Ich begehre dich noch immer
dagegen.”
„Vielleicht werde ich einverstanden sein, ein paar Wochenenden mit dir zu verbringen.
Vielleicht. Darüber muss ich erst noch nachdenken. Vielleicht bleibe ich auch hier bei meinen Urgroßeltern. Die sind echt stark, und sie lügen mich nie an. Oder vielleicht ziehe ich zu Tante Jessica und Onkel Daniel. Nein, eher nicht. Onkel Daniel ist Cop und hat wahrscheinlich noch einen größeren Haufen Regeln, nach denen man sich richten muss, als du, Mom. Ich sage dir Bescheid, wenn ich mich entschieden habe.”
Emily betrachtete Trevor nachdenklich. Wenn sie sich nicht völlig in ihrem Sohn irrte, und dafür kannte sie ihn zu gut, dann versuchte der kleine Gauner, die Situation auszunutzen. Sie war wie eine Marionette, die ohne Einwände die Fäden, die sie kontrollierten, einem unreifen Jungen überlassen hatte. Und der genoss seine Macht und ließ sie tanzen, wie es ihm gefiel.
„Du denkst immer zuerst an die anderen”, hatte Mark ihr vorgeworfen.
Und plötzlich bekamen die Worte, die er ihr auf der Fahrt hierher gesagt hatte, eine große Bedeutung und verlangten ihre besondere Aufmerksamkeit. Leider musste sie zugeben, dass Mark Recht hatte, so traurig es war. Aber diesmal würde sie zuerst an sich denken. Sie hatte hart darum gekämpft, Selbstvertrauen zu gewinnen. Wenn ihr Sohn sich einbildete, er könnte sie zusammenstauchen, nur weil sie einen Fehler gemacht hatte, dann war er auf dem Holzweg. Das würde sie ihm nicht durchgehen lassen.
„Gut”, sagte sie entschlossen und stand auf. „Lass mich wissen, wo du letztendlich leben willst, damit ich dir deine Post nachschicken kann.”
„Wie bitte?” stieß Trevor hervor und sah sie mit verblüfft aufgerissenen Augen an.
„Oh, übrigens, Trevor”, fuhr sie fort, „es gibt da noch etwas, das du wissen solltest. Es ist nicht nur so, dass ich Mark damals liebte, ich liebe ihn auch heute noch. Und er liebt mich.
Weißt du was? Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht, und ich habe beschlossen, ihn anzunehmen. Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich zuerst an meine Wünsche und meine Bedürfnisse denken. Jetzt bin ich an der Reihe, und ich werde meine Chance auf ein gemeinsames Glück mit Mark ergreifen. Ich wäre doch dumm, wenn ich es nicht täte.”
Ein Lächeln breitete sich auf Marks Gesicht aus, und eine wundervolle Wärme erfüllte ihn, als er Emilys unerwartete Worte hörte.
„Du wirst Mark heiraten? Du willst bei einer dieser kitschigen, schmalzigen Hochzeiten die Braut spielen? Werdet ihr denn zusammen im selben Haus wohnen? Und was wird dann aus mir?”
„Wir hoffen natürlich, dass du uns so oft du kannst besuchen kommst.” erwiderte Emily und betrachtete eingehend ihre Fingernägel.
„Ich bin dein Sohn!” Trevor sprang auf. „Du bist meine Mom, und Mark ist mein Dad und…”
„Ja, aber vergiss bitte nicht”, sagte Emily. „Ich bin die Mutter, die dich angelogen hat. Du hasst mich, weißt du noch? Ach ja, noch etwas. Du musst Marks Namen von der Liste der Leute streichen, zu denen du vielleicht ziehen kannst, weil er ja mit mir zusammen wohnen wird. Und mit deinem Brüderchen oder Schwesterchen, das wir hoffentlich in naher Zukunft bekommen werden.”
Mark unterdrückte ein Lächeln. In manchen Momenten war Emily unschlagbar.
„Aber, Mom”, entgegnete Trevor mit unsicherer Stimme, „ich hasse dich doch nicht wirklich. Ich meine, klar, ich war natürlich wütend auf dich. So sehr, dass ich richtig Magenschmerzen gekriegt hab. Aber ich habe gehört, was du gesagt hast, von wegen Lügen aus Liebe und so.”
Er räusperte sich. „Du hast da ziemlich Mist gebaut, aber du wolltest es nicht. Das mit meinen Hausaufgaben, das war eine Lüge, weil ich mich vor der Arbeit drücken wollte. Deine Lügen waren anders, weil du dachtest, damit würdest du Mark und mir einen Gefallen tun.”
Er sah mit Tränen in den Augen zu ihr auf. „Es tut mir echt Leid, dass ich so gemeine Dinge zu dir gesagt hab. Ich möchte wieder nach Hause kommen. Du wirst meine Mom sein, und Mark wird mein Vater sein, und ich werde euer Kind sein, und dann sind wir eine richtige Familie. Eine Familie, Mom. Ich hab dich lieb, ich schwör’s. Bitte Mom, können wir uns nicht wieder vertragen?”
Emily breitete die Arme aus, und Trevor warf sich so heftig an ihre Brust, dass sie stolperte. Sie drückte ihn fest an sich und ließ zutiefst erleichtert ihren Tränen freien Lauf.
„Ich liebe dich so sehr, Trevor”, flüsterte sie.
„Ich dich auch,
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