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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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sich, bis wir schließlich im Garten saßen. Unterschiedliche Holztische verteilten sich mit bunt zusammengewürfelten Stühlen zwischen Bäumen und Sträuchern. Heruntergebrannte Kerzen flackerten neben Wildblumen in Einmachgläsern auf den Tischen. Das Dach des Hauses war zur Gartenseite heruntergezogen und beherbergte hier eine einfache Küche. An deren Tresen, der mit unterschiedlichen Kachelresten gefliest war, arbeiteten drei Frauen in langen Küchenschürzen. Ein lautes Getratsche und Lachen umgab sie bei ihrer Arbeit. Es zischte aus den dampfenden Pfannen, der Wasserhahn lief, die unterschiedlichsten Teller klapperten und ein Mann hantierte mit eiskalten Getränkeflaschen. Der große Suppentopf schien seit Stunden auf dem gusseisernen Ofen zu kochen. Musik hing ebenso in der Luft wie die Düfte des Essens. Die kubanische Kreativität und Improvisation musste an vielen Ecken die fehlenden Sach- und Geldmittel ersetzen. Die daraus entstandene Individualität und der Ideenreichtum verblüfften uns. Die Gegenstände strotzten vielfach vor eigenwilliger Lebendigkeit.
    Eine dicke Kubanerin kam gemächlich und mit schlurfenden Schritten auf uns zu. Obwohl der Garten bis auf den letzten Stuhl mit Gästen besetzt war, ging keine Hektik von ihr aus. Ihre schwarzen langen Haare waren zu einem festen Knoten im Nacken zusammen gesteckt. Ihre Wangen glichen runden Pausbäckchen, die vor Anstrengung leuchteten und die ich zu gern zwischen meinen Fingern gezwickt hätte. Die Zähne strahlten ebenso weiß wie ihre Schürze, die das Ergebnis ihrer Liebe zum Essen sicher verschnürte und zusammenhielt. Eine sympathische Körperfülle, die uns zum herzhaften Essen einlud.
    Ihre nackten, oberschenkeldicken Arme überreichten uns freundlich einen Zettel. Es gab auf der handgeschriebenen Speisekarte zwei Menüs zur Auswahl: die Vorsuppe und der Nachtisch waren identisch. Der Hauptgang unterteilte sich in Fleisch und Fisch. Punkt. Mehr brauchte kein Mensch!
    Die Speisenkarte war ein Himmelreich für Entscheidungsmuffel und Leute die es, wie wir, einfach mochten. Nicht die Qualität oder die Zubereitung des Essens war simpel, sondern der Weg zum vollen Teller. Keine halbherzigen Versprechen, die etwas verlockend und wortgewandt anpriesen, »ein Bett auf…« oder »eine Symphonie von…«. Keine modellierten Endlosspeisekarten, die unablässig Varianten aufzählten, nur weil die grüne Erbse durch eine orange Karotte vom Teller geschubst wurde. Unsere Auswahl reduzierte sich schlicht und einfach auf zwei Gerichte, die immer frisch zu bereitet wurden.
    Eine ehrliche Klarheit umgab uns. Es gab keinen Entscheidungsmarathon, keine erschlagende Optionsvielfalt, keine Überfrachtung oder Verstrickung in Details. Unsere Geschmacksknospen streiften keine Künstlichkeiten wie Geschmacksverstärker oder Zusatzstoffe. Es stand keine blasierte Kellnerin im Mittelpunkt des Geschehens, sondern nur das unverfälscht gute Essen in einer harmonischen Atmosphäre. Ohne viel Schnickschnack. Einfach und aufs Wesentliche reduziert. Genauso, wie wir vieles im Leben wollten.
    Langsam beschlich uns die Einsicht, dass ein Zuviel in allen Bereichen uns belastete, veränderte und sogar schadete. Wir hatten zuhause die zu treffenden Entscheidungen und die erdrückende Reizdichte immer als gegebene und unverrückbare Tatsache hingenommen. Als ein Faktum, das nicht zu ändern war.
    Nun sogen wir die entspannte Atmosphäre auf und brauchten schon jetzt kein Essen mehr, um uns satt zu fühlen. Dieser Zustand war Sättigung genug. In diesem Moment spürten wir, was uns gut tat. Es war ein unterschwelliges Gefühl, welches wir noch nicht in konkrete Worte fassen konnten. Wir näherten uns langsam dem Wesentlichen an.
    Der Abend endete für uns ebenso entspannt, wie die gesamte restliche Zeit auf der kubanischen Insel.
     
    Birte und ich hatten unseren Reiseabstecher über Kuba genossen. Nachdem wir von Havanna nach Halifax in Kanada geflogen waren, fühlten wir uns bei der Ankunft beinahe wie in Deutschland. Trotz der kulturellen Unterschiede und landestypischen Besonderheiten erschien uns alles so wie immer: Die Großbildleinwände mit Werbung im Flughafenterminal sahen identisch aus und die Namen der Airport-Shops klangen auch gleich. Die Menschen ähnelten uns wieder und kleideten sich wie fast überall in den entwickelten Industrienationen.
    Dazu empfingen uns in der verschneiten kanadischen Provinz Nova Scotia dicke Schneeflocken. Unser Wagen tat dies leider

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