I love you, honey
ist von zierlicher Statur und macht einen zuverlässigen Eindruck. An den hellbraunen Haaren und den grünlichen Augen erkennt man, dass sie eine Berberin ist.
Die ursprüngliche Bevölkerung Marokkos sind die Berber. Sie lebten als sesshafte Bauern oder waren Nomaden. Die Berber konnten im Landesinneren ihre kulturelle Identität bewahren, aber die Araber haben ihnen den Islam gebracht. Zu dieser Religion bekennen sich heute 99 Prozent der Marokkaner. Die Bevölkerung Marokkos besteht zu einem Drittel aus Berbern und ist vor allem im Hohen und Mittleren Atlas sowie im Rif-Gebirge angesiedelt. Das zweite Drittel setzt sich aus arabischen Berbern zusammen, die in den Städten im Norden leben. Sie haben sich in den vergangenen Jahrhunderten mit der eingewanderten arabischen Bevölkerung vermischt und deren Sprache und Kultur weitgehend übernommen.
Viele Berber mögen es nicht, wenn sie als Araber bezeichnet werden. Sie legen Wert darauf, dass sie einer völlig anderen Volksgruppe angehören. Die Welt der Berber ist eine Welt für. Außer im Aussehen unterscheiden sie sich von den Arabern in der Gesellschaftsordnung. Bei ihnen herrscht immer noch das Matriarchiat. Die Frau hat dort nicht so eine untergeordnete Rolle wie bei den Arabern. Die Berber genießen einen guten Ruf, der besagt, dass sie ehrlich, fleißig und nicht aufdringlich gegenüber Touristen sind.
Samira hat schon Erfahrung im Gastronomiebereich und ich bin von ihr sehr angetan. Es wäre vorteilhaft für mich, eine Hilfe im Café zu haben, obwohl der Lohn unsere Einnahmen verringern würde. Aber auf Kamal kann ich immer weniger zählen. Auch mein ein Studium habe ich in letzter Zeit vernachlässigt und ich habe nicht so viel gelernt, wie es nötig gewesen wäre. Ich brauche mehr freie Zeit für mich. Ich möchte Samira stundenweise einstellen und Kamal ist damit einverstanden. Wahrscheinlich ist es ein Freibrief für ihn, jetzt öfter hier nicht mehr zu erscheinen. Ich mache mir aber jetzt noch keine Gedanken darüber, sondern bin erst einmal über die Entlastung froh.
Hachiko
Die Tage vergehen in einem wiederkehrenden Rhythmus. Vormittags arbeite ich im Café, mal mit Kamal, mal ohne ihn. Nachmittags mache ich manchmal Besorgungen und fahre dann nach Hause. Ich konzentriere mich jetzt auf mein Studium, denn ich möchte es so schnell wie möglich beenden. Samira hat sich gut im Café eingearbeitet und ich vertraue ihr vorbehaltslos. Die Abrechnungen führt sie korrekt und sorgfältig durch, so dass ich mich beruhigt um meine Angelegenheiten kümmern kann.
Heute Abend ist Kamal sehr streitsüchtig. Ihn stört, dass sich Strolchi und Daisy in der Wohnung aufhalten. Er ist es gewohnt, dass Tiere nur außerhalb des Hauses gehalten werden.,,So much fur of the cats“, beklagt er sich und zupft demonstrativ ein Katzenhaar von seinem T-Shirt. Ich erwidere nichts, denn ich halte die Wohnung so gut sauber, wie ich kann. Inzwischen habe ich sie mir n ett eingerichtet. Buntgewebte Teppiche bedecken die Böden und mehrere Zimmerpflanzen stehen in den Zimmern. Außerdem besitze ich jetzt einen Eisschrank, einen Teakholztisch, zwei Stühle und einen kleinen Fernseher. Manchmal gucken Kamal und ich gemeinsam fern. Das Programm ist sehr gut. Es gibt durchgehend amerikanische Spielfilme mit arabischen Untertiteln. Manchmal sehen wir uns die halbe Nacht einen Film nach dem anderen an. Ich werde dabei sehr müde, möchte aber Kamal auch nicht alleine lassen. Meistens gehe ich dann nicht vor vier Uhr schlafen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine ganze Nacht von abends bis morgens durchgeschlafen habe.
Oft spüre ich, dass Kamal während unserer Fernsehabende unruhig neben mir wird. Aber er kontrolliert dann den Drang, seine Freunde in den Straßen zu treffen. Er weiß, dass er mit seiner jetzigen ungesunden Lebensweise auf den Abgrund zusteuert. Leider halten seine guten Vorsätze meistens nur ein paar Tage an. Dann kann er den Einladungen seiner Freunde zum nächtlichen Weintrinken nicht mehr widerstehen. Am nächsten Tag zeigt er dann wieder Reue und nimmt sich vor, solide zu werden. Es ist ein ewiger Teufelskreis, aus dem es ihm nicht gelingt, auszubrechen.
Frühmorgens gehe ich in den Garten und sehe eine Leiter, die an die Häuserwand gelehnt ist. Sofort kommt mir der Gedanke: Es waren Einbrecher hier. Ich laufe zu meinen Nachbarn in den ersten Stock. Sie erzählen mir, dass das Hausmädchen gegen fünf Uhr früh einen
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