I love you, honey
dunkel, um jetzt alleine auf der Straße herumzulaufen.
Zu Hause an gekommen, befreie ich Strolchi und Daisy aus der Tasche und sofort rennen sie zu ihrem Fressnapf. Dann strecke ich mich auf dem Bett aus und sie machen es sich zu meinen Füßen bequem. Ich fühle mich erschöpft und bin froh, mich auszuruhen. Mitten in der Nacht wache ich plötzlich von lautem Poltern auf. Ich gehe in den Flur, um nachzusehen, was passiert ist. Kamal hat in betrunkenem Zustand einen Stuhl umgeworfen. Ich habe ihm inzwischen einen Schlüssel zu meiner Wohnung gegeben. Er hat schlechte Laune und berichtet mir, dass er Streit mit seinem älteren Bruder wegen eines Grundstücksgeschäfts hatte. Daraufhin hat er sich eine Flasche Wein gekauft und bietet mir an, sie gemeinsam mit ihm zu leeren, aber zu so später Zeit trinke ich lieber Saft. Stundenlang höre ich ihm geduldig zu bis es schon langsam hell wird.
Am darauffolgenden Tag bin ich ziemlich übermüdet, denn ich habe höchstens zwei Stunden geschlafen. Von Kamal ist nichts zu sehen, aber er hat die Spuren der letzten Nacht beseitigt. Schnell gebe ich den Katzen etwas zu fressen und mache mich auf den Weg nach Rabat. Ich warte eine halbe Stunde vor dem Café auf Kamal, aber er erscheint nicht. Mehrere Male versuche ich ihn anzurufen, bekomme aber keine Verbindung, niemand antwortet. Langsam werde ich wütend auf ihn. Er weiß, dass ich in dem Café nicht alleine arbeiten kann. Außerdem können wir es uns nicht leisten, dass das Café geschlossen bleibt. Wir brauchen die täglichen Einnahmen. Nur am Freitag öffnen wir nicht.
Ich entschließe mich dann doch, alleine das Café zu öffnen. Vielleicht taucht ja Kamal doch noch auf. Meine Stimmung ist auf den Tiefpunkt. Ich merke, dass ich mich nicht auf ihn verlassen kann. Ich habe viel zu tun, aber es gelingt mir trotzdem, die Gäste zügig zu bedienen. Gegen Mittag erscheint Kamal. Schuldbewusst kommt er auf mich zu und bittet mich um Verzeihung: ,,Sorry, I´m late.“ Ich würdige ihn keines Blickes. Wie soll das alles nur weitergehen? Wir arbeiten überwiegend schweigend bis zum Abend und reden nur das Nötigste. Ich überlege, ob ich eine Hilfskraft einstellen soll. Dann hätte ich Unterstützung, falls Kamal mich wieder im Stich lässt.Wortlos bringt er mich zum Taxi. Wir haben uns nicht ausgesprochen, aber im Moment interessiert es mich nicht. Ich möchte nur so schnell wie möglich nach Hause.
Als ich die Wohnungstür aufschließe, warten Daisy und Strolchi schon sehnsüchtig auf mich. Laut miauend kommen sie mir im Flur entgegen gerannt. Ich bücke mich zu ihnen herunter und streichele die beiden Racker. In der Küche fülle ich ihre Näpfe auf und reinige die Katzentoilette. Plötzlich höre ich Strolchi an der Eingangstür mit seiner Pfote schaben. Er ist auf der Straße geboren, wahrscheinlich folgt er seinem Instinkt und möchte ins Freie. Ich befürchte, dass er wegläuft und in Kämpfe mit streunenden Katzen verwickelt und dann verletzt wird. Er kratzt immer wieder an der Tür und gibt nicht auf. Schließlich gebe ich seinem Willen nach und lasse ihn in den Garten. Daisy bleibt an der geöffneten Tür stehen, läuft aber nicht hinaus. Ihr Freiheitsdrang scheint nicht so groß zu sein. Strolchi sieht jetzt glücklich aus: Er riecht an jeder Blume und jedem Grashalm, versucht Schmetterlinge zu fangen und rollt sich auf dem Boden herum. Vielleicht bleibt er ja im Garten. Tatsächlich, er verlässt sein Revier nicht. Er springt zwar auf die Mauer, aber nur um sich zu sonnen. Ich bin beruhigt. Mit Daisy teile ich mir mein Abendessen. Sie ist ganz verrückt nach dem gebratenen Hähnchen. Dann gehe ich früh zu Bett. Wer weiß, wie lange ich heute Nacht wieder wachgehalten werde.
Kurz vor Mitternacht werde ich du rch Radau im Garten unsanft aus dem Schlaf gerissen. Verschlafen ziehe ich mir rasch eine leichte Hose und ein Sweatshirt an. Dann bürste ich mir die Haare und gehe Kamal suchen. Er steht in der Küche am Herd und bereitet eine Suppe zu. Aufgekratzt begrüßt er mich: ,, Hello, honey, I´m here with some friends.“ Kamal sieht schlecht aus. Er hat tiefe Schatten unter den Augen und seine Gesichtsfarbe wirkt trotz der Bräune ungesund. Sein schwarzer Pullover ist fleckig und seine Jeans sind ausgebeult. Am liebsten würde ich seine Freunde wegschicken, denn ich möchte meine Ruhe haben. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Er sagt, dass sie höchstens zwei Stunden bleiben werden. Ich ergebe mich in mein
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