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hatten vor, Ihnen heute als erstes die Pläne und Fotos des Schiffes auszuhändigen, morgen Vormittag dann eine Besichtigung, anschließend können Sie gern Ihre Fragen stellen.«
»Okay, einverstanden«, sagte ich. Ich war froh, dass es jetzt keine große Sache wurde. Der Flug steckte mir noch in den Knochen und ich hatte Lust zu schlafen.
Man händigte mir alles aus, ich stieg in meine »schwarze Limousine« und ließ mich ins Hotel fahren.
Meine Muschi war weder heiß noch feucht, das kam wirklich selten vor. Nicht einmal der Fahrer vom Sicherheitsdienst, der unverschämt gut aussah, hätte mich jetzt gereizt. Ich wollte nur schlafen. An der Rezeption bat ich um ein paar Sandwiches und eine Kanne schwarzen Tee. Alles wurde mir aufs Zimmer gebracht.
***
Am nächsten Morgen, als ich um sieben Uhr aufwachte, stand alles unberührt da. Ich hatte mehr als zwölf Stunden geschlafen. Das Frühstück ließ ich mir bringen. Ich musste mich dringend über die Schiffspläne hermachen, denn um zehn Uhr war der Termin, und den dicken Briefumschlag hatte ich auch noch nicht durchgearbeitet. Ich öffnete den Umschlag.
Da war noch ein zweiter, verschlossener Umschlag drin, handschriftlich.
»Hallo Anna, wahrscheinlich wirst du dich wundern, wenn du die Pläne und Fotos betrachtest und meinen, ein Schiff dieser Größenordnung passt nicht zu meiner Reederei. Mag stimmen, schau es dir trotzdem an und melde dich bei mir, wenn sich alles bei dir gesetzt hat.«
Ich wurde neugierig und schaute mir die Fotos an. Und tatsächlich: Ich fiel aus allen Wolken.
War das vielleicht eine optische Täuschung? Es handelte sich hier doch um ein kleines Schiff für höchstens einhundertzwanzig Passagiere. Was wollte Frank denn damit?
Unser kleinster Liner nahm dreitausend Passagiere auf, der größte und neuste etwas mehr als viertausend. Da wirkte dieses Schiff fast wie ein Beiboot. Sogleich nahm ich mir die Pläne vor. Da stand: 4.500 t – 108 m lang – 15 m breit – 120 Passagiere – 95 Mann Besatzung.
Wollte Frank Kaffeefahrten veranstalten?
Bestürzt rief ich ihn an. Er war nicht erreichbar, hatte aber hinterlassen, ich sollte am Nachmittag anrufen.
Jetzt hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit. Mein erster Schrecken war verflogen und ich beschäftigte mich mit der Einrichtung. Luxus pur! Marmorbäder, goldene Armaturen in den großzügigen Bädern, alle mit großer Wanne und Whirlpool. Fünf Bars, zwei Restaurants, ein kleines Theater, das auch als Kino diente, Schwimmbad, Saunen, Dampfbad,
Wellnessbereich, zwei Aufzüge und so weiter.
Es war Liebe auf den zweiten Blick!
Wie ein Blitz schlug es bei mir ein, wie wir dieses Luxuslinerchen, bei dem es an nichts fehlte, einsetzen konnten. Das würde ich zunächst für mich behalten. Jetzt hieß es, einen kühlen Kopf zu behalten und sich nicht anmerken zu lassen, dass ich bereits über beide Ohren in das Objekt verliebt war.
Es klopfte an der Tür. Der Chauffeur war da. In wenigen Minuten trafen wir auf der Werft ein. Eine Dame und drei Herren empfingen mich in einem hellen Büro. Zwei Stunden informierte man mich ausführlich. Jetzt wusste ich alles, was ich wissen musste: Über die Entstehung des Projektes, über den tatsächlichen Wert, über die Preisvorstellungen, über Lieferzeiten, über Änderungsmöglichkeiten. Das Schiff war zwar noch im Bau, aber fast fertig.
Wir gingen zu ihm.
Beinahe wäre ich in Bewunderungsschreie ausgebrochen, so überwältigt war ich. Jetzt musste ich einen kühlen Kopf bewahren! Jede begeisterte Äußerung würde Millionen kosten. Ich lächelte also still vor mich hin, machte hier und da eine zurückhaltende Bemerkung, lobte hier, kritisierte da – alles in Maßen.
Eines wusste ich ja: Das Schiff musste weg! Der zukünftige Besitzer aus Sankt Petersburg wurde enteignet und für viele Jahre eingesperrt, da war also nichts zu holen. Der aufwendige Luxus war nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten überhaupt nicht zu bezahlen. Kurz, dieses Prachtstück, das mich inzwischen begeisterte, wie noch nie etwas in meinem Leben, war eigentlich unverkäuflich. Das wussten die Leute von der Werft auch. Ich saß also am längeren Hebel und das wollte ich bei den weiteren Verhandlungen zu Ausdruck bringen.
Nach über zwei Stunden verabschiedete ich mich. Es gab einen neuen Termin in drei Tagen.
***
Zurück im Hotel, rief ich Frank an.
»Na«, fragte er, »wie gefällt dir das Schiff? Kannst du es gebrauchen?«
»Wieso ich? Das ist doch kein
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