Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
wurde. McFarlane kontrollierte die Anzeigen der Mikrosonde. »Na, wer sagt’s denn – alles dicht versiegelt. Wir sind schon bei fünf Mikrobar Unterdruck.« Glinn stellte sich neben ihn und verfolgte gespannt die Anzeigen. »Elektromagneten einschalten«, sagte McFarlane. »Eingeschaltet«, bestätigte Amira. »Licht dimmen.« In der Bretterbude wurde es dunkel. Nur durch die Ritzen drang etwas Tageslicht, die LED-Anzeigen der Mikrosonde glühten rot. »Ich gebe jetzt etwas Saft auf den Elektronenstrahl«, flüsterte McFarlane. In der Vakuumkammer war ein schwacher bläulicher Lichtstrahl zu erkennen. Das flackernde, rotierende Spektrallicht, das er auf den Meteoriten warf, ließ die karmesinrote Oberfläche schwarz aussehen. Die Wände des Bretterverschlags schienen plötzlich zu tanzen und zu flirren. McFarlane drehte an zwei Rundskalen der Mikrosonde, die Magnetfelder um die Vakuumglocke veränderten sich. Der Lichtstrahl rotierte und flatterte nicht mehr, er wurde schmaler und heller, bis er schließlich als blauer, mit der Spitze auf den Meteoriten zielender Pfeil erschien.
    »Wir sind auf dem Ziel«, sagte McFarlane. »Ich gehe jetzt fünf Sekunden auf volle Leistung.« Er hielt den Atem an. Der Augenblick der Wahrheit. Glinns insgeheime Sorge, dass der Meteorit irgendwie gefährlich sein könnte, war durchaus berechtigt. Wie berechtigt, würde sich jetzt gleich herausstellen. Er drückte den Timer. Ein greller Lichtstrahl leuchtete in der Vakuumglocke auf. An der Stelle, wo er auf den Meteoriten traf, verfärbte er sich ins Violette und tanzte auf und ab. Die fünf Sekunden waren um, rings um sie wurde es wieder dunkel. McFarlane hatte das Gefühl, von einer gewaltigen Anspannung befreit zu sein. »Licht!«, rief er. Als die Lampen angingen, kniete McFarlane am Rand der Grube und starrte gespannt auf die winzigen Goldscheiben. Es verschlug ihm den Atem. Auf jedem Goldplättchen hatte sich ein Hauch Rot abgelagert – so schwach, dass er kaum zu erkennen war. Und das war noch nicht alles. Wo der Elektronenstrahl auf den Meteoriten getroffen war, sah er – oder zumindest glaubte er das – auf der sonst überall glatten Oberfläche eine fast nur zu ahnende Vertiefung. Er richtete sich auf. »Also?«, drängte Glinn. »Was hat sich getan?« McFarlane grinste. »Der Bursche ist doch nicht so hart, wie wir gedacht haben.«
     
    Isla Desolación
    18. Juli, 9.00 Uhr
    Schnee knirschte unter ihren Schritten, als McFarlane und Amira über die planierte Fläche gingen. Alles war wie vorher: die aufgereihten Container, Baracken und Hütten, der unebene, gefrorene Boden. Nur ich bin nicht mehr derselbe, dachte McFarlane. Er war hundemüde und doch in einer Hochstimmung, die ihn innerlich rotieren ließ. Sie gingen schweigend nebeneinander her, in der klaren, kalten Luft schienen alle Geräusche unnatürlich laut widerzuhallen: das Abrollen ihrer Stiefel auf dem frisch gefallenen Schnee, das ferne Rumpeln von Arbeitsgeräten, ihre raspelnden Atemzüge. McFarlane war es recht so, es half ihm, seine Gedanken zu ordnen und die Spekulationen zu verscheuchen, die ihm seit den Experimenten der letzten Nacht durch den Kopf spukten. Er hielt Amira die Tür zum Zentrallabor auf. Drin trafen sie auf Stonecipher, den zweiten Projektingenieur, der sich inmitten fächerförmig ausgebreiteter Disketten und Leiterplatten an einem offenen Computergehäuse zu schaffen machte. Er sah auf. »Mr. Glinn möchte Sie sprechen. Beide.« »Wo ist er denn?«, fragte McFarlane. »Ein paar Stockwerke tiefer. Ich bringe Sie hin.« Nicht weit von dem um den Meteoriten gezogenen Bretterverschlag war eine zweite Hütte errichtet worden, noch windschiefer als die erste. Die Holztür flog auf, Garza kam heraus. Er trug unter der Kapuze einen Schutzhelm und hielt einen Stapel weiterer Helme in den Armen. Als er sie kommen sah, warf er jedem von ihnen einen zu. »Nur hereinspaziert«, sagte er und winkte sie in die halbdunkle Bruchbude. McFarlane sah sich verwundert um – ein Haufen altes Werkzeug und ein paar Holzbehältnisse mit Nägeln, mehr gab es hier nicht. »Was soll das?«, fragte er. Garza grinste. »Das werden Sie gleich sehen.« Er rollte ein paar von den Behältern beiseite, legte eine in den Boden eingelassene Stahlplatte frei und hob sie hoch. McFarlane schnaufte überrascht. Unter der Falltür verbarg sich eine Treppe, die in einen hell ausgeleuchteten, mit stählernen Seitenverschalungen versehenen Tunnel führte. »Wie in so einem Film

Weitere Kostenlose Bücher