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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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senkte den Kopf, legte ihn flach auf den Boden und schloss die Augen. Seine Rippen hoben und senkten sich stoßweise. Sein Atem ging schwer, ein raues Gerassel gegen das Fauchen des Windes.
    Hinter sich hörte Cassie das leise Schnaufen der Bären, die sie durch den Raureif auf ihrer Brille nur verschwommen in den Augenwinkeln erkennen konnte. »Nur noch eine kleine Weile«, versprach sie ihnen.
    Und dann wäre sie runter vom Eis und auf ihrem Weg zu Bär – falls das hier funktionierte.
    Es musste funktionieren. Der Fuchs-Munaqsri würde kommen, oder?
    Niemand würde kommen, wenn ein Eisbär starb, dachte sie. Diese Seelen würden … Sie wusste nicht, was mit diesen Seelen geschehen würde. Aber wenn es niemanden mehr gab, der sie zu den Neugeborenen brachte, dann würden die Eisbären, diese wundervollen Geschöpfe, innerhalb einer Generation aussterben. Keine Seele, kein Leben.
    Bär hatte das Überleben seiner ganzen Art aufs Spiel gesetzt, um sie zu heiraten. Er hatte darauf vertraut, dass sie seinen einzigen Wunsch respektierte. Und sie hatte es nicht getan. Cassie umfing ihren Bauch. Selbst durch all die Lagen an Kleidung hindurch konnte sie die leichte Wölbung fühlen. Das, was er getan hatte, rechtfertigte auf gar keinen Fall den Schaden, den sie selbst all diesen herrlichen Tieren zugefügt hatte, wenn auch völlig ohne Absicht. Sie musste um jeden Preis zu Bär gelangen.
    Der Fuchs erschauerte. Seine Rippen sanken ein, tiefer und tiefer ins Fell, als ob sich etwas zusammenfaltete, und hoben sich nicht mehr. »Munaqsri!« rief Cassie.
    Nichts zu sehen.
    »Munaqsri der Füchse! Ich muss mit dir sprechen, im Namen des Munaqsri der Eisbären!« Er musste hier irgendwo sein. Es gab keinen Plan B.
    »Du kennst den Eisbären?«, fragte eine Stimme. Und plötzlich erblickte sie neben dem Körper des toten Tieres einen zweiten Polarfuchs. Er machte einen Buckel wie eine wütende Katze, und sein Fell sträubte sich in alle Richtungen. »Dann sag ihm, dass er schuld ist am Elend meiner Füchse! Seine Bären rotten sich zusammen, und meine Füchse hungern.« Knurrend zog er die Lefzen zurück, und scharfe Fangzähne funkelten im Sonnenlicht. »Ich werde meine Beschwerde dem Oberhaupt der Arktis-Munaqsri unterbreiten.« Mit seinem dichten weißen Pelz und der zierlichen Schnauze sah der Polarfuchs eher aus wie eine Kreuzung zwischen einem Pekinesen und einer Perserkatze. Er wirkte nicht gerade sehr bedrohlich. Und doch verfügte dieses wütende Fellknäuel über die Kräfte eines Munaqsri.
    Cassie rappelte sich auf die Füße. »Warte! Hör mir zu! Bär, der Eisbär-Munaqsri, er steckt in Schwierigkeiten. Ich brauche deine Hilfe. Du musst mich zur Festung der Trolle bringen, so schnell du kannst. Sie liegt östlich der Sonne und westlich des Mondes.«
    Ihre Worte zeigten umgehend Wirkung. Im Bruchteil einer Sekunde verwandelte sich die Wut des Polarfuchses in pure Verzweiflung. »Er hat seine Bären im Stich gelassen? Oh, meine armen, armen Füchse!« Er legte den Kopf in den Nacken und stieß ein lautes Heulen aus. »Sie werden verhungern! Niemand ist je von dort zurückgekommen. Er ist fort, für immer!«
    Das laute Gejammer schnitt Cassie ins Herz wie ein Messer. »Doch, er wird zurückkommen!«, schrie sie. Ihre Mutter war auch zurückgekommen. Wenn es Bär gelungen war, Gail zu befreien, dann konnte Cassie auch Bär retten. Sie würde ihn zurückbringen. Sie würde alles wieder geradebiegen. »Ich kann ihn zurückbringen!«
    Das Geheule erstarb so schnell, wie es begonnen hatte. Dann starrte der Fuchs-Munaqsri Cassie eine ganze Weile stumm an. »Wer bist du?«, fragte er schließlich.
    »Cassie Dasent.« Auf seinem Fuchsgesicht erschien ein Ausdruck, den sie nicht deuten konnte. Seine Stimmung war innerhalb von dreißig Sekunden schon von wütend über verzweifelt in nachdenklich umgeschlagen. Bitte, lass ihn mir helfen!
    »Du bist kein Munaqsri.«
    »Ich bin die Frau des Eisbären.«
    »Interessante Wahl.«
    Cassie knirschte mit den Zähnen. Verspottete er sie jetzt etwa auch noch? Ihr Ehemann wurde von Trollen gequält. Eisbären und Polarfüchse waren vom Aussterben bedroht. Und sie selbst saß hier auf dem Eis fest, war mindestens im vierten Monat schwanger, und der Sommer nahte mit Riesenschritten. »Ich hab mich nicht von jenseits des Nordpols bis hierher durchgeschlagen, um mich von einem Plüschbeutel beleidigen zu lassen«, schnappte sie. »Du hast die Wahl, Fluffy: Entweder du hilfst mir und damit

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