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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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zu ihr in das Fleckchen Sonnenlicht, das durch das Fenster fällt. Es regnet nicht mehr. Die Kaffeemaschine blubbert beruhigend vor sich hin. Draußen ist es immer noch kalt, doch die Sonne scheint direkt in ihr Wohnzimmer. Sie setzt sich mit ihrem Knietablett – einem seltsamen Ding mit einem angenähten Knautschkissen an der Unterseite, damit es nicht wackelt – zurecht und schenkt Kaffee ein. Eines muss man meiner Mutter lassen, sie kann guten Kaffee kochen.
    »Die meisten Sachen kannst du mitnehmen. Ich will sie nicht.«
    Ich werfe einen Blick auf den offenen Koffer. Er ist mit einem hübschen Stoff ausgekleidet und hat eine gerüschte Innentasche und diagonale Stoffscharniere, damit der geöffnete Deckel nicht ganz umklappt.
    »Aber den Koffer behalte ich. Das ist ein Revelation. Solche Koffer werden gar nicht mehr hergestellt. Heute haben sie alle Räder. Als könnten wir unsere Arme und Beine nicht gebrauchen. Deshalb werden die Leute immer kleiner und dicker, das weißt du doch, oder? Daher kommt diese schreckliche Epidemie.«
    »Welche schreckliche Epidemie denn, Mutter?«
    »Diese Fettleibigkeit überall. Heutzutage sind alle fett geworden. Weil sie ihre Koffer hinter sich herziehen, statt sie hochzuheben. Und Fernbedienungen benutzen, statt aufzustehen und einen Knopf zu drücken.«
    Ich lächle. Als sie das sieht, lacht sie, und für einen kurzen Moment sind wir bester Stimmung.
    Ich stelle meinen Kaffee auf einem Beistelltischchen ab und beuge mich hinunter, um den Koffer zu durchstöbern. Darin liegen ein Stapel Stoffe, Bänder, Nähzeug. Ein Stopfpilz! Überrascht hebe ich ihn auf. Wo habe ich neulich noch an einen Stopfpilz gedacht? Siedend heiß fällt mir das Loch in Jez’ Socke ein, der Gedanke erfüllt mich mit solcher Sehnsucht nach ihm, dass ich die Aussicht auf den restlichen Vormittag kaum ertrage.
    »Wenn du Knöpfe brauchst, nimm sie mit. Ich kann keine Knöpfe mehr annähen … meine Finger.« Mit einer Kopfbewegung deutet sie auf eine quadratische Keksdose, die in einer Ecke des Koffers klemmt. Ich öffne den Deckel und tauche eine Hand in den kühlen Haufen aus Plastik und Perlmutt. Mir fällt ein besonderer Knopf auf, ein Gänseblümchen, und plötzlich sehe ich mich an diesem Frühlingsmorgen Jasmine gegenüber. Diese Erinnerung will ich nicht aufwühlen. Sie ist tief in mir vergraben. Ich verschließe die Dose wieder.
    Es ist zu spät. Meine Mutter hat schon losgelegt.
    »Ach, diesen Knopf kenne ich doch. Den, der aussieht wie ein Gänseblümchen. Mach auf. Gib ihn mir! Woher kenne ich ihn? Da war ein Mädchen. Ein hübsches Mädchen, das hieß wie eine Blume. Blumennamen haben mir immer gefallen, aber dein Vater hat auf Sonia bestanden. War sie eine Schulfreundin? Wer war sie noch mal? Ja, genau. Sie hat in der Sonntagsschule neben mir gesessen.«
    Nein, hat sie nicht, Mutter. Du wirfst deine Vergangenheit durcheinander. Du hast Jasmine mit in das Flusshaus gebracht. Es war das erste Mal, dass du ein anderes Kind nach Hause eingeladen hast. Du hattest irgendwas Hinterhältiges vor. Ich glaube, im Grunde weißt du das.
    »Irgendwann ist sie nach dem Unterricht schnell weggelaufen. Jemand war nicht nett zu ihr. Aber wer?«
    Ich, Mutter. Ich war nicht nett zu ihr. Sie wollte mir Seb wegnehmen. Noch nie hatte mich etwas so sehr verletzt. Ich konnte nichts dagegen machen. Das Problem mit der Eifersucht ist, dass sie nirgendwohin kann. Sie prallt wie ein Querschläger hin und her, denn wenn man sie herauslässt, wird man beschimpft, und wenn nicht, hält man es nicht aus. Es ist ein Fluch. Jasmine war für mich ein Fluch.
    Meine Mutter ist aufgestanden und geht auf das Fenster zu. Sie wird mit der Gardine eine Weile kämpfen müssen, bis die Sonne sie nicht mehr blendet. Ich stehe auf, um zu helfen, aber sie weist mich mit einem Schulterzucken ab.
    »Danke, ich schaffe das schon. Das ist gut für meine Taille.« Sie ist immer noch in alberner Stimmung, also spiele ich mit und kichere versöhnlich, als ich mich wieder setze.
    Sie wendet mir noch den Rücken zu, als sie weiterspricht, deshalb erkenne ich nicht, ob sie tatsächlich verwirrt ist.
    »Die Knöpfe, die Knöpfe. Auf dem Weg vor dem Flusshaus. Da lagen mindestens drei, sie waren vorne von diesem hübschen Kleid abgefallen, das sie trug. Das erinnert mich an dieses Gedicht.« Sie nimmt den Kopf in den Nacken und intoniert: » Ein reizend derangierter Putz entfacht im Kleide Übermut ! Das ist von Herrick, Sonia.« Langsam kehrt

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