamer Katze in Lewis Carrolls Roman erinnert ist: ›»Wir sehen uns dort‹, sagte die Katze und löste sich in Luft auf. Alice war darüber nicht sonderlich verwundert, sie war allmählich daran gewöhnt, daß dauernd etwas Seltsames geschah.« Im Laufe der Jahre haben sich auch Physiker an das Geschehen »seltsamer« Dinge in der Quantenmechanik gewöhnt.
Im großen und ganzen kennen wir mindestens drei Arten, mit dieser Schwierigkeit fertig zu werden. Erstens können wir annehmen, daß es Gott gibt. Da alle »Beobachtungen« einen Beobachter voraussetzen, muß es irgendein »Bewußtsein« im Universum geben. Einige Physiker, wie zum Beispiel der Nobelpreisträger Eugene Wigner, haben mit Nachdruck die Auffassung vertreten, die Quantentheorie beweise die Existenz irgendeines universellen kosmischen Bewußtseins im Universum.
Zweitens läßt sich das Paradoxon bewältigen, wie es die Mehrzahl der heute tätigen Physiker macht – man ignoriert das Problem. Die meisten Physiker, die daraufhinweisen, daß eine Kamera ohne jegliches Bewußtsein ebenfalls Messungen vornehmen kann, bekunden damit nur ihren Wunsch, dieses unangenehme, aber unvermeidliche Problem vom Tisch zu wischen.
In diesem Zusammenhang hat der Physiker Richard Feynman einmal gesagt: »Ich glaube, man kann sagen, daß niemand die Quantenmechanik versteht. Man sollte sich möglichst nicht fragen: ›Aber wie kann das so sein?‹, denn das führt einen in eine Sackgasse, aus der noch niemand zurückgekommen ist. Niemand weiß, warum etwas so sein kann.« Oft genug ist gesagt worden, daß von allen in diesem Jahrhundert vorgeschlagenen Theorien die Quantentheorie die verrückteste ist. Und manche meinen, das einzige, was für die Quantentheorie spreche, sei der Umstand, daß sie zweifellos richtig sei.
Es gibt allerdings noch eine dritte Möglichkeit, sich mit diesem Paradoxon auseinanderzusetzen – die sogenannte Viele-Welten-Theorie. In den letzten
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