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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Maschinenraum. Auch der Mast mit den Funk- und Radaranlagen war offenbar schwer beschädigt worden – eine brillante Leistung bei dieser schweren See. Die Rolvaag war manövrierunfähig – genau das hatte er gewollt. Und sie verlor, wie Vallenar deutlich erkennen konnte, erheblich an Fahrt. Das Schiff hielt weiter auf die Eisinseln zu, eine verzweifelte Anstrengung, vorübergehend Schutz vor seinen Geschützen zu suchen. Die Frau, die dort drüben das Kommando hatte, bewies Mut. Sie wollte das Schiff nicht aufgeben, bevor sie nicht alle Möglichkeitenzum Überleben ausgelotet hatte. Er konnte sie verstehen. Sich hinter einer Eisinsel zu verstecken, anstatt zu kapitulieren, war ein ehrenvolles, wenn auch nutzloses Unterfangen. Denn eine Kapitulation kam natürlich nicht in Frage. Es gab nur noch den Tod. Er warf einen Blick auf die Uhr. Zwanzig Minuten gab er ihnen, dann würde er den Zerstörer in die Fahrrinne zwischen den beiden Eisinseln steuern und zur Rolvaag aufschließen. Das ruhige Fahrwasser im Lee der Insel verschaffte ihm die Plattform, die er für ein gezieltes Feuer brauchte. Er malte sich im Geiste den letzten Akt aus. Es gab keine Möglichkeit, etwas falsch zu machen. Und auch keinen Trick, durch den die Rolvaag ihr Geschick im letzten Augenblick hätte abwenden können. Er würde das Szenario mit Phosphorgranaten ausleuchten und dann ohne Hast vorgehen.
    Exekutionen bedürfen immer besonderer Sorgfalt. Aber er würde keine Spielchen mit ihnen treiben, die Dinge nicht unnötig in die Länge ziehen. Er war kein Sadist, und dieser weibliche Kapitän hatte einen ehrenvollen Tod verdient. Am besten war ein Treffer in den Rumpf des Tankers, entschied er, an der Wasserlinie, möglichst weit hinten, damit er mit dem Heck voraus sank. Es war sehr wichtig, Rettungsaktionen in letzterMinute zu verhindern. Es durfte keine Überlebenden geben, die etwas über die Umstände des Untergangs aussagen konnten. Er würde das erste Rettungsboot, das sie zu Wasser ließen, mit den Vier-Zentimeter-Geschützen unter Beschuss nehmen. Das hielt die Gegenseite von ähnlichen Versuchen ab, sie würden lieber an Bord auf ihr Ende warten. Kurz bevor ein Schiff unterging, drängten sich erfahrungsgemäß alle auf dem Vordeck zusammen, wo er sie dann am besten sehen konnte. Es kam ihm vor allem darauf an, diesen aalglatten, verlogenen cabron sterben zu sehen. Der Mann war an allem schuld. Wenn jemand die Exekution seines Sohnes angeordnet hatte, dann er. Der Tanker machte nur noch fünf Knoten Fahrt. Er hielt sich in der Fahrrinne dicht an der größeren der beiden Eisinseln. Ungewöhnlich dicht, womöglich war ja das Ruder beschädigt. Die Inseln ragten so hoch und steil auf, dass es aussah, als führe er in einen azurblau schimmernden Hangar ein. Tatsächlich aber drehte er, wie Vallenar gerade noch mitbekam, nach backbord. Ein Kurs, der ihn ins Lee der größeren Insel und damit vorübergehend aus der Reichweite seiner Geschütze führte. Ein Manöver, das ihm letztendlich jedoch nichts nützen würde. Er setzte das Fernglas ab. »Sonar?« »Klar bis auf den Grund, Sir.« Na also. Es gab kein tückisches Unterwassereis, die Insel fiel unter Wasser genauso gerade und steil ab, wie sie oberhalb der Kiellinie aufragte. Der Moment, den letzten Akt einzuläuten, war gekommen.
    »Vorsichtig durch die Fahrrinne steuern. Ihrem Kurs folgen.«
    Er wandte sich an seinen Gefechtsoffizier. »Feuerbereitschaft herstellen, Feuervorbehalt.« »Aye, Sir.«
    Vallenar griff wieder zum Fernglas und suchte abermals die Fahrrinne ab.
     
    Rolvaag
    17.20 Uhr
    Die Rolvaag glitt zwischen den Eisinseln dahin, mitten in eine in Zwielicht getauchte, stille Welt hinein. Der Wind ließ deutlich nach, was sich wegen der zerbrochenen Scheiben auch auf der Brücke angenehm bemerkbar machte. Britton kam die plötzliche Stille ein wenig unheimlich vor, während rings um die Eisinseln unverändert der Sturm tobte. Sie starrte zu den Klippen hinauf, die zu beiden Seiten des Schiffes aufragten
    – so glatt, als wären sie mit der Axt behauen. Knapp unter der Wasserlinie hatte die Gischt auf der dem Wind zugewandten Seite eine fantastische Höhlenlandschaft ins Eis genagt. Das reine, satte Blau wirkte fast unwirklich. Merkwürdig, dachte sie, wie die Nähe des Todes den Sinn für das Schöne schärft. Das Schiff war nach der Kursänderung um neunzig Grad noch langsamer geworden. Es glitt jetzt parallel zum Eis mit einem Knoten Fahrt dahin und wurde immer

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