Ich begehre dich noch immer
Das mag dir seltsam vorkommen, aber so war es. Das alles tut mir fürchterlich Leid.”
„Ja, klar”, sagte Trevor sarkastisch, den Blick immer noch abgewendet, die Arme abweisend vor der Brust verschränkt.
„Mark wusste vom ersten Moment, als er dich sah, dass du sein Sohn bist”, fuhr Emily fort.
„Du siehst genauso aus wie er, als er in deinem Alter war. Er war sehr wütend auf mich, weil ich ihm deine Existenz verheimlicht hatte. Schließlich sagte ich ihm die Wahrheit. Dass ich ihn so sehr geliebt hatte, dass ich mich entschloss, nichts von dir zu verraten, damit er seine Träume von einer großen Karriere verwirklichen konnte.”
„Hm”, machte Trevor.
„Mark wollte dir sofort sagen, dass er dein Vater ist, aber ich überzeugte ihn, dass es besser wäre, dir eine Chance zu geben, ihn erst einmal besser kennen zu lernen. Ach, Liebling, Mark versuchte nicht, herauszufinden, ob du gut genug für ihn wärst oder sonst was. Er möchte dein Vater sein, und er liebt dich genauso wie ich.” Trevor schnaubte verächtlich. „Ja, klar.”
„Trevor, hör mir bitte zu.” Emily wurde die Kehle eng vor Angst, und sie kämpfte mit aller Kraft gegen die aufsteigenden Tränen an. „Du darfst nicht vergessen, dass ich damals nur wenige Jahre älter war, als du jetzt bist, als ich meine Entscheidungen traf. Ich war so jung und hatte nicht die Weisheit, die erst mit der Zeit und Erfahrung kommt. Ich weiß, dass es falsch war, zu lügen. Ich hatte Unrecht, es zu tun, und hätte die Angelegenheit ganz anders regeln sollen. Ich hätte ehrlich zu Mark und dir sein sollen, und ich hätte die Wahrheit sagen sollen, so wie ich es dir beigebracht habe. Ich flehe dich an, mir zu verzeihen, dass ich dir so wehgetan habe. Bitte.”
„Ich habe dich letztes Jahr mal angelogen, weißt du noch?” entgegnete Trevor. „Ich sagte, ich hätte meine Matheaufgaben gemacht, dabei hatte ich das nicht. Du hast mich erwischt, weil du die Hausaufgaben sehen wolltest, bevor ich sie in den Ranzen steckte.” Er schluckte mühsam, als er sich an die Demütigung erinnerte. „Du hast mir für eine ganze Woche mein Fahrrad weggenommen, weil ich dich angelogen hatte. Dabei sagte ich dir, dass es mir Leid tut, aber das war dir ganz egal. Du hast mir trotzdem nicht erlaubt, Fahrrad zu fahren. Du hast gesagt, ich soll dich nie wieder anlügen, und das habe ich auch nicht getan. Kein einziges Mal. Aber du hast mich mein ganzes Leben lang angelogen, und ich hasse dich dafür.”
„Das reicht jetzt, Trevor”, warf Mark ein. „Ich höre mir nicht länger untätig an, wie du deine Mutter behandelst. Sie öffnet dir ihr Herz, und du solltest sie dafür respektieren, dass sie zugibt, einen Fehler gemacht zu haben, vor allem, weil sie damals glaubte, das Richtige zu tun.”
„Was macht es dir aus, ob ich meine Mom respektiere oder hasse oder sonst was, Mark?”
fragte Trevor trotzig. „Dich hat sie doch auch angelogen.”
„Und ich verstehe jetzt, warum sie es tat. Ich bin nicht sicher, ob ich damals so viel Liebe verdient hatte, aber deine Mutter schenkte sie mir trotzdem.”
„Und jetzt willst du einfach so tun, als wäre nichts geschehen?” rief Trevor aufgebracht.
„Willst du jetzt bloß sagen: He, Emily, was soll’s, ich verzeih dir, dass du mich eine Million Jahre angelogen hast?”
„Es ist keine Frage des Verzeihens, Trevor”, sagte Mark und sah seinen Sohn eindringlich an. „Ich akzeptiere einfach die Wahrheit, dass deine Mutter es aus Liebe getan hat. Aus Liebe zu mir und aus Liebe zu dir.”
„Ja, klar”, bemerkte Trevor wieder.
„Und hör auf mit dieser Ironie”, wies Mark ihn in strengem Ton zurecht. „Es passt nicht zu dir, und deine Mutter hat es nicht verdient.”
„Trevor.” Emily hätte ihn am liebsten in die Arme genommen, aber sie wusste, dass er das im Augenblick nicht zulassen würde. „Sag mir bitte, was ich tun soll, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich möchte, dass wir wieder so sind wie vorher - Mutter und Sohn, die sich lieb haben und ein gutes Team sind. Ich werde alles tun, was du willst, um den Schaden wieder gutzumachen.”
Trevor sah mit einem Hauch von Interesse auf. „Wirklich? Und wenn ich sage, dass ich mit Mark zusammenleben will, da er doch von jetzt an in Ventura wohnen wird?”
Emily schluckte mühsam, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Dann wirst du das auch tun”, antwortete sie mit belegter Stimme. „Wenn es dich glücklich macht, habe ich nichts
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