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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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mit einer derartigen Dichte aus unserem Sonnensystem stammt. Er muss aus dem Universum kommen, aus einer Region, die völlig anders ist als unser Lebensraum: von einer Hypernova.« Das Schweigen schien sich endlos zu dehnen. Von ferne war gedämpft der Lärm von Presslufthämmern und Schweißgeräten zu hören. Schließlich räusperte sich Glinn und sagte: »Dr. McFarlane ...« Und als wollte er sich korrigieren: »Sam, seien Sie mir nicht böse, wenn ich gewisse Zweifel hege. Wir bewegen uns bei unserer Arbeit abseits der Parameter logisch nachvollziehbarer Modelle. Es gibt keinen Präzedenzfall, an dem wir uns orientieren können. Dennoch bitte ich Sie, mir nach gewissenhafter Abschätzung aus naturwissenschaftlicher und aus humanitärer Sicht zu sagen: Ist das Risiko kalkulierbar, wenn wir weitermachen? Oder sollen wir das Unternehmen lieber abbrechen und den Heimweg antreten?« McFarlane wusste sehr wohl, worauf Glinns Frage abzielte. Und er ahnte auch, dass die Floskel von der »humanitären Sicht« eine versteckte Anspielung auf die Ereignisse von vor fünf Jahren war, als er seinem Freund und Partner Nestor Masangkay genau in diesem Punkt die Wahrheit schuldig geblieben war. Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Dieser Meteorit liegt jetzt seit zweiunddreißig Millionen Jahren hier, ohne dass es erkennbare Probleme gegeben hat. Aber die Wahrheit ist: Wir wissen es nicht. So viel steht fest, es handelt sich um eine wissenschaftliche Entdeckung von höchster Bedeutung. Nur, ist sie die Risiken wert, die wir eingehen?« Er sah Glinn fest in die Augen. »Noch nie ist irgendetwas wirklich Wichtiges ohne Risiko vollbracht worden.« Glinns Blick schien sich in weiter Ferne zu verlieren. Seine Miene war undurchdringlich, wie immer, aber McFarlane ahnte, dass er ausgesprochen hatte, was Glinn dachte. Glinn zückte seine Taschenuhr, und nachdem er einen Blick daraufgeworfen hatte, traf er seine Entscheidung. »In dreißig Minuten heben wir den Meteoriten an.« McFarlane fühlte sich plötzlich von Gefühlen überwältigt, bei denen er sich nicht sicher war, ob er sie noch als gespannte Erwartung oder schon als inneren Triumph bezeichnen sollte. »Wir müssen bei den ersten Hebeversuchen auf der absolut sicheren Seite sein«, warf Garza ein. »Wer nicht unbedingt benötigt wird, hat hier unten nichts zu suchen.« Der innere Jubel, der McFarlane eben noch erfüllt hatte, verebbte jäh. »Haben Sie nicht vorhin gesagt, dass es bei dem Hebevorgang keine Risiken gibt?« »Sicher ist sicher«, murmelte Glinn, bedeutete McFarlane, ihm zu folgen, und führte ihn durch den schmalen Tunnel zum Ausgang.
     
    Rolvaag
    9.30 Uhr
    Er warf im Vorbeigehen einen Blick auf den Flur der Krankenstation. Alle Türen standen offen, niemand im Wartezimmer, zehn Betten und alle leer – ein überaus zufriedenstellender Zustand. Im Labor wusch er sich zunächst gründlich die Hände, schüttelte mit kreisenden, an das Zeremoniell eines Priesters erinnernden Bewegungen das Wasser ab und ließ die letzten Tropfen vom Heißluftgebläse trocknen. Sein Blick huschte zu dem Regal mit Fachbüchern hinüber, das heißt eigentlich mehr zu den beiden Bildern, die er darüber aufgehängt hatte. Das eine zeigte eine Christusdarstellung, samt flammendem, von Dornen durchbohrtem Herzen, das andere war ein verblasstes Foto zweier in Matrosenanzüge gesteckter Jungen, die einander glichen wie ein Ei dem anderen. Während ihn das Christusbild an den teils widersprüchlichen Verlauf seines Lebens gemahnte, erinnerte das Foto ihn an seinen in New York von einem Straßengangster ermordeten Bruder Simon. Und es war zugleich eine Rechtfertigung dafür, dass er nie geheiratet und Kinder gezeugt hatte. Er streifte sich Latexhandschuhe über, schaltete mit dem Ellbogen die Ringleuchte ein und zog das Vergrößerungsglas über die Liege. Dann öffnete er den Transportbehälter und starrte missbilligend auf das Durcheinander. Wie er sofort sah, fehlten etliche Knochen, der Rest war ohne jedes Verständnis für Anatomie in den Behälter geworfen worden – wie es gerade kam. Angesichts so viel pietätloser Ignoranz konnte er wirklich nur das ergraute Haupt schütteln. Brambell nahm die Knochen heraus, einen nach dem anderen, identifizierte sie und legte sie so auf die Liege, dass ihre Anordnung der menschlichen Anatomie entsprach. Abgesehen von einigen Nagespuren fand er keine Anzeichen für Schäden, die von hungrigen Tieren angerichtet sein konnten. Doch dann zog er die

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