Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
Genies im weiten Tod der Sonnensysteme zum Untergang verurteilt sind; daß schließlich der ganze Tempel menschlicher Leistung unausweichlich unter dem Schutt eines in Trümmer sinkenden Universums begraben werden muß – all das ist zwar nicht unbestritten, doch fast so gewiß, daß keine Philosophie bestehen kann, die diese Überlegungen verwirft. Nur im Gerüst dieser Wahrheiten, nur auf dem festen Fundament unnachgiebiger Verzweiflung kann die Wohnung der Seele sicher errichtet werden. 3
Diese Worte schrieb Russell im Jahr 1923, Jahrzehnte vor Beginn der Raumfahrt. Der Tod des Sonnensystems war für ihn eine traurige Gewißheit, eine zwingende Schlußfolgerung aus den physikalischen Gesetzen. Soweit die engen technischen Grenzen seiner Zeit es erlaubten, erschien dieser Schluß unausweichlich. Nach allem, was wir inzwischen über die Sternenentwicklung in Erfahrung gebracht haben, wissen wir heute, daß unsere Sonne am Ende ein roter Riese werden und die Erde in einem nuklearen Feuer vernichten wird. Doch wir haben uns auch mit den Grundlagen der Raumfahrt vertraut gemacht. Zu Russells Zeiten galt der bloße Gedanke an Raumschiffe, die groß genug sind, um Menschen auf den Mond oder andere Planeten zu befördern, allgemein als Phantasterei. Doch angesichts der exponentiellen technischen Entwicklung ist der Tod des Sonnensystems keine so schreckliche Aussicht mehr wie damals. Zu dem Zeitpunkt, da sich unsere Sonne in einen roten Riesen verwandelt, wird sich die Menschheit entweder schon längst zu nuklearem Staub pulverisiert haben oder, was wir alle hoffen, einen geeigneten Platz unter den Sternen gefunden haben.
Allerdings läßt sich Russells »unbeugsame Verzweiflung« leicht vom Tod des Sonnensystems auf den Tod des ganzen Universums übertragen. In diesem Fall scheint keine Raumarche die Menschheit aus der Gefahrenzone tragen zu können. Der Schluß scheint unausweichlich zu sein: Die Physik sagt vorher, daß alle intelligenten Lebensformen, ganz gleich wie hoch sie entwickelt sind, zum Untergang verurteilt sind, wenn das Universum selbst stirbt.
Nach Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie wird sich das Universum entweder in kosmischer Agonie ewig ausdehnen, wobei seine Temperatur fast bis auf den absoluten Nullpunkt absinkt, oder es wird sich zusammenziehen, bis es einen feurigen Zusammensturz erleidet, den großen Endkollaps. Entweder ist das Universum offen und stirbt in »Eis« oder es ist geschlossen und geht in »Feuer« unter. In beiden Fällen ist auch eine TypIII-Zivilisation verloren.
Um zu entscheiden, welches Schicksal uns erwartet, berechnen Kosmologen mit Hilfe von Einsteins Gleichungen, wieviel Materie-Energie das Universum insgesamt enthält. Da die Materie in diesen Gleichungen das Maß der Raumzeitkrümmung bestimmt, müssen wir die durchschnittliche Materiedichte des Universums kennen, um zu entscheiden, ob es so viel Materie und Energie gibt, daß die Gravitation die durch den Urknall hervorgerufene Expansion des Kosmos umzukehren vermag.
Für die durchschnittliche Materiedichte gibt es einen kritischen Wert, der über das endgültige Schicksal des Universums und allen intelligenten Lebens darin entscheidet. Wenn die durchschnittliche Dichte des Universums weniger als 10
Gramm pro Kubikzentimeter beträgt – das entspricht zehn Milligramm Materie, verteilt auf das Volumen der Erde –, dann wird das Universum seine Expansion ewig fortsetzen, bis es sich in einen gleichförmig kalten, leblosen Raum verwandelt hat. Wenn hingegen die Durchschnittsdichte diesen Wert übertrifft, dann ist so viel Materie vorhanden, daß die Gravitationskraft des Universums den Urknall umkehren kann und den Feuersturm des großen Endkollapses erdulden muß.
Gegenwärtig ist die Experimentalsituation unklar. Astronomen haben verschiedene Möglichkeiten, die Masse einer Galaxie und damit die Masse des Universums zu messen. Die erste besteht darin, die Sterne einer Galaxie zu zählen und diese Zahl mit dem Durchschnittsgewicht für einen Stern zu multiplizieren. Nach langwierigen Berechnungen dieser Art müßte die Dichte unterhalb des kritischen Wertes liegen, das Universum also seine Expansion ewig fortsetzen. Das Problem dieser Berechnungsmethode liegt allerdings darin, daß sie nicht leuchtende Materie (beispielsweise Staubwolken, Schwarze Löcher und kalte Zwergsterne) außer acht läßt.
Eine zweite Berechnungsart
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