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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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sie zu ihrem Sessel zurück. »Wie hieß sie gleich?«
    »Sie hieß Jasmine, Mutter. Du wolltest, dass ich mich mit ihr anfreunde.«
    »Und du hast dich geweigert. Du warst immer so ein Dickkopf. Hast du sie zum Weinen gebracht?«
    »An die Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass die Blumenknöpfe von ihr sind.«
    »Sie sind auf dem Fußweg abgefallen. Wer hat sie aufgehoben? Wie sind sie in meinen Nähkasten gekommen? Nimm sie mit, Sonia, bitte. Ich brauche die Sachen nicht mehr. Mach mit den Blumenknöpfen eine hübsche Bluse für Kit.«
    Ich stehe auf, sammle das Nähzeug zusammen, die Bänder, den Stopfpilz und die Knopfdose, und verstaue sie in der Einkaufstüte. Nachher werfe ich das alles weg.
    Auf dem Heimweg im Bus ringe ich damit, die Bilder von Jasmine und Seb nicht hochkommen zu lassen. Um mich abzulenken, greife ich nach einer Ausgabe der Heat , die jemand auf dem Sitz hat liegen lassen. Aber beim Durchblättern stoßen mich die aufgehübschten, retuschierten Promischönheiten so sehr ab, dass ich mich noch mehr nach Jez sehne. Ich werfe die Zeitschrift neben mich auf den Sitz und verbringe den Rest der Fahrt damit, die Knöpfe durch meine Finger rieseln zu lassen, was erstaunlich beruhigend wirkt.
    Als ich nach Hause komme, wartet auf dem Anrufbeantworter im Wohnzimmer eine Nachricht von Greg. Ich soll dringend zurückrufen. Ich nehme den Hörer auf und wähle.
    »Ich versuche schon seit Tagen, dich zu erreichen. Was ist los?«
    »Nichts. Nichts ist los.«
    »Du hast meine Nachrichten nicht abgehört. Warst du unterwegs? Woanders als bei deiner Mutter?«
    »Nur auf dem Markt.«
    »Du musst dein Handy mitnehmen, damit Kit dich erreichen kann, wenn etwas ist. Das habe ich dir schon so oft gesagt.«
    »Ich war nur etwas erkältet, mehr nicht. Wahrscheinlich habe ich deine Anrufe verschlafen. Aber ich bin hier, wie immer.«
    Er schnalzt mit der Zunge, bevor er matt fortfährt.
    »Hör mal, ich habe meinen Flug umgebucht. Ich komme am Donnerstag früh zurück.«
    Was um Himmels willen hat ihn geritten, ausgerechnet in dieser Woche früher nach Hause zu kommen? So viel Mühe gibt er sich sonst nie. Wenn überhaupt, hängt er eher noch einen Tag dran oder sagt Bescheid, sein Flug würde sich verspäten.
    »Du musst die Smythes anrufen und ihnen sagen, dass wir es Donnerstag nicht schaffen. Kit kommt nach Hause, und wir wollen den Abend doch zusammen verbringen. Aber die Einladung steht schon lange, du musst dir eine Ausrede einfallen lassen.«
    »Was für eine Einladung?«
    »Von den Smythes, zu ihrer Silberhochzeit. Sie kam kurz nach Neujahr. Hängt an der Pinnwand über meinem Schreibtisch. Erledige das am besten sofort.«
    »War das alles?«
    »Nein. Sorg dafür, dass der Sicherheitsdienst an diesem Wochenende kommt, wenn ich zu Hause bin. Die Alarmanlage muss funktionieren, wenn wir das Haus zum Verkauf anbieten. Die Nummer musst du googeln. Ach, und Sonia? Wenn es weiter so kalt bleibt, musst du die Heizung anlassen, auch wenn du nicht zu Hause bist. Nicht dass die Rohre platzen. Sie müssten mal isoliert werden, aber das hat Zeit, bis ich zu Hause bin.«
    »Greg, du weißt doch, dass wir uns mit dem Verkauf nicht einig sind. Wir müssen darüber reden, bevor du so vorpreschst.«
    In der Leitung herrscht angespanntes Schweigen.
    »Ach so. Verstehe. Sind wir immer noch nicht weiter? Na gut, dann schau einfach, dass du die Sachen erledigst, um die ich dich gebeten habe. Wir reden am Donnerstag darüber.«
    Nachdem er aufgelegt hat, schleicht sich eine weitere Erinnerung an, eine Erinnerung, die sich lange Jahre in der Ecke zusammengerollt hatte und die ich nicht aus ihrem Katzenschlaf wecken wollte. Gregs Befehlston hat sie hervorgelockt.
    Greg und ich, wie wir vor unserem neuen Haus stehen. Kit war anderthalb. Wir gaben die perfekte kleine Familie ab. Ich war fünfundzwanzig, Greg vierzig. Kurz vorher hatte er erfahren, dass er die Professur in Norwich bekommt. Wir hatten dieses Haus in einem Dorf in Norfolk gekauft, und alles lag vor uns. Ich starrte auf das Haus, ein niedliches, viktorianisches Cottage aus Feuerstein, am Ende der Hauptstraße gelegen. Sogar eine Kletterrose wand sich um die Tür. Dahinter lag eine Neubausiedlung inmitten von noch blühenden Apfelbäumen. Ich hielt Kit auf dem Arm. Es war stürmisch an diesem Tag, der Wind hatte einen Teil der Blütenblätter von den Bäumen geweht. Kit zeigte mit einem pummeligen Finger auf sie, in ihren Handrücken drückten

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