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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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Wasserflasche hinein. Sie sahen allerdings nicht aus, als würden sie vier Tage Wanderung in denselben verschwitzten Klamotten durchstehen. Weitere Träger mit noch mehr Säcken auf den Rücken folgten ihnen. Das Geheimnis der täglich wechselnden Kleidung, ihrer Zelte und der Verpflegung lüftete sich damit.
    Auch die anderen Träger waren mit einer unerträglichen Last beschwert. Sie schleppten das Maximum an Gewicht, was ein Mann tragen konnte, jedoch ohne vor den Augen der entsetzten Touristen zusammenzubrechen.
    Und dass Menschen überhaupt so schwer und provisorisch beladen werden konnten, hatte sich eine Touristin erst vorstellen können, als sie ihr Gepäck auf den Schultern eines Peruaners gesehen hatte, so erzählte sie es uns nach ihrer Inka-Trail-Wanderung. Wir hatten die allein reisende Deutsche unterwegs kennengelernt. Selbst beim nachträglichen Erzählen wirkte sie noch aufgebracht.
    »Im Nachhinein«, hatte sie uns erzählt, »hat mich mein schlechtes Gewissen dermaßen geplagt. Meine moralischen Maßstäbe, die ich zuhause immer hoch halte, hatte ich mit der Buchung der Tour abgelegt oder vielmehr auf andere übertragen.« Sie hielt die Hand am Munde als sie uns verschwiegen zuflüsterte: »In meinem Job bin ich sogar im Betriebsrat. Ich darf doch gar keinem erzählen, wie ich die Arbeiter hier behandele.«
    Ihre moralischen Ansprüche waren unterlegen gewesen, weil sie ihre private Urlaubskasse schonen wollte. Sie hatte einen der billigsten Anbieter gebucht, dem wohl die Arbeitsbedingungen, aber nicht der Profit egal waren. Mehrere Herzen hatten gleichzeitig, aber im unterschiedlichen Takt, in der Brust der deutschen Touristin geschlagen: Sie wollte gern die Tour machen, aber zu einem günstigen Preis.
    »Ich hatte mir zunächst schöngeredet, dass die Männer schließlich durch mich als Touristin ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Der Meinung bin ich auch immer noch. Aber es ist trotzdem kein Grund die Einheimischen unanständig zu behandeln«, hatte sie ihre Erfahrungen enttäuscht zusammengefasst.
     
    Ich schaute der Trekking-Wanderkarawane in Richtung Machu Picchu nach, bis sie hinter einer Häuserecke verschwunden war. Nur noch das leise Klacken der Wanderstöcke auf dem Kopfsteinpflaster hing in der Luft, ebenso wie die Frage, wie anständig oder moralisch korrekt wir uns fernab der Heimat verhalten sollten? Aber darüber hegte wohl jeder seine eigene, ganz persönliche Ansicht.
    Im Urlaub, zuhause und bei der Arbeit.
     
     
     
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    A ls ich meinen Wagen an der Straße parkte und abschloss, schaute ich zu unserem Balkon hoch. Ich wusste, Ingo war zuhause, denn die Balkontür zur Wohnung stand weit offen.
    Der Frühling zeigte sich das erste Mal in diesem Jahr. Das Osterfeuer war schon einige Wochen her, aber der diesjährige Winter hatte sich strikt geweigert, von den Flammen vertrieben zu werden. Der Frühlingsanfang symbolisierte für mich mehr als nur eine neue Jahreszeit. Denn Ingos Burn-out hatte sich im tristen Herbst und dunklen Winter wie eine Laus im muffigen Pelzmantel festgesetzt. Ich wollte nun endlich mit der Winterkleidung auch alle bedrückenden Empfindungen ablegen.
    Ich ging lächelnd die Treppe zur Wohnung hoch. Die Müdigkeit des Arbeitstages fiel von mir ab. Als ich die Tür aufschloss und einen Spalt weit öffnete, knallte eine andere Tür laut zu. Frische Zugluft wirbelte um mich herum. Der Frühlingsduft war durch die offenen Fenster in die Wohnung geweht und hatte bereits die letzte düstere Andeutung des Winters rausgeschmissen. Es roch herrlich frisch. Das Licht der späten Abendsonne durchflutete jeden Winkel der Wohnung und schraffierte durch die Jalousien Skizzen auf den Holzboden.
    Obwohl mir keine Geräusche entgegenschlugen, lebte alles um mich herum. Es herrschte keine bedrückende Stille, sondern eine schöne und beruhigende Lautlosigkeit. Die staubigen Bauarbeiten waren, wie der Winter, Schnee von gestern. Und Ingos Burn-out hoffentlich bald auch, dachte ich optimistisch.
    Ich stellte meine Tasche im Flur ab und ging ins Wohnzimmer. Ingo schaute überrascht von seinem Notebook hoch. »Hallo. Da bist du ja schon. Ist es denn schon so spät?« Er schaute auf die Uhr seines Notebooks. »Ich bin gleich fertig.«
    Ich genoss den Anblick. Er brauchte gar nicht aufzuhören, mit dem was

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