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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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Zeugen geben, falls es der Drängler wirklich auf sie abgesehen hatte.
    Die kommende Ampel stand auf rot.
    Mist , dachte Inka und hielt am Ende der kleinen Autoschlange an.
    »Aua, mein Hintern!«, stöhnte Rebecca unter dem Helm. »Was rast du denn so?«
    Inka starrte in den Rückspiegel und umklammerte die Handgriffe ihres Lenkers. Die Fahrertür des Porsche Cayenne ging auf. »Bleib sitzen und halt dich fest. Kann sein, dass ich gleich durchstarten muss.«
    Keine Sekunde später stand ein Mann neben ihr. Sie spürte seinen Griff an ihrer Schulter und riss den Kopf herum. Sie wollte gerade um Hilfe schreien, doch angesichts des freundlich lächelnden grau melierten Herrn mit Brille blieb ihr der Schrei in der Kehle stecken.
    »Frau Mayer! Habe ich doch richtig gesehen. Das konnten ja nur Sie sein, auf diesem Moped! Entschuldigung, ich bin zwischenzeitlich etwas zu dicht aufgefahren. Ich habe es eilig. Bin schon an der Tankstelle aufgehalten worden. Melden Sie sich doch mal wieder bei mir in der Redaktion! Mir fehlen Ihre messerscharfen Themenaufbereitungen.« Er deutete entschuldigend nach vorn zur Ampel, die gerade auf Grün sprang, und lief zu seinem Fahrzeug zurück.
    Inka holte tief Luft und klopfte Rebecca kurz beruhigend auf den Oberschenkel. Dann setzte sie ihre Mathilda in Gang und reihte sich in den Verkehrsfluss ein. Ihr Herz schlug immer noch wie verrückt. Was für ein Zufall, ausgerechnet auf dieser Fahrt Gert Lindemann zu treffen, da er in Botnang nur ein paar Straßen entfernt von ihr wohnte. Die Stuttgart aktuell war zwar nicht der einzige Brötchengeber, für den sie als freie Journalistin tätig war, aber sie hatte mit ihm, dem Chef vom Dienst, der vor einem Jahr auch zum Stellvertretenden Chefredakteur ernannt wor den war, immer besonders gerne zusammengearbeitet, weil Lindemann mit einer Engelsgeduld die Platzierungsvorstellungen der einzelnen Ressorts unter einen Hut brachte und auch bei Layoutänderungen in letzter Minute nicht die Nerven verlor. Um 23 Uhr war Redaktionsschluss, wenn er also um diese Uhrzeit noch einmal in die Räume der Stuttgart aktuell fuhr, die ganz in der Nähe der Landesbibliothek lagen, dann war es wohl brandeilig. Den Bericht würde sie morgen in der Zeitung lesen können.
    Im Gewirr der Rotebühlkreuzung verlor sie sein Auto im Rückspiegel aus den Augen. Kurz darauf näherten sie sich der Landesbibliothek. In den klassizistischen Häusern entlang der menschenleeren und dunklen Straße waren außerdem Gerichte, Landesverwaltungsstellen und das Hauptstaatsarchiv untergebracht. Sämtliche Wohnungen waren zu Büroräumen umfunktioniert, und so viel sie sehen konnte, brannte nur in zwei Fenstern in der gesamten Straße noch Licht.
    Inka stellte das Moped in der Nähe des Fußweges ab, der zum Hintereingang der Bibliothek führte.
    »War das ein Höllenritt«, stöhnte Rebecca und nahm den Helm ab. »Nach Hause fahre ich mit der U-Bahn, das schwöre ich dir.«
    »Sorry«, sagte Inka. »Ich dachte, wir werden verfolgt. Da bei war das nur mein Chef von der Zeitung, der es brandeilig hatte.«
    »Ich bin jedenfalls mit den Nerven komplett runter.«
    »Aber du gehst doch mit mir ins Magazin?«, fragte Inka unsicher.
    »Ja, doch. Ich will, dass wieder Ruhe einkehrt.«
    Ein Zweig knackte, und Inka zuckte zusammen. Angst zu haben war ein Zeichen von Schwäche, sagte Peter immer. Man sollte Respekt vor seinem Gegner haben, aber niemals Angst. Sie straffte die Schultern. Doch als sie den schmalen Fußweg zwischen Bäumen und Büschen entlanggingen, huschte eine dunkle Katze über den Weg. Das bringt Unglück , dachte Inka unwillkürlich.
    Kurze Zeit später schloss Rebecca den Hintereingang auf, und sie betraten das Empfangsfoyer der Landesbibliothek. Schon dort schlug Inka der intensive Büchergeruch entgegen. Abermillionen wissensgetränkte Duftpartikel. Warum der Geruch ausgerechnet in dieser Bibliothek so intensiv war, obwohl die meisten Bände im Magazin lagerten, war ihr schon immer ein Rätsel gewesen.
    Inka knipste die Taschenlampe an, und der Strahl fiel auf Schließfächer und die Garderobe vor ihnen.
    Wie Einbrecher schlichen sie zur Personaltür, die Rebecca so lautlos wie möglich aufschloss. In der Mitte des breiten Flures befand sich der Lastenaufzug, der in den Keller führte.
    Inka hatte schon die Hand am Metallriegel der Tür, als sie plötzlich die Vorstellung befiel, jemand könne sich dort verstecken. Sie leuchtete hinein. Alles leer.
    Der Aufzugkorb federte ein

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