Ice Ship - Tödliche Fracht
mit Hauen und Stechen«, murmelte er. Garza lachte. »Nun, die Methode hat sich schon bei Tutanchamun bewährt. Der Tunnel zu seiner Schatzkammer war ebenfalls unter der Hütte eines Arbeiters versteckt.« Sie stiegen, einer hinter dem anderen, die engen Stufen hinunter und kamen in einen von einer Doppelreihe Neonröhren ausgeleuchteten, fachmännisch ausgebauten und mit T-Trägern abgestützten unterirdischen Schacht. Es war so frostig kalt, dass ihr Atem wallende Nebelschwaden hinterließ, als sie hinter Garza hertrotteten. Hier und da hingen Eiszapfen von den Deckenverstrebungen, an den Seitenverkleidungen hatte sich Raureif abgesetzt. McFarlane stockte der Atem, als er plötzlich vor sich etwas Hellrotes leuchten sah. Garza blieb stehen. »Was Sie hier vor sich haben, ist ein kleines Stück von der Unterseite des Meteoriten.« Unter den Meteoriten waren quadratische, an den Seitenverstrebungen und einer Stahlplatte auf dem Boden verschraubte Hebeblöcke geschoben worden. Garza tätschelte einen davon beinahe hebevoll mit der Hand. »Das sind die kleinen Heinzelmännchen, die unseren Meteoriten hochheben werden. Wir warten nur auf das Startzeichen. Zunächst heben sie ihn genau sechs Zentimeter an, dann wird er verkeilt, wir bringen die Hebeblöcke erneut in Position, und danach geht’s weiter. Sobald wir genug Platz haben, fangen wir an, eine Lafette für unseren Burschen zu bauen. Das wird in dem engen Stollen und bei der Saukälte ein hartes Stück Arbeit, aber anders geht es nicht.« Rochefort war dazugekommen. Sein durchgefrorenes Gesicht sah wie marmoriert aus, die Nase hatte einen deutlichen Blaustich. »Wir haben bei den Hebeblöcken fünfzig Prozent Überkapazität einkalkuliert«, erklärte er ihnen. »Die Bodenarmierung ist auf eine höhere Tragfähigkeit als die Erdmasse ausgelegt. Wir sind also auf der sicheren Seite.« Seine verkniffene Miene gab zu verstehen, dass er jeden Zweifel an seinen Berechnungen als persönlichen Affront betrachten würde. Garza führte die kleine Gruppe an der freigelegten Unterseite des Meteoriten entlang, weiter den Tunnel hinunter, bis er sich nach etwa dreißig Metern zu einem großen unterirdischen Depot öffnete, in dem weitere Hebeblöcke, Doppel-T-Träger und Stahlplatten für die Wandverschalung lagerten, alles sorgfältig gestapelt. Ganz hinten in der Lagerhalle stand Glinn und besprach etwas mit einem Techniker. »Du meine Güte«, staunte McFarlane, »ich kann’s gar nicht glauben, dass Sie das alles in so wenigen Tagen ausgebaut und mit schwerem Gerät bestückt haben!« Garza zuckte die Achseln. »Das musste sein. Wir wollten schließlich nicht, dass Unbefugte spitzkriegen, was wir hier alles lagern. Wenn jemand, der etwas von Technik versteht, auch nur einen Blick hier rein wirft, weiß er sofort, dass wir kein Erz abbauen. Und auch kein Gold. In dieser Halle wollen wir, sobald wir die Ausmaße und Konturen unseres Burschen genau genug kennen, die Transportlafette für den Meteoriten bauen. Sehen Sie – dort hinten liegt schon alles bereit: Lichtbogenschweißgeräte, Acetylenleuchten, alles, was wir für Nietverbindungen brauchen ... na ja, und altbewährtes Werkzeug zur Holzbearbeitung natürlich auch.« Glinn kam zu ihnen herüber, er nickte McFarlane zu, dann wandte er sich an Amira. »Setzen Sie sich doch, Rachel. Sie sehen müde aus.« Er deutete auf einen Stapel T-Träger, der etwa die Höhe einer Bank hatte. »Ja, das bin ich allerdings.« Amira lächelte matt. »Aber vor allem verblüfft.«
Eine Bemerkung, die Glinn in seiner Ungeduld schlicht überhörte. »So – und nun bin ich gespannt, was Sie mir zu berichten haben.« »Eine schriftliche Fassung gibt es noch nicht«, sagte McFarlane. »Sie müssen sich also wohl oder übel mit einem mündlichen Briefing zufrieden geben.« Er zog ein zerfleddertes Notizbuch mit Eselsohren aus der Tasche und überflog die Eintragungen. »Ich möchte von vornherein klarstellen, dass wir noch ganz am Anfang stehen. Mehr war in den zwölf Stunden, die Sie uns gegeben haben, nicht machbar.« Glinn nickte wortlos. »Lassen Sie mich noch etwas vorweg sagen: Die Ergebnisse unserer Tests ergeben nicht allzu viel Sinn. Zunächst haben wir versucht, die Haupteigenschaften des Metalls zu bestimmen: Schmelzpunkt, Dichte, elektrischer Widerstand, Wertigkeit und so weiter. Als Erstes haben wir die Materialprobe erhitzt, um den Schmelzpunkt festzustellen. Wir sind auf über fünfzigtausend Grad Kelvin gekommen. Mit dem
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