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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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auch deinen Füchsen, oder du hilfst mir nicht und siehst zu, wie sie sterben.«
    Fluffy leckte sich über die Nase. Cassie hielt die Luft an. Entweder war sie zu dem launischen Munaqsri durchgedrungen, oder sie hatte ihn sich endgültig zum Feind gemacht.
    »Ich kann dich nicht dorthin bringen«, sagte er schließlich. »Die Festung befindet sich östlich der Sonne und westlich des Mondes. Das liegt außerhalb meines Gebiets. Ich kann das Eis nicht verlassen. Für die Füchse des Festlands ist ein anderer Munaqsri verantwortlich.«
    »Dann hilf mir, einen anderen Munaqsri zu finden.« Es musste doch einen geben, der von Eis über Wasser auf festes Land gelangen konnte. Eilig suchte sie Himmel, Eis und Meer ab.
    Weit draußen auf dem Ozean hob ein Narwal sein gedrehtes Horn aus dem Wasser. Gleich darauf tauchte langsam und würdevoll ein zweiter auf, und beide kreuzten ihre einzigartigen Waffen wie in einem uralten Ritual. »Ruf einen Wal«, bat Cassie.
    »Ein Wal wird dir nicht helfen«, erwiderte der Fuchs. »Du bist kein Munaqsri, und das Schicksal der Eisbären oder meiner Füchse ist denen völlig egal.«
    Das werden wir ja sehen, dachte Cassie und schulterte ihren Rucksack. »Tu’s einfach, Fluffy! Bitte!«
    Das Wasser zu ihren Füßen begann zu brodeln. Aufgeschreckte Seevögel erhoben sich kreischend in die Lüfte und verdunkelten einen Moment lang mit ihren Körpern den Himmel. »Er kommt«, sagte der Fuchs.
    Cassie strauchelte, als die Wogen mit voller Wucht auf das Eis trafen. Nur Zentimeter von der Kante entfernt tauchte eine dunkle Rundung aus dem Wasser auf, groß wie ein Unterseeboot. Sie stieg und stieg, wurde größer und größer. Gebannt blickte Cassie auf das Wasser. Der Grönlandwal hob sein Maul aus dem strudelnden Element. Im Inneren seines gewaltigen, offenen Schlundes konnte Cassie die Barten sehen. Algen, Krebse und Seegras hingen in den riesigen, plattenförmigen Gebilden aus Fischbein, von denen Unmengen Wasser tropften. Kein normaler Wal wurde derart groß.
    Der Koloss klappte sein Maul zu, und Wellen schwappten über das Eis. Stolpernd wich Cassie zurück, als sich das kalte Wasser über ihre Mukluks ergoss. Hinter ihr tat sich krachend ein neuer Spalt auf. Sie blickte über die Schulter und sah, wie er sich durch die starke Bewegung der See schnell erweiterte. Schulter an Schulter warteten ihre Eisbären zu beiden Seiten des Risses – ihre herrlichen Eisbären. Der Anblick gab Cassie Kraft.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte sie zu dem Wal.
    »Du bist kein Munaqsri.« Seine Stimme dröhnte wie eine riesige Pauke. Jede einzelne Silbe hallte in Cassies Ohren wider und ließ sie zusammenzucken.
    »Mein Mann ist einer«, erwiderte sie. »Er ist der Eisbären-Munaqsri.«
    Wie ein gewaltiges Monster aus einer uralten Legende stieg der Grönlandwal höher aus den Wellen und donnerte: »Das mag wohl sein. Doch du bist keiner. Wir haben nichts miteinander zu schaffen.«
    Durch das Eis ging ein Ruck wie bei einem Erdbeben.
    Gischt und Wind peitschten Cassie ins Gesicht. Sie stellte sich möglichst breitbeinig hin, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und umklammerte die Tragriemen ihres Rucksacks. Ihr wurde klar, dass es ihm völlig egal war, ob sie ertrank. Den Blick fest auf ihn geheftet, erwiderte sie: »Ich bin an ihn gebunden. Wir haben Eide geschworen.«
    »Wir alle sind durch unsere Versprechen gebunden«, deklamierte der Wal.
    Cassie strich sich das Haar aus der Stirn und sah blinzelnd zu ihm hinauf. Seine riesige Gestalt löschte die Sonne aus. »Bitte! Du musst mir helfen, zur Festung der Trolle zu kommen.«
    »Nichts Lebendes gelangt jemals dorthin.«
    »Dann bring mich wenigstens über das Meer«, bat sie inständig. »Nur bis zur Küste. Von dort werde ich den Weg selbst finden. Aber bitte, hilf mir vom Eis herunter!«
    »Ich helfe keinem Menschen.«
    »Die Bären werden alle sterben, wenn ich ihren Munaqsri nicht rette«, flehte Cassie. Sie durfte nicht scheitern, denn dann würden ihre geliebten Eisbären für immer von der Erde verschwinden. »Hilf mir! Bitte! Um ihretwillen.«
    Der Grönlandwal ließ sich gegen das mürbe Eis treiben, und Cassie ruderte wild mit den Armen, als es erneut heftig zu schwanken begann. »Was gehen mich die Bären an!«
    Aber es musste doch irgendetwas geben, das ihm am Herzen lag! Fieberhaft überlegte sie. Und dann hatte sie eine Eingebung. »Ich trage das Kind des Bären in mir. Einen von euch. Einen zukünftigen Munaqsri.«
    Der Wal stieß

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