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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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mürrisch mit rutschigen Steinen, unwegsamen Trampelpfaden und Anstiegen. Alles war wohl zu viel. Dabei war die Wanderung ihre eigene Wahl gewesen, aber das schien nun unwichtig geworden zu sein.
    Die zwei Eseltreiber hinter ihnen nahmen sie, trotz ihrer Hilfe, anscheinend nicht wahr. Die gingen ebenfalls zu Fuß und trieben fünf Packesel an, die das gesamte Gepäck trugen. Die peruanischen Treiber lächelten uns schelmisch an, weil sie die Kunden scheinbar selbst amüsant fanden. Sie hätten vom Alter her ihre Väter sein können und gingen barfuß in Sandalen aus alten Autoreifen leichtfüßig hinter ihren jungen Kunden her.
    Wir hatten einen Tag zuvor mit einem Eseltreiber gesprochen, der mit dem Wanderjob, zusätzlich zur harten Arbeit in der Landwirtschaft, eine lukrative Möglichkeit zum Geldverdienen gefunden hatte. Wir fragten ihn nicht, was er von den ausländischen, teils jungen Touristen hielt, mit denen er sein Geld verdiente. Was die Touristen von ihren Eseltreibern hielten, war dagegen nicht sehr schwer zu erraten. Denn abends beim Zelten ging die Hackordnung der zahlenden Touristen und der Arbeiter weiter. Wir sahen Treiber in der abendlichen Kälte und im Regen vor einem Küchenzelt warten, während die Touristen separat aßen und sich aufwärmen konnten. Die Arbeiter durften erst Stunden später ins Warme schlüpfen, nachdem der letzte Tourist ins eigene Schlafzelt verschwunden war und Platz gemacht hatte. Die vorgegebene Hierarchieordnung wurde anscheinend von keinem der Kunden in Frage gestellt. Es war ihr ADVENTURE-FUN-Urlaub mit einer Prise überheblicher Selbstgefälligkeit gegenüber den Einheimischen.
    Für die zahlenden Touristen schien es wichtig zu sein, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Nur der Punkt am Ende eines Weges zählte, obwohl es sich nur um eine viertägige Wanderung und nicht um eine bahnbrechende Expedition handelte. Das Wie interessierte dabei anscheinend nicht, nicht währenddessen und auch nicht danach. Anständiges Verhalten hatte für viele, weit weg von ihrer Heimat, nichts verloren und war offensichtlich, wie sie gerade auch, im URLAUB.
     
    Nach der wunderschönen Wanderung und einem Monat Aufenthalt in der Cordillera Blanca, fuhren wir weiter an die peruanische Küste. Von dort schraubten wir uns wieder die Anden hinauf. An manchen Tagen erschien uns der Camper wirklich wie eine Bergziege. Rauf, runter und rauf und wieder runter. Von Null Meter über dem Meeresspiegel auf über viertausend.
    Langsam hatten Birte und ich uns dem touristischen Epizentrum in Peru, dem Heiligen Tal der Inkas, genähert. Unter internationalen Reiseveranstaltern und Urlaubern galt es mit der Inka-Stadt Machu Picchu als Superlativ und war zum neuen Weltwunder gekrönt worden.
    Auch wir wollten auf unserer Reise durch Peru dieses Weltwunder nicht auslassen. Wir standen inzwischen jedoch der Vorstellung eines unübertrefflichen kulturellen Höhenpunkts skeptisch gegenüber, nachdem wir an anderen Orten Perus Kulturen wie die der Moche, Chimú oder Chavín kennengelernt hatten: Als Überbleibsel der vergangenen Hochkulturen hatten ihre einzigartigen Kunst- und Kulturschätze, die beeindruckenden Tempelanlagen und die spektakulären Lehmbauten unseren Weg begleitet. Wir hatten sie über das gesamte Land verstreut kennengelernt. Aber waren sie weniger wertvoll oder beeindruckend, weil die meisten Touristen sie nicht kannten?
     
    Wir waren im Ort »Ollantaytambo« angekommen; von hier aus hatten die Inkas das Heilige Tal dominiert. Diese von ihnen stadtplanerisch durchorganisierte Ansiedlung existierte noch immer. Die verlassene Festung auf dem Bergsporn oberhalb des Ortes konnte von Touristen besichtigt werden. Die ebenso geschichtsträchtigen Inkagebäude unterhalb der Festung bewohnten die Einheimischen weitgehend unbeirrt von Fremden.
    Wir standen in einer dieser engen und kerzengeraden Straßen im Ort, die vor Jahrhunderten von den Inkas gebaut wurde. Ich fasste über die Oberfläche eines Granitsteins einer Hauswand. Er fühlt sich in dieser schattigen Gasse kalt an. Die Rauheit seiner Oberfläche war ihm von Menschenhand genommen worden und erschien nun perfekt behauen und glatt geschliffen. Kein Stein in der Mauer glich dem anderen, weder in seiner Größe, noch in der Form. Sie wirkten wie unterschiedlich große Puzzleteile, vier- bis zwölfeckig, die sich hauteng und ohne Mörtel aneinander fügten.
    Beim Gehen schaute ich aus der engen Gasse zwischen zwei Granitmauern dem Himmel

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